des Himmels Wölbung fahren, mich in das schäumende Meer werfen und gegen die don- nernden Wogen kämpfen, mit den Abgründen, mit den tiefen, undurchdringlichen Schachten der Erde will ich mich vertraut machen und endlich, endlich irgendwo die Ruhe entdecken. --
Und warum will ich ruhig seyn? Warum dies lächerliche Streben nach einer Empfindung, die an sich nichts ist? die nur aus einer Ab- wesenheit von Gefühlen entsteht? -- Nein, ich will anfangen, in den Folterschmerzen, im Kampfe des Gewissens meine Freuden zu finden! -- Alle Verbrecher, alle Bösewichter sollen leben! Der Tugend, der Gottheit zum Trotz sollen sie sich nicht elend fühlen! ich will es so und ich hab' es mir selber zugeschworen.
Mit meinen jämmerlichen Gesellen ist nichts anzufangen, sie trinken und spielen nicht. Raub und Mord und Mord und Raub ist ihr einziges Beginnen, und wenn sie spielen, ist man in Gefahr, von ihnen umgebracht zu werden.
Wie mir der Kopf, wie mir alle Sinne schwindeln. -- Es giebt nichts Höheres im Menschen, als den Zustand der Bewußtlosigkeit;
des Himmels Woͤlbung fahren, mich in das ſchaͤumende Meer werfen und gegen die don- nernden Wogen kaͤmpfen, mit den Abgruͤnden, mit den tiefen, undurchdringlichen Schachten der Erde will ich mich vertraut machen und endlich, endlich irgendwo die Ruhe entdecken. —
Und warum will ich ruhig ſeyn? Warum dies laͤcherliche Streben nach einer Empfindung, die an ſich nichts iſt? die nur aus einer Ab- weſenheit von Gefuͤhlen entſteht? — Nein, ich will anfangen, in den Folterſchmerzen, im Kampfe des Gewiſſens meine Freuden zu finden! — Alle Verbrecher, alle Boͤſewichter ſollen leben! Der Tugend, der Gottheit zum Trotz ſollen ſie ſich nicht elend fuͤhlen! ich will es ſo und ich hab' es mir ſelber zugeſchworen.
Mit meinen jaͤmmerlichen Geſellen iſt nichts anzufangen, ſie trinken und ſpielen nicht. Raub und Mord und Mord und Raub iſt ihr einziges Beginnen, und wenn ſie ſpielen, iſt man in Gefahr, von ihnen umgebracht zu werden.
Wie mir der Kopf, wie mir alle Sinne ſchwindeln. — Es giebt nichts Hoͤheres im Menſchen, als den Zuſtand der Bewußtloſigkeit;
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des Himmels Woͤlbung fahren, mich in das
ſchaͤumende Meer werfen und gegen die don-
nernden Wogen kaͤmpfen, mit den Abgruͤnden,
mit den tiefen, undurchdringlichen Schachten
der Erde will ich mich vertraut machen und
endlich, endlich irgendwo die Ruhe entdecken. —
Und warum will ich ruhig ſeyn? Warum
dies laͤcherliche Streben nach einer Empfindung,
die an ſich nichts iſt? die nur aus einer Ab-
weſenheit von Gefuͤhlen entſteht? — Nein, ich
will anfangen, in den Folterſchmerzen, im
Kampfe des Gewiſſens meine Freuden zu finden!
— Alle Verbrecher, alle Boͤſewichter ſollen
leben! Der Tugend, der Gottheit zum Trotz
ſollen ſie ſich nicht elend fuͤhlen! ich will es
ſo und ich hab' es mir ſelber zugeſchworen.
Mit meinen jaͤmmerlichen Geſellen iſt nichts
anzufangen, ſie trinken und ſpielen nicht.
Raub und Mord und Mord und Raub iſt ihr
einziges Beginnen, und wenn ſie ſpielen, iſt
man in Gefahr, von ihnen umgebracht zu
werden.
Wie mir der Kopf, wie mir alle Sinne
ſchwindeln. — Es giebt nichts Hoͤheres im
Menſchen, als den Zuſtand der Bewußtloſigkeit;
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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