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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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fänger zur Hülfe eilen solle. Aber er kam nicht,
er war nicht da, und ich gab mich ohne Ge-
genwehr gefangen; ich übergab den Räubern
selbst alles Geld, das ich bey mir hatte: sie
schienen über meine Kaltblütigkeit erstaunt. --
Man schleppte mich auf geheimen Wegen zu
ihrer Wohnung. Ich wußte immer noch nichts
von mir selbst, nicht aus Verzweiflung, sondern
weil ich ungewiß war, ob ich schliefe, oder
wachte, ich glaubte, ich dürfte mir nur recht
ernsthaft Mühe geben, aufzuwachen, und es
würde auch geschehen, das heißt, ich würde
sterben.

Als ich einige Stunden so zugebracht hatte,
schlug mir ein ansehnlicher Mann vor, ein
Mitglied ihrer Gesellschaft zu werden. Sie er-
rathen es vielleicht, Rosa, daß ich ohne alles
Bedenken diesen Vorschlag annahm. Dieser
lächerlich wunderbare Umstand fehlte meinem
Leben noch bis jetzt, er schloß sich so herrlich
an alles Vorhergehende, er bestärkte mich so in
meinem Traume, ich war so überzeugt, daß
ich hier seyn müsse und nicht anderswo seyn
könne, daß ich den Räubern, als sie mich kaum
gefragt hatten, schon mein Jawort gab. --

faͤnger zur Huͤlfe eilen ſolle. Aber er kam nicht,
er war nicht da, und ich gab mich ohne Ge-
genwehr gefangen; ich uͤbergab den Raͤubern
ſelbſt alles Geld, das ich bey mir hatte: ſie
ſchienen uͤber meine Kaltbluͤtigkeit erſtaunt. —
Man ſchleppte mich auf geheimen Wegen zu
ihrer Wohnung. Ich wußte immer noch nichts
von mir ſelbſt, nicht aus Verzweiflung, ſondern
weil ich ungewiß war, ob ich ſchliefe, oder
wachte, ich glaubte, ich duͤrfte mir nur recht
ernſthaft Muͤhe geben, aufzuwachen, und es
wuͤrde auch geſchehen, das heißt, ich wuͤrde
ſterben.

Als ich einige Stunden ſo zugebracht hatte,
ſchlug mir ein anſehnlicher Mann vor, ein
Mitglied ihrer Geſellſchaft zu werden. Sie er-
rathen es vielleicht, Roſa, daß ich ohne alles
Bedenken dieſen Vorſchlag annahm. Dieſer
laͤcherlich wunderbare Umſtand fehlte meinem
Leben noch bis jetzt, er ſchloß ſich ſo herrlich
an alles Vorhergehende, er beſtaͤrkte mich ſo in
meinem Traume, ich war ſo uͤberzeugt, daß
ich hier ſeyn muͤſſe und nicht anderswo ſeyn
koͤnne, daß ich den Raͤubern, als ſie mich kaum
gefragt hatten, ſchon mein Jawort gab. —

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[281/0288] faͤnger zur Huͤlfe eilen ſolle. Aber er kam nicht, er war nicht da, und ich gab mich ohne Ge- genwehr gefangen; ich uͤbergab den Raͤubern ſelbſt alles Geld, das ich bey mir hatte: ſie ſchienen uͤber meine Kaltbluͤtigkeit erſtaunt. — Man ſchleppte mich auf geheimen Wegen zu ihrer Wohnung. Ich wußte immer noch nichts von mir ſelbſt, nicht aus Verzweiflung, ſondern weil ich ungewiß war, ob ich ſchliefe, oder wachte, ich glaubte, ich duͤrfte mir nur recht ernſthaft Muͤhe geben, aufzuwachen, und es wuͤrde auch geſchehen, das heißt, ich wuͤrde ſterben. Als ich einige Stunden ſo zugebracht hatte, ſchlug mir ein anſehnlicher Mann vor, ein Mitglied ihrer Geſellſchaft zu werden. Sie er- rathen es vielleicht, Roſa, daß ich ohne alles Bedenken dieſen Vorſchlag annahm. Dieſer laͤcherlich wunderbare Umſtand fehlte meinem Leben noch bis jetzt, er ſchloß ſich ſo herrlich an alles Vorhergehende, er beſtaͤrkte mich ſo in meinem Traume, ich war ſo uͤberzeugt, daß ich hier ſeyn muͤſſe und nicht anderswo ſeyn koͤnne, daß ich den Raͤubern, als ſie mich kaum gefragt hatten, ſchon mein Jawort gab. —

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/288>, abgerufen am 22.11.2024.