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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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wegen, weil sie nicht wie eine Weyhnachtspy-
ramide mit Freuden ausgeputzt ist, die ins Au-
ge fallen; aber der stille, leise Genuß, der un-
ser Herz ausfüllt, ohne daß es selbst der Ge-
genstand unserer Liebe weiß, dies ist eigentlich
die reinste Freude dieser Erde, durch keine Wor-
te und durch kein Klapperwerk entweiht. Can-
daules fühlte sich gewiß nicht glücklich, als er
durchaus einen Zeugen seines Glückes haben
wollte: in den meisten Fällen ist eine solche stür-
mende Prunkglückseligkeit nur Eitelkeit; wir sind
nur glücklich, damit uns andere beneiden sol-
len. -- Hinweg damit, und hinweg mit aller
Deklamation darüber! --

Kommen Sie und sehn Sie mich selbst und
mein kleines Paradies um mich her; Neid, mehr
zu besitzen, Widerstreben gegen eine Eingeschränkt-
heit, die uns doch so wohlthätig und nöthig ist,
diese Laster sind es, die jeden Menschen aus
seinem Paradiese vertreiben, das er sonst unge-
stört genießen könnte: ach, und wer einmal über
die glückliche Gränze gekommen ist, dem stellt
sich auch ein Engel mit einem feurigen Schwerdte
entgegen, daß er nicht zurück kann. Unsere vo-

wegen, weil ſie nicht wie eine Weyhnachtspy-
ramide mit Freuden ausgeputzt iſt, die ins Au-
ge fallen; aber der ſtille, leiſe Genuß, der un-
ſer Herz ausfuͤllt, ohne daß es ſelbſt der Ge-
genſtand unſerer Liebe weiß, dies iſt eigentlich
die reinſte Freude dieſer Erde, durch keine Wor-
te und durch kein Klapperwerk entweiht. Can-
daules fuͤhlte ſich gewiß nicht gluͤcklich, als er
durchaus einen Zeugen ſeines Gluͤckes haben
wollte: in den meiſten Faͤllen iſt eine ſolche ſtuͤr-
mende Prunkgluͤckſeligkeit nur Eitelkeit; wir ſind
nur gluͤcklich, damit uns andere beneiden ſol-
len. — Hinweg damit, und hinweg mit aller
Deklamation daruͤber! —

Kommen Sie und ſehn Sie mich ſelbſt und
mein kleines Paradies um mich her; Neid, mehr
zu beſitzen, Widerſtreben gegen eine Eingeſchraͤnkt-
heit, die uns doch ſo wohlthaͤtig und noͤthig iſt,
dieſe Laſter ſind es, die jeden Menſchen aus
ſeinem Paradieſe vertreiben, das er ſonſt unge-
ſtoͤrt genießen koͤnnte: ach, und wer einmal uͤber
die gluͤckliche Graͤnze gekommen iſt, dem ſtellt
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[245/0251] wegen, weil ſie nicht wie eine Weyhnachtspy- ramide mit Freuden ausgeputzt iſt, die ins Au- ge fallen; aber der ſtille, leiſe Genuß, der un- ſer Herz ausfuͤllt, ohne daß es ſelbſt der Ge- genſtand unſerer Liebe weiß, dies iſt eigentlich die reinſte Freude dieſer Erde, durch keine Wor- te und durch kein Klapperwerk entweiht. Can- daules fuͤhlte ſich gewiß nicht gluͤcklich, als er durchaus einen Zeugen ſeines Gluͤckes haben wollte: in den meiſten Faͤllen iſt eine ſolche ſtuͤr- mende Prunkgluͤckſeligkeit nur Eitelkeit; wir ſind nur gluͤcklich, damit uns andere beneiden ſol- len. — Hinweg damit, und hinweg mit aller Deklamation daruͤber! — Kommen Sie und ſehn Sie mich ſelbſt und mein kleines Paradies um mich her; Neid, mehr zu beſitzen, Widerſtreben gegen eine Eingeſchraͤnkt- heit, die uns doch ſo wohlthaͤtig und noͤthig iſt, dieſe Laſter ſind es, die jeden Menſchen aus ſeinem Paradieſe vertreiben, das er ſonſt unge- ſtoͤrt genießen koͤnnte: ach, und wer einmal uͤber die gluͤckliche Graͤnze gekommen iſt, dem ſtellt ſich auch ein Engel mit einem feurigen Schwerdte entgegen, daß er nicht zuruͤck kann. Unſere vo-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/251>, abgerufen am 22.11.2024.