Abschnitt durch die Zeit in ganz Europa gehe, daß alles um ihre Hochzeit wisse, und jede Seele sie beneide: sie geben sich der stürmenden Freude und dem lauten Lachen Preis, ach! und beden- ken nicht, daß sich alle Empfindungen, frohe und traurige, in uns, wie in einem Behältnisse sammlen, daß dies Vermögen ihrer Fröhlichkeit in einigen Stunden verschwendet wird, und daß sie dann in einer nüchternen Leerheit darben, und fröhliche Minuten erbetteln, die sie jetzt wegwer- fen. Wenn ihr bey der Feldarbeit schwitzt, und un- ter dem Joche der Dürftigkeit seufzt, ach so werdet ihr sehr bald den heutigen Tag verges- sen, eure Kinder werden euch nicht so entzücken, als an dem Tage ihrer Geburt, wenn sich nach und nach die Leiden entwickeln, die ihr um ih- rentwillen duldet; die seidnen schöngeschürzten Quäste auf eurem Bette werden alt und un- kenntlich, und den Kindern zum Spiele herun- tergerissen werden, die die Braut gestern mit so emsiger Zierlichkeit aufsteckte, die neugeweißte Stube wird von der Lampe und vom Feuer schwarz geräuchert, eure glatten Gesichter legen sich in Falten, Zwietracht und Zank, Krank- heit und Gram hemmen den Strom eures Le-
Abſchnitt durch die Zeit in ganz Europa gehe, daß alles um ihre Hochzeit wiſſe, und jede Seele ſie beneide: ſie geben ſich der ſtuͤrmenden Freude und dem lauten Lachen Preis, ach! und beden- ken nicht, daß ſich alle Empfindungen, frohe und traurige, in uns, wie in einem Behaͤltniſſe ſammlen, daß dies Vermoͤgen ihrer Froͤhlichkeit in einigen Stunden verſchwendet wird, und daß ſie dann in einer nuͤchternen Leerheit darben, und froͤhliche Minuten erbetteln, die ſie jetzt wegwer- fen. Wenn ihr bey der Feldarbeit ſchwitzt, und un- ter dem Joche der Duͤrftigkeit ſeufzt, ach ſo werdet ihr ſehr bald den heutigen Tag vergeſ- ſen, eure Kinder werden euch nicht ſo entzuͤcken, als an dem Tage ihrer Geburt, wenn ſich nach und nach die Leiden entwickeln, die ihr um ih- rentwillen duldet; die ſeidnen ſchoͤngeſchuͤrzten Quaͤſte auf eurem Bette werden alt und un- kenntlich, und den Kindern zum Spiele herun- tergeriſſen werden, die die Braut geſtern mit ſo emſiger Zierlichkeit aufſteckte, die neugeweißte Stube wird von der Lampe und vom Feuer ſchwarz geraͤuchert, eure glatten Geſichter legen ſich in Falten, Zwietracht und Zank, Krank- heit und Gram hemmen den Strom eures Le-
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Abſchnitt durch die Zeit in ganz Europa gehe,
daß alles um ihre Hochzeit wiſſe, und jede Seele
ſie beneide: ſie geben ſich der ſtuͤrmenden Freude
und dem lauten Lachen Preis, ach! und beden-
ken nicht, daß ſich alle Empfindungen, frohe
und traurige, in uns, wie in einem Behaͤltniſſe
ſammlen, daß dies Vermoͤgen ihrer Froͤhlichkeit
in einigen Stunden verſchwendet wird, und daß
ſie dann in einer nuͤchternen Leerheit darben, und
froͤhliche Minuten erbetteln, die ſie jetzt wegwer-
fen. Wenn ihr bey der Feldarbeit ſchwitzt, und un-
ter dem Joche der Duͤrftigkeit ſeufzt, ach ſo
werdet ihr ſehr bald den heutigen Tag vergeſ-
ſen, eure Kinder werden euch nicht ſo entzuͤcken,
als an dem Tage ihrer Geburt, wenn ſich nach
und nach die Leiden entwickeln, die ihr um ih-
rentwillen duldet; die ſeidnen ſchoͤngeſchuͤrzten
Quaͤſte auf eurem Bette werden alt und un-
kenntlich, und den Kindern zum Spiele herun-
tergeriſſen werden, die die Braut geſtern mit
ſo emſiger Zierlichkeit aufſteckte, die neugeweißte
Stube wird von der Lampe und vom Feuer
ſchwarz geraͤuchert, eure glatten Geſichter legen
ſich in Falten, Zwietracht und Zank, Krank-
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/232>, abgerufen am 24.11.2024.
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