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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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beweisen Sie dadurch, daß ich Ihnen nicht ganz
gleichgültig bin.

Doch ich eile zu einer Begebenheit, die wich-
tiger ist, und die mich im Grunde schon alles
hat vergessen lassen. Ich versuchte meinen Lieb-
lings, Zeitvertreib, der mich am ersten tröstet;
ich streifte in der Dämmerung durch enge und
unbekannte Gassen; ergötzte mich, wenn ich ei-
ner Kirche vorbeygieng, an dem Gedanken, daß
ich jetzt mitten in der Stadt gehe, deren Nahme
mir in den Knabenjahren so schön und aben-
theuerlich geklungen hatte. Ich verirrte mich
endlich in den kreuzenden Straßen, und gerieth,
als es schon ziemlich spät war, an die Porta
Capena.
Ich gieng hindurch.

Sie kennen dort vor dem Thore die seltsa-
men und an manchen Stellen schauerlichen Rui-
nen. Es ward dunkler, und ich fürchtete mich
endlich; ich erinnerte mich eines Menschen, von
dem ich glaubte, ich weiß aber nicht warum,
daß ich ihn nothwendig hier treffen müßte. Ich
wollte umwenden, und sah seitwärts einige kleine
unbedeutende Hütten in einer ziemlichen Ent-
fernung; in einer von diesen brannten die Fen-
ster hell und freundlich. Ich hatte einen unwi-

beweiſen Sie dadurch, daß ich Ihnen nicht ganz
gleichguͤltig bin.

Doch ich eile zu einer Begebenheit, die wich-
tiger iſt, und die mich im Grunde ſchon alles
hat vergeſſen laſſen. Ich verſuchte meinen Lieb-
lings, Zeitvertreib, der mich am erſten troͤſtet;
ich ſtreifte in der Daͤmmerung durch enge und
unbekannte Gaſſen; ergoͤtzte mich, wenn ich ei-
ner Kirche vorbeygieng, an dem Gedanken, daß
ich jetzt mitten in der Stadt gehe, deren Nahme
mir in den Knabenjahren ſo ſchoͤn und aben-
theuerlich geklungen hatte. Ich verirrte mich
endlich in den kreuzenden Straßen, und gerieth,
als es ſchon ziemlich ſpaͤt war, an die Porta
Capena.
Ich gieng hindurch.

Sie kennen dort vor dem Thore die ſeltſa-
men und an manchen Stellen ſchauerlichen Rui-
nen. Es ward dunkler, und ich fuͤrchtete mich
endlich; ich erinnerte mich eines Menſchen, von
dem ich glaubte, ich weiß aber nicht warum,
daß ich ihn nothwendig hier treffen muͤßte. Ich
wollte umwenden, und ſah ſeitwaͤrts einige kleine
unbedeutende Huͤtten in einer ziemlichen Ent-
fernung; in einer von dieſen brannten die Fen-
ſter hell und freundlich. Ich hatte einen unwi-

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[104/0110] beweiſen Sie dadurch, daß ich Ihnen nicht ganz gleichguͤltig bin. Doch ich eile zu einer Begebenheit, die wich- tiger iſt, und die mich im Grunde ſchon alles hat vergeſſen laſſen. Ich verſuchte meinen Lieb- lings, Zeitvertreib, der mich am erſten troͤſtet; ich ſtreifte in der Daͤmmerung durch enge und unbekannte Gaſſen; ergoͤtzte mich, wenn ich ei- ner Kirche vorbeygieng, an dem Gedanken, daß ich jetzt mitten in der Stadt gehe, deren Nahme mir in den Knabenjahren ſo ſchoͤn und aben- theuerlich geklungen hatte. Ich verirrte mich endlich in den kreuzenden Straßen, und gerieth, als es ſchon ziemlich ſpaͤt war, an die Porta Capena. Ich gieng hindurch. Sie kennen dort vor dem Thore die ſeltſa- men und an manchen Stellen ſchauerlichen Rui- nen. Es ward dunkler, und ich fuͤrchtete mich endlich; ich erinnerte mich eines Menſchen, von dem ich glaubte, ich weiß aber nicht warum, daß ich ihn nothwendig hier treffen muͤßte. Ich wollte umwenden, und ſah ſeitwaͤrts einige kleine unbedeutende Huͤtten in einer ziemlichen Ent- fernung; in einer von dieſen brannten die Fen- ſter hell und freundlich. Ich hatte einen unwi-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/110>, abgerufen am 21.11.2024.