Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

mir seitdem verhaßt, der Himmel über Italien
trübe und verderbenschwanger; wie ein verirrtes
Kind sehn' ich mich nach meiner Heimath zurück.

Ja, Eduard, nun will ich, nun muß ich
nach meinem lieben Englande zurückkehren! Ich
muß mich von den Fesseln losmachen, die man
mir anlegte, indeß ich schlief. O wie schmachte
ich nach der Freude des Wiedersehens an Dei-
ner Brust! Eine wehmüthige Wonne macht
meine Hand erzittern, wenn ich an Amalien
und ihre Liebe denke. Mit einem frischen Glan-
ze übergossen kömmt mir mein künftiges Leben
entgegen, ich athme froh und frey und mein
Herz fühlt sich leicht bei dieser Aussicht. --
Schicke die Einlage an meinen Vater und schrei-
be ihm selbst einige Worte, denn er hat viel
Vertrauen zu Dir; er muß mir seine Einwilli-
gung zu meinem Glücke geben, er muß Ama-
liens Hand in die meinige legen, ach und er
thut es gewiß. Bange seh' ich der Antwort
entgegen, furchtsam schleicht bis dahin die Zeit:
öde und finster, verworren und lästig ist mir die
Gegenwart. -- Wenn aber jener Sonnenstrahl,
auf den ich hoffe, durch die Verwüstung bricht,
-- wenn ich nun das Siegel von dem erwünsch-

mir ſeitdem verhaßt, der Himmel uͤber Italien
truͤbe und verderbenſchwanger; wie ein verirrtes
Kind ſehn’ ich mich nach meiner Heimath zuruͤck.

Ja, Eduard, nun will ich, nun muß ich
nach meinem lieben Englande zuruͤckkehren! Ich
muß mich von den Feſſeln losmachen, die man
mir anlegte, indeß ich ſchlief. O wie ſchmachte
ich nach der Freude des Wiederſehens an Dei-
ner Bruſt! Eine wehmuͤthige Wonne macht
meine Hand erzittern, wenn ich an Amalien
und ihre Liebe denke. Mit einem friſchen Glan-
ze uͤbergoſſen koͤmmt mir mein kuͤnftiges Leben
entgegen, ich athme froh und frey und mein
Herz fuͤhlt ſich leicht bei dieſer Ausſicht. —
Schicke die Einlage an meinen Vater und ſchrei-
be ihm ſelbſt einige Worte, denn er hat viel
Vertrauen zu Dir; er muß mir ſeine Einwilli-
gung zu meinem Gluͤcke geben, er muß Ama-
liens Hand in die meinige legen, ach und er
thut es gewiß. Bange ſeh’ ich der Antwort
entgegen, furchtſam ſchleicht bis dahin die Zeit:
oͤde und finſter, verworren und laͤſtig iſt mir die
Gegenwart. — Wenn aber jener Sonnenſtrahl,
auf den ich hoffe, durch die Verwuͤſtung bricht,
— wenn ich nun das Siegel von dem erwuͤnſch-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0348" n="340[338]"/>
mir &#x017F;eitdem verhaßt, der Himmel u&#x0364;ber Italien<lb/>
tru&#x0364;be und verderben&#x017F;chwanger; wie ein verirrtes<lb/>
Kind &#x017F;ehn&#x2019; ich mich nach meiner Heimath zuru&#x0364;ck.</p><lb/>
          <p>Ja, Eduard, nun will ich, nun muß ich<lb/>
nach meinem lieben Englande zuru&#x0364;ckkehren! Ich<lb/>
muß mich von den Fe&#x017F;&#x017F;eln losmachen, die man<lb/>
mir anlegte, indeß ich &#x017F;chlief. O wie &#x017F;chmachte<lb/>
ich nach der Freude des Wieder&#x017F;ehens an Dei-<lb/>
ner Bru&#x017F;t! Eine wehmu&#x0364;thige Wonne macht<lb/>
meine Hand erzittern, wenn ich an Amalien<lb/>
und ihre Liebe denke. Mit einem fri&#x017F;chen Glan-<lb/>
ze u&#x0364;bergo&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;mmt mir mein ku&#x0364;nftiges Leben<lb/>
entgegen, ich athme froh und frey und mein<lb/>
Herz fu&#x0364;hlt &#x017F;ich leicht bei die&#x017F;er Aus&#x017F;icht. &#x2014;<lb/>
Schicke die Einlage an meinen Vater und &#x017F;chrei-<lb/>
be ihm &#x017F;elb&#x017F;t einige Worte, denn er hat viel<lb/>
Vertrauen zu Dir; er muß mir &#x017F;eine Einwilli-<lb/>
gung zu meinem Glu&#x0364;cke geben, er muß Ama-<lb/>
liens Hand in die meinige legen, ach und er<lb/>
thut es gewiß. Bange &#x017F;eh&#x2019; ich der Antwort<lb/>
entgegen, furcht&#x017F;am &#x017F;chleicht bis dahin die Zeit:<lb/>
o&#x0364;de und fin&#x017F;ter, verworren und la&#x0364;&#x017F;tig i&#x017F;t mir die<lb/>
Gegenwart. &#x2014; Wenn aber jener Sonnen&#x017F;trahl,<lb/>
auf den ich hoffe, durch die Verwu&#x0364;&#x017F;tung bricht,<lb/>
&#x2014; wenn ich nun das Siegel von dem erwu&#x0364;n&#x017F;ch-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340[338]/0348] mir ſeitdem verhaßt, der Himmel uͤber Italien truͤbe und verderbenſchwanger; wie ein verirrtes Kind ſehn’ ich mich nach meiner Heimath zuruͤck. Ja, Eduard, nun will ich, nun muß ich nach meinem lieben Englande zuruͤckkehren! Ich muß mich von den Feſſeln losmachen, die man mir anlegte, indeß ich ſchlief. O wie ſchmachte ich nach der Freude des Wiederſehens an Dei- ner Bruſt! Eine wehmuͤthige Wonne macht meine Hand erzittern, wenn ich an Amalien und ihre Liebe denke. Mit einem friſchen Glan- ze uͤbergoſſen koͤmmt mir mein kuͤnftiges Leben entgegen, ich athme froh und frey und mein Herz fuͤhlt ſich leicht bei dieſer Ausſicht. — Schicke die Einlage an meinen Vater und ſchrei- be ihm ſelbſt einige Worte, denn er hat viel Vertrauen zu Dir; er muß mir ſeine Einwilli- gung zu meinem Gluͤcke geben, er muß Ama- liens Hand in die meinige legen, ach und er thut es gewiß. Bange ſeh’ ich der Antwort entgegen, furchtſam ſchleicht bis dahin die Zeit: oͤde und finſter, verworren und laͤſtig iſt mir die Gegenwart. — Wenn aber jener Sonnenſtrahl, auf den ich hoffe, durch die Verwuͤſtung bricht, — wenn ich nun das Siegel von dem erwuͤnſch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/348
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 340[338]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/348>, abgerufen am 09.05.2024.