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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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sichten eben so sehr als mir gefielen. Wir
verließen an einem trüben neblichten Morgen
ein Dorf, das tief im Grunde lag, Rosa und
Balder fuhren langsam die Anhöhe hinauf, und
ich und Ferdinand folgten zu Pferde. Oben
auf dem Berge gab uns die Natur einen wun-
derbaren Anblick. Wie ein Chaos lag die Ge-
gend, so weit wir sie erkennen konnten, vor
uns, ein dichter Nebel hatte sich um die Ber-
ge gewickelt, und durch die Thäler schlich ein
finstrer Dampf; Wolken und Felsen, die das
Auge nicht von einander unterscheiden konnte,
standen in verworrenen Haufen durcheinander;
ein finstrer Himmel brütete über den grauen,
ineinanderfließenden Gestalten. Itzt brach vom
Morgen her durch die dämmernde Verwirrung
ein schräger, rother Strahl, hundertfarbige
Scheine zuckten durch die Nebel und flimmerten
in mannigfaltigen Regenbogen, die Berge er-
hielten Umrisse und wie Feuerkugeln standen
ihre Gipfel über dem sinkenden Nebel. -- Ich
hielt und betrachtete lange die wunderbaren
Veränderungen der Natur, die hier schnell auf
einander folgten; ich hatte es nicht bemerkt,
daß der Wagen indeß vorangefahren war: als

ſichten eben ſo ſehr als mir gefielen. Wir
verließen an einem truͤben neblichten Morgen
ein Dorf, das tief im Grunde lag, Roſa und
Balder fuhren langſam die Anhoͤhe hinauf, und
ich und Ferdinand folgten zu Pferde. Oben
auf dem Berge gab uns die Natur einen wun-
derbaren Anblick. Wie ein Chaos lag die Ge-
gend, ſo weit wir ſie erkennen konnten, vor
uns, ein dichter Nebel hatte ſich um die Ber-
ge gewickelt, und durch die Thaͤler ſchlich ein
finſtrer Dampf; Wolken und Felſen, die das
Auge nicht von einander unterſcheiden konnte,
ſtanden in verworrenen Haufen durcheinander;
ein finſtrer Himmel bruͤtete uͤber den grauen,
ineinanderfließenden Geſtalten. Itzt brach vom
Morgen her durch die daͤmmernde Verwirrung
ein ſchraͤger, rother Strahl, hundertfarbige
Scheine zuckten durch die Nebel und flimmerten
in mannigfaltigen Regenbogen, die Berge er-
hielten Umriſſe und wie Feuerkugeln ſtanden
ihre Gipfel uͤber dem ſinkenden Nebel. — Ich
hielt und betrachtete lange die wunderbaren
Veraͤnderungen der Natur, die hier ſchnell auf
einander folgten; ich hatte es nicht bemerkt,
daß der Wagen indeß vorangefahren war: als

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[232[230]/0240] ſichten eben ſo ſehr als mir gefielen. Wir verließen an einem truͤben neblichten Morgen ein Dorf, das tief im Grunde lag, Roſa und Balder fuhren langſam die Anhoͤhe hinauf, und ich und Ferdinand folgten zu Pferde. Oben auf dem Berge gab uns die Natur einen wun- derbaren Anblick. Wie ein Chaos lag die Ge- gend, ſo weit wir ſie erkennen konnten, vor uns, ein dichter Nebel hatte ſich um die Ber- ge gewickelt, und durch die Thaͤler ſchlich ein finſtrer Dampf; Wolken und Felſen, die das Auge nicht von einander unterſcheiden konnte, ſtanden in verworrenen Haufen durcheinander; ein finſtrer Himmel bruͤtete uͤber den grauen, ineinanderfließenden Geſtalten. Itzt brach vom Morgen her durch die daͤmmernde Verwirrung ein ſchraͤger, rother Strahl, hundertfarbige Scheine zuckten durch die Nebel und flimmerten in mannigfaltigen Regenbogen, die Berge er- hielten Umriſſe und wie Feuerkugeln ſtanden ihre Gipfel uͤber dem ſinkenden Nebel. — Ich hielt und betrachtete lange die wunderbaren Veraͤnderungen der Natur, die hier ſchnell auf einander folgten; ich hatte es nicht bemerkt, daß der Wagen indeß vorangefahren war: als

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 232[230]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/240>, abgerufen am 25.11.2024.