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Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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anderes Vermögen zu besitzen, als diese Bilder, denn er ist überreich. Aber wo ist er?

Eine Seitenthür öffnete sich, und Eduard trat ungefähr so gekleidet herein, wie der ihm ähnliche Schäfer auf dem alten Gemälde von Quintin Messys stand. -- Dieser? schrie Walther: woher haben Sie die Gemälde? Als ihm Eduard den sonderbaren Vorfall erzählt hatte, nahm der Alte die Hand der Tochter und legte sie in die des Jünglings, indem er sagte: Sophie wagt viel, aber sie thut es aus Liebe zu ihrem Vater; ich denke, mein Sohn, du wirst nun klug und gut geworden sein. Doch, eine Bedingung: ihr wohnt bei mir und Eulenböck kommt nie über meine Schwelle, auch siehst du ihn mit keinem Auge wieder. Gewiß nicht, antwortete Eduard: überdies reiset er mit dem fremden Prinzen von hier fort.

Man ging nach dem Hause des Vaters. Dieser führte den Jüngling in seine Bibliothek: hier, junger Mensch, sagte er, findest du auch deine Seltenheiten wieder, die dein lustiger Bibliothekar mir für ein Spottgeld verkauft hat. Du wirst diese Schätze deines Vaters künftig heiliger halten.

Die Liebenden waren glücklich. Als sie allein waren, schloß Sophie den Jüngling herzlich in die Arme. Ich liebe dich innigst, mein Freund, flüsterte sie ihm zu, aber ich mußte neulich dem Eigensinne meines Vaters nachgeben und mich damals und heute stellen, als gehorchte ich ihm unbedingt, um erst nicht alle Hoffnung aufzugeben und heute ohne Widerspruch dein zu sein;

anderes Vermögen zu besitzen, als diese Bilder, denn er ist überreich. Aber wo ist er?

Eine Seitenthür öffnete sich, und Eduard trat ungefähr so gekleidet herein, wie der ihm ähnliche Schäfer auf dem alten Gemälde von Quintin Messys stand. — Dieser? schrie Walther: woher haben Sie die Gemälde? Als ihm Eduard den sonderbaren Vorfall erzählt hatte, nahm der Alte die Hand der Tochter und legte sie in die des Jünglings, indem er sagte: Sophie wagt viel, aber sie thut es aus Liebe zu ihrem Vater; ich denke, mein Sohn, du wirst nun klug und gut geworden sein. Doch, eine Bedingung: ihr wohnt bei mir und Eulenböck kommt nie über meine Schwelle, auch siehst du ihn mit keinem Auge wieder. Gewiß nicht, antwortete Eduard: überdies reiset er mit dem fremden Prinzen von hier fort.

Man ging nach dem Hause des Vaters. Dieser führte den Jüngling in seine Bibliothek: hier, junger Mensch, sagte er, findest du auch deine Seltenheiten wieder, die dein lustiger Bibliothekar mir für ein Spottgeld verkauft hat. Du wirst diese Schätze deines Vaters künftig heiliger halten.

Die Liebenden waren glücklich. Als sie allein waren, schloß Sophie den Jüngling herzlich in die Arme. Ich liebe dich innigst, mein Freund, flüsterte sie ihm zu, aber ich mußte neulich dem Eigensinne meines Vaters nachgeben und mich damals und heute stellen, als gehorchte ich ihm unbedingt, um erst nicht alle Hoffnung aufzugeben und heute ohne Widerspruch dein zu sein;

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[0125] anderes Vermögen zu besitzen, als diese Bilder, denn er ist überreich. Aber wo ist er? Eine Seitenthür öffnete sich, und Eduard trat ungefähr so gekleidet herein, wie der ihm ähnliche Schäfer auf dem alten Gemälde von Quintin Messys stand. — Dieser? schrie Walther: woher haben Sie die Gemälde? Als ihm Eduard den sonderbaren Vorfall erzählt hatte, nahm der Alte die Hand der Tochter und legte sie in die des Jünglings, indem er sagte: Sophie wagt viel, aber sie thut es aus Liebe zu ihrem Vater; ich denke, mein Sohn, du wirst nun klug und gut geworden sein. Doch, eine Bedingung: ihr wohnt bei mir und Eulenböck kommt nie über meine Schwelle, auch siehst du ihn mit keinem Auge wieder. Gewiß nicht, antwortete Eduard: überdies reiset er mit dem fremden Prinzen von hier fort. Man ging nach dem Hause des Vaters. Dieser führte den Jüngling in seine Bibliothek: hier, junger Mensch, sagte er, findest du auch deine Seltenheiten wieder, die dein lustiger Bibliothekar mir für ein Spottgeld verkauft hat. Du wirst diese Schätze deines Vaters künftig heiliger halten. Die Liebenden waren glücklich. Als sie allein waren, schloß Sophie den Jüngling herzlich in die Arme. Ich liebe dich innigst, mein Freund, flüsterte sie ihm zu, aber ich mußte neulich dem Eigensinne meines Vaters nachgeben und mich damals und heute stellen, als gehorchte ich ihm unbedingt, um erst nicht alle Hoffnung aufzugeben und heute ohne Widerspruch dein zu sein;

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:27:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:27:02Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910/125>, abgerufen am 23.05.2024.