dünne Decke, gleichfalls von Sammet, oder anderm kostbaren Zeuge, zu beliebigem Gebrauch. Vorn sind ein oder zwey Breter, um Schreibkasten, einige Bü- cher und andre Kleinigkeiten hinzusetzen. Die Seiten- fenster kann man niederlassen, wenn man frische Luft schöpfen will; und will man nicht gesehen werden, so kann man sie mit seidnen Gardinen und einem Rouleau von Bamborohr zumachen. In dieser Sänfte reiset man mit vieler Bequemlichkeit, und das lange Sitzen darin ermüdet selten. Die Zahl der Träger, welche sie auf ihren Schultern tragen, richtet sich nach Stand und Würde dessen, der darin sitzt: ihrer sind von sechs bis zwölf, und darüber; sind ihrer mehrere, so gehen ei- nige los zu beyden Seiten, um sich von Zeit zu Zeit ab- zulösen. Wenn mehrere zugleich tragen, so singen sie oft dazu, um alle gleichen Schritt zu halten.
Diejenigen von unsern Sachen, die nicht zu Schiffe weggeschickt waren, wurden theils von Pferden, theils von Leuten getragen, nämlich unsre kleinen Kleider- Koffer, Leuchten im Dunkeln zu gebrauchen, ein Vor- rath Wein zum täglichen Gebrauche, Bier und derglei- chen, nebst einem Japanischen Geräthe zu Theewasser, worin man dasselbe so gar während des Marsches kocht, und immer so oft man davon gebrauchen will, zur Hand haben kann. Wir Europäer bedienten uns indessen sel- ten dieses den Magen erschlaffenden Getränks, und tran- ken lieber ein Glas rothen Wein oder Holländisches Bier, von welchen beyden wir stets eine Bouteille bey uns führ- ten, die wir, nebst einer länglichen lackirten Büchse, worin ein eben so längliches doppeltes Butterbrot steckte, zu den Füßen in unsern Norimon stehen hatten. Jeder wer hier im Lande reiset, führt allezeit sein Bett mit sich; dies mußten auch wir auf der ganzen Hin- und Herreise
thun.
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
duͤnne Decke, gleichfalls von Sammet, oder anderm koſtbaren Zeuge, zu beliebigem Gebrauch. Vorn ſind ein oder zwey Breter, um Schreibkaſten, einige Buͤ- cher und andre Kleinigkeiten hinzuſetzen. Die Seiten- fenſter kann man niederlaſſen, wenn man friſche Luft ſchoͤpfen will; und will man nicht geſehen werden, ſo kann man ſie mit ſeidnen Gardinen und einem Rouleau von Bamborohr zumachen. In dieſer Saͤnfte reiſet man mit vieler Bequemlichkeit, und das lange Sitzen darin ermuͤdet ſelten. Die Zahl der Traͤger, welche ſie auf ihren Schultern tragen, richtet ſich nach Stand und Wuͤrde deſſen, der darin ſitzt: ihrer ſind von ſechs bis zwoͤlf, und daruͤber; ſind ihrer mehrere, ſo gehen ei- nige los zu beyden Seiten, um ſich von Zeit zu Zeit ab- zuloͤſen. Wenn mehrere zugleich tragen, ſo ſingen ſie oft dazu, um alle gleichen Schritt zu halten.
Diejenigen von unſern Sachen, die nicht zu Schiffe weggeſchickt waren, wurden theils von Pferden, theils von Leuten getragen, naͤmlich unſre kleinen Kleider- Koffer, Leuchten im Dunkeln zu gebrauchen, ein Vor- rath Wein zum taͤglichen Gebrauche, Bier und derglei- chen, nebſt einem Japaniſchen Geraͤthe zu Theewaſſer, worin man daſſelbe ſo gar waͤhrend des Marſches kocht, und immer ſo oft man davon gebrauchen will, zur Hand haben kann. Wir Europaͤer bedienten uns indeſſen ſel- ten dieſes den Magen erſchlaffenden Getraͤnks, und tran- ken lieber ein Glas rothen Wein oder Hollaͤndiſches Bier, von welchen beyden wir ſtets eine Bouteille bey uns fuͤhr- ten, die wir, nebſt einer laͤnglichen lackirten Buͤchſe, worin ein eben ſo laͤngliches doppeltes Butterbrot ſteckte, zu den Fuͤßen in unſern Norimon ſtehen hatten. Jeder wer hier im Lande reiſet, fuͤhrt allezeit ſein Bett mit ſich; dies mußten auch wir auf der ganzen Hin- und Herreiſe
thun.
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[64/0098]
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
duͤnne Decke, gleichfalls von Sammet, oder anderm
koſtbaren Zeuge, zu beliebigem Gebrauch. Vorn ſind
ein oder zwey Breter, um Schreibkaſten, einige Buͤ-
cher und andre Kleinigkeiten hinzuſetzen. Die Seiten-
fenſter kann man niederlaſſen, wenn man friſche Luft
ſchoͤpfen will; und will man nicht geſehen werden, ſo
kann man ſie mit ſeidnen Gardinen und einem Rouleau
von Bamborohr zumachen. In dieſer Saͤnfte reiſet
man mit vieler Bequemlichkeit, und das lange Sitzen
darin ermuͤdet ſelten. Die Zahl der Traͤger, welche ſie
auf ihren Schultern tragen, richtet ſich nach Stand
und Wuͤrde deſſen, der darin ſitzt: ihrer ſind von ſechs
bis zwoͤlf, und daruͤber; ſind ihrer mehrere, ſo gehen ei-
nige los zu beyden Seiten, um ſich von Zeit zu Zeit ab-
zuloͤſen. Wenn mehrere zugleich tragen, ſo ſingen ſie
oft dazu, um alle gleichen Schritt zu halten.
Diejenigen von unſern Sachen, die nicht zu
Schiffe weggeſchickt waren, wurden theils von Pferden,
theils von Leuten getragen, naͤmlich unſre kleinen Kleider-
Koffer, Leuchten im Dunkeln zu gebrauchen, ein Vor-
rath Wein zum taͤglichen Gebrauche, Bier und derglei-
chen, nebſt einem Japaniſchen Geraͤthe zu Theewaſſer,
worin man daſſelbe ſo gar waͤhrend des Marſches kocht,
und immer ſo oft man davon gebrauchen will, zur Hand
haben kann. Wir Europaͤer bedienten uns indeſſen ſel-
ten dieſes den Magen erſchlaffenden Getraͤnks, und tran-
ken lieber ein Glas rothen Wein oder Hollaͤndiſches Bier,
von welchen beyden wir ſtets eine Bouteille bey uns fuͤhr-
ten, die wir, nebſt einer laͤnglichen lackirten Buͤchſe,
worin ein eben ſo laͤngliches doppeltes Butterbrot ſteckte,
zu den Fuͤßen in unſern Norimon ſtehen hatten. Jeder
wer hier im Lande reiſet, fuͤhrt allezeit ſein Bett mit ſich;
dies mußten auch wir auf der ganzen Hin- und Herreiſe
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/98>, abgerufen am 16.02.2025.
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