Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Reise von Batavia nach Japan, u. s. w.
kommenen Freyheit, bis die Reise nach dem Hofe des
Kaisers den Anfang nahm.

Auf den Anhöhen vor der Stadt sah ich bey allen
Dörfern ganze Strecken mit Bataten oder Erdäpfeln
(Convolvulus edulis) bepflanzt, die locker und ange-
nehm von Geschmack waren. Die Stauden lagen sammt
den Stengeln und Blättern an der Erde, und hatten
keine einzige Blume. Diese Erdfrucht ist weit wohl-
schmeckender und leichter zu verdauen, als die Kartoffeln,
deren Bau man hier auch versucht hat, die aber nicht gut
arten wollen. -- Hin und wieder fand ich Wachholder
(luniperus communis), der gewöhnlich im nördlichen
Europa zu Hause ist: indessen war er nur selten; mei-
stens traf ich ihn nahe an den Tempeln. -- Die Kal-
muswurzel (Acorus calamus) wächst hier auch, und
zwar an nassen Stellen, wild. Wegen ihres starken
aromatischen Geschmacks sehen die Japaner sie zwar als
ein kräftiges Heilmittel an, kennen aber doch ihren rech-
ten und eigentlichen Nutzen nicht. -- Ferner wächst
hier eine Art Ingber (Amomum Mioga), wiewohl nur
an einigen wenigen Stellen, und sehr sparsam, wild.
Die Wurzel ist ziemlich heiß und scharf, und beynahe so
gut, als der gewöhnliche Ingber, statt dessen er auch
von den Einwohnern bisweilen gebraucht wird. --
Epheu stand an mehrern Orten im schönsten Grün. An-
fangs schien er mir von dem gewöhnlichen Europäischen
unterschieden zu seyn, denn er hatte sehr häufig ganze und
ungetheilte Blätter. Hernach aber sah ich, daß er sich
in Ansehung der Gestalt und Größe der Blätter sehr ver-
änderte. -- Buchsbaum (Buxus virens) ist nicht selten.
Man trifft ihn so wohl wild als gepflanzt an. Von sei-
nem feinen und schönen Holze macht man Kämme, die
mit rothem Firniß überzogen, und vom Frauenzimmer

Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.
kommenen Freyheit, bis die Reiſe nach dem Hofe des
Kaiſers den Anfang nahm.

Auf den Anhoͤhen vor der Stadt ſah ich bey allen
Doͤrfern ganze Strecken mit Bataten oder Erdaͤpfeln
(Convolvulus edulis) bepflanzt, die locker und ange-
nehm von Geſchmack waren. Die Stauden lagen ſammt
den Stengeln und Blaͤttern an der Erde, und hatten
keine einzige Blume. Dieſe Erdfrucht iſt weit wohl-
ſchmeckender und leichter zu verdauen, als die Kartoffeln,
deren Bau man hier auch verſucht hat, die aber nicht gut
arten wollen. — Hin und wieder fand ich Wachholder
(luniperus communis), der gewoͤhnlich im noͤrdlichen
Europa zu Hauſe iſt: indeſſen war er nur ſelten; mei-
ſtens traf ich ihn nahe an den Tempeln. — Die Kal-
muswurzel (Acorus calamus) waͤchſt hier auch, und
zwar an naſſen Stellen, wild. Wegen ihres ſtarken
aromatiſchen Geſchmacks ſehen die Japaner ſie zwar als
ein kraͤftiges Heilmittel an, kennen aber doch ihren rech-
ten und eigentlichen Nutzen nicht. — Ferner waͤchſt
hier eine Art Ingber (Amomum Mioga), wiewohl nur
an einigen wenigen Stellen, und ſehr ſparſam, wild.
Die Wurzel iſt ziemlich heiß und ſcharf, und beynahe ſo
gut, als der gewoͤhnliche Ingber, ſtatt deſſen er auch
von den Einwohnern bisweilen gebraucht wird. —
Epheu ſtand an mehrern Orten im ſchoͤnſten Gruͤn. An-
fangs ſchien er mir von dem gewoͤhnlichen Europaͤiſchen
unterſchieden zu ſeyn, denn er hatte ſehr haͤufig ganze und
ungetheilte Blaͤtter. Hernach aber ſah ich, daß er ſich
in Anſehung der Geſtalt und Groͤße der Blaͤtter ſehr ver-
aͤnderte. — Buchsbaum (Buxus virens) iſt nicht ſelten.
Man trifft ihn ſo wohl wild als gepflanzt an. Von ſei-
nem feinen und ſchoͤnen Holze macht man Kaͤmme, die
mit rothem Firniß uͤberzogen, und vom Frauenzimmer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0075" n="41"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Rei&#x017F;e von <placeName>Batavia</placeName> nach <placeName>Japan</placeName>, u. &#x017F;. w.</hi></fw><lb/>
kommenen Freyheit, bis die Rei&#x017F;e nach dem Hofe des<lb/>
Kai&#x017F;ers den Anfang nahm.</p><lb/>
        <p>Auf den Anho&#x0364;hen vor der Stadt &#x017F;ah ich bey allen<lb/>
Do&#x0364;rfern ganze Strecken mit Bataten oder Erda&#x0364;pfeln<lb/>
(<hi rendition="#aq">Convolvulus edulis</hi>) bepflanzt, die locker und ange-<lb/>
nehm von Ge&#x017F;chmack waren. Die Stauden lagen &#x017F;ammt<lb/>
den Stengeln und Bla&#x0364;ttern an der Erde, und hatten<lb/>
keine einzige Blume. Die&#x017F;e Erdfrucht i&#x017F;t weit wohl-<lb/>
&#x017F;chmeckender und leichter zu verdauen, als die Kartoffeln,<lb/>
deren Bau man hier auch ver&#x017F;ucht hat, die aber nicht gut<lb/>
arten wollen. &#x2014; Hin und wieder fand ich Wachholder<lb/>
(<hi rendition="#aq">luniperus communis</hi>), der gewo&#x0364;hnlich im no&#x0364;rdlichen<lb/><placeName>Europa</placeName> zu Hau&#x017F;e i&#x017F;t: inde&#x017F;&#x017F;en war er nur &#x017F;elten; mei-<lb/>
&#x017F;tens traf ich ihn nahe an den Tempeln. &#x2014; Die Kal-<lb/>
muswurzel (<hi rendition="#aq">Acorus calamus</hi>) wa&#x0364;ch&#x017F;t hier auch, und<lb/>
zwar an na&#x017F;&#x017F;en Stellen, wild. Wegen ihres &#x017F;tarken<lb/>
aromati&#x017F;chen Ge&#x017F;chmacks &#x017F;ehen die Japaner &#x017F;ie zwar als<lb/>
ein kra&#x0364;ftiges Heilmittel an, kennen aber doch ihren rech-<lb/>
ten und eigentlichen Nutzen nicht. &#x2014; Ferner wa&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
hier eine Art Ingber (<hi rendition="#aq">Amomum Mioga</hi>), wiewohl nur<lb/>
an einigen wenigen Stellen, und &#x017F;ehr &#x017F;par&#x017F;am, wild.<lb/>
Die Wurzel i&#x017F;t ziemlich heiß und &#x017F;charf, und beynahe &#x017F;o<lb/>
gut, als der gewo&#x0364;hnliche Ingber, &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en er auch<lb/>
von den Einwohnern bisweilen gebraucht wird. &#x2014;<lb/>
Epheu &#x017F;tand an mehrern Orten im &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Gru&#x0364;n. An-<lb/>
fangs &#x017F;chien er mir von dem gewo&#x0364;hnlichen Europa&#x0364;i&#x017F;chen<lb/>
unter&#x017F;chieden zu &#x017F;eyn, denn er hatte &#x017F;ehr ha&#x0364;ufig ganze und<lb/>
ungetheilte Bla&#x0364;tter. Hernach aber &#x017F;ah ich, daß er &#x017F;ich<lb/>
in An&#x017F;ehung der Ge&#x017F;talt und Gro&#x0364;ße der Bla&#x0364;tter &#x017F;ehr ver-<lb/>
a&#x0364;nderte. &#x2014; Buchsbaum (<hi rendition="#aq">Buxus virens</hi>) i&#x017F;t nicht &#x017F;elten.<lb/>
Man trifft ihn &#x017F;o wohl wild als gepflanzt an. Von &#x017F;ei-<lb/>
nem feinen und &#x017F;cho&#x0364;nen Holze macht man Ka&#x0364;mme, die<lb/>
mit rothem Firniß u&#x0364;berzogen, und vom Frauenzimmer<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0075] Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w. kommenen Freyheit, bis die Reiſe nach dem Hofe des Kaiſers den Anfang nahm. Auf den Anhoͤhen vor der Stadt ſah ich bey allen Doͤrfern ganze Strecken mit Bataten oder Erdaͤpfeln (Convolvulus edulis) bepflanzt, die locker und ange- nehm von Geſchmack waren. Die Stauden lagen ſammt den Stengeln und Blaͤttern an der Erde, und hatten keine einzige Blume. Dieſe Erdfrucht iſt weit wohl- ſchmeckender und leichter zu verdauen, als die Kartoffeln, deren Bau man hier auch verſucht hat, die aber nicht gut arten wollen. — Hin und wieder fand ich Wachholder (luniperus communis), der gewoͤhnlich im noͤrdlichen Europa zu Hauſe iſt: indeſſen war er nur ſelten; mei- ſtens traf ich ihn nahe an den Tempeln. — Die Kal- muswurzel (Acorus calamus) waͤchſt hier auch, und zwar an naſſen Stellen, wild. Wegen ihres ſtarken aromatiſchen Geſchmacks ſehen die Japaner ſie zwar als ein kraͤftiges Heilmittel an, kennen aber doch ihren rech- ten und eigentlichen Nutzen nicht. — Ferner waͤchſt hier eine Art Ingber (Amomum Mioga), wiewohl nur an einigen wenigen Stellen, und ſehr ſparſam, wild. Die Wurzel iſt ziemlich heiß und ſcharf, und beynahe ſo gut, als der gewoͤhnliche Ingber, ſtatt deſſen er auch von den Einwohnern bisweilen gebraucht wird. — Epheu ſtand an mehrern Orten im ſchoͤnſten Gruͤn. An- fangs ſchien er mir von dem gewoͤhnlichen Europaͤiſchen unterſchieden zu ſeyn, denn er hatte ſehr haͤufig ganze und ungetheilte Blaͤtter. Hernach aber ſah ich, daß er ſich in Anſehung der Geſtalt und Groͤße der Blaͤtter ſehr ver- aͤnderte. — Buchsbaum (Buxus virens) iſt nicht ſelten. Man trifft ihn ſo wohl wild als gepflanzt an. Von ſei- nem feinen und ſchoͤnen Holze macht man Kaͤmme, die mit rothem Firniß uͤberzogen, und vom Frauenzimmer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/75
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/75>, abgerufen am 22.11.2024.