Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Erste Abtheilung. zum Schmuck in den Haaren getragen werden. -- DasBamborohr (Arundo bambos), diese einzige Grasart, die zu der Höhe eines Baums hinan wächst, findet man an vielen Stellen, und von sehr ungleicher Höhe und Dicke. Die Wurzel davon wird hier, so wie auf an- dern Indischen Inseln zu Atjar gebraucht, das heißt mit Essig eingemacht. Die dicken Stämme gebraucht man Lasten zu tragen, und die einzelnen Zweige zu Pinselstielen, und zerschnitten zu Fächerstäben und mancherley anderm Behufe. -- In der Nähe einiger Höfe und besonders bey den Tempeln, fand ich einen sonderbaren Busch, drey bis vier Ellen hoch, vom Geschlechte der Celaster (Ce- lastrus alatus), der längs der Zweige hervor stehende, ab- gebrochne und zusammen geballte Kanten hat, und jetzt voll reifender Früchte stand. Man erzählte mir, die Freyer bedienten sich der Zweige, um sie vor der Thür desjenigen Hauses, wo sie sich eine Braut zu nehmen ge- dächten, zu befestigen. -- Den bisamartigen Gänsfuß (Chonopodium scoparium) gebrauchen hier zu Lande einige als ein Arzneymittel. -- Die Rosenpappel (Al- cea rosea) und die Stockrose (Malva mauritiana) hat man hier ihrer großen schönen Blumen wegen sehr häufig in den Gärten. -- Die Pfeffermünze (Mentha pipe- rita) wächst an vielen Stellen wild. -- Die krause Basilie (Ocymum crispum), welche noch die Hügel schmückte, gebraucht man zu einem Thee (Infusum) gegen Erkältungen und Flüsse. Das Kraut giebt gekocht einen rothen Decoct, womit die Japaner die Rettiche und Rüben zu färben pflegen. -- Von süßen Potatos (Dioscorea) wachsen mehrere Arten wild. Ich bemerkte aber nicht, daß sie zur Nahrung gebraucht werden, au- ßer eine Gattung, die im Systeme die Japanische heißt, deren wohlschmeckende Wurzeln man in Scheiben schnei- Erſte Abtheilung. zum Schmuck in den Haaren getragen werden. — DasBamborohr (Arundo bambos), dieſe einzige Grasart, die zu der Hoͤhe eines Baums hinan waͤchſt, findet man an vielen Stellen, und von ſehr ungleicher Hoͤhe und Dicke. Die Wurzel davon wird hier, ſo wie auf an- dern Indiſchen Inſeln zu Atjar gebraucht, das heißt mit Eſſig eingemacht. Die dicken Staͤmme gebraucht man Laſten zu tragen, und die einzelnen Zweige zu Pinſelſtielen, und zerſchnitten zu Faͤcherſtaͤben und mancherley anderm Behufe. — In der Naͤhe einiger Hoͤfe und beſonders bey den Tempeln, fand ich einen ſonderbaren Buſch, drey bis vier Ellen hoch, vom Geſchlechte der Celaſter (Ce- laſtrus alatus), der laͤngs der Zweige hervor ſtehende, ab- gebrochne und zuſammen geballte Kanten hat, und jetzt voll reifender Fruͤchte ſtand. Man erzaͤhlte mir, die Freyer bedienten ſich der Zweige, um ſie vor der Thuͤr desjenigen Hauſes, wo ſie ſich eine Braut zu nehmen ge- daͤchten, zu befeſtigen. — Den biſamartigen Gaͤnsfuß (Chonopodium ſcoparium) gebrauchen hier zu Lande einige als ein Arzneymittel. — Die Roſenpappel (Al- cea roſea) und die Stockroſe (Malva mauritiana) hat man hier ihrer großen ſchoͤnen Blumen wegen ſehr haͤufig in den Gaͤrten. — Die Pfeffermuͤnze (Mentha pipe- rita) waͤchſt an vielen Stellen wild. — Die krauſe Baſilie (Ocymum criſpum), welche noch die Huͤgel ſchmuͤckte, gebraucht man zu einem Thee (Infuſum) gegen Erkaͤltungen und Fluͤſſe. Das Kraut giebt gekocht einen rothen Decoct, womit die Japaner die Rettiche und Ruͤben zu faͤrben pflegen. — Von ſuͤßen Potatos (Dioſcorea) wachſen mehrere Arten wild. 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Erſte Abtheilung.
zum Schmuck in den Haaren getragen werden. — Das
Bamborohr (Arundo bambos), dieſe einzige Grasart,
die zu der Hoͤhe eines Baums hinan waͤchſt, findet man
an vielen Stellen, und von ſehr ungleicher Hoͤhe und
Dicke. Die Wurzel davon wird hier, ſo wie auf an-
dern Indiſchen Inſeln zu Atjar gebraucht, das heißt mit
Eſſig eingemacht. Die dicken Staͤmme gebraucht man
Laſten zu tragen, und die einzelnen Zweige zu Pinſelſtielen,
und zerſchnitten zu Faͤcherſtaͤben und mancherley anderm
Behufe. — In der Naͤhe einiger Hoͤfe und beſonders
bey den Tempeln, fand ich einen ſonderbaren Buſch, drey
bis vier Ellen hoch, vom Geſchlechte der Celaſter (Ce-
laſtrus alatus), der laͤngs der Zweige hervor ſtehende, ab-
gebrochne und zuſammen geballte Kanten hat, und jetzt
voll reifender Fruͤchte ſtand. Man erzaͤhlte mir, die
Freyer bedienten ſich der Zweige, um ſie vor der Thuͤr
desjenigen Hauſes, wo ſie ſich eine Braut zu nehmen ge-
daͤchten, zu befeſtigen. — Den biſamartigen Gaͤnsfuß
(Chonopodium ſcoparium) gebrauchen hier zu Lande
einige als ein Arzneymittel. — Die Roſenpappel (Al-
cea roſea) und die Stockroſe (Malva mauritiana) hat
man hier ihrer großen ſchoͤnen Blumen wegen ſehr haͤufig
in den Gaͤrten. — Die Pfeffermuͤnze (Mentha pipe-
rita) waͤchſt an vielen Stellen wild. — Die krauſe
Baſilie (Ocymum criſpum), welche noch die Huͤgel
ſchmuͤckte, gebraucht man zu einem Thee (Infuſum)
gegen Erkaͤltungen und Fluͤſſe. Das Kraut giebt gekocht
einen rothen Decoct, womit die Japaner die Rettiche
und Ruͤben zu faͤrben pflegen. — Von ſuͤßen Potatos
(Dioſcorea) wachſen mehrere Arten wild. Ich bemerkte
aber nicht, daß ſie zur Nahrung gebraucht werden, au-
ßer eine Gattung, die im Syſteme die Japaniſche heißt,
deren wohlſchmeckende Wurzeln man in Scheiben ſchnei-
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