stellen sollten, bestreuet waren. Das Sakki bothen die Mädchen nie stehend, sondern nach Landessitte sitzend, an. Abends tanzten sie auf Japanische Art. Um fünf Uhr nahmen die Gäste ihren Abschied.
Dies war jedoch nicht das einzige Mahl, daß ich von den Töchtern des Landes welche zu sehen bekam. Denn da das weibliche Geschlecht bey den Japanern nicht einge- schlossen gehalten wird, war es mir sehr leicht, auf den Straßen in der Stadt und selbst in den Häusern sie in Augenschein zu nehmen.
Den 20. Januar wurde Geld für Rechnung der Holländer ausgezahlt, und alle ihre Assignationen liqui- dirt, welches nur einmahl im ganzen Jahre geschieht. Zu diesem Ende fanden sich auf der Rent-Kammer in der Stadt Dolmetscher, Bediente, Kaufleute, Compradore und alle andre, die etwas zu fordern hatten, ein. Jeder, der Geld empfangen soll, muß selbst zugegen seyn, sonst wird nichts für ihn aus- gezahlt.
Den 7. Februar wanderte ich zum ersten Mahl in der Gegend der Stadt umher, um zu botanisiren, nach- dem ich endlich so glücklich gewesen war, vom Gouver- neur dazu die Erlaubniß zu erhalten. Mich begleiteten verschiedne Ober- und Unter-Dolmetscher, Ober- und Un- ter-Banjosen, Compradore, und eine große Menge Unter- bediente. Dies zahlreiche Gefolge hinderte mich zwar nicht, auf allen Bergen und Hügeln nach Herzenslust umher zu streifen; machte aber meine Excursionen sehr kostbar. Denn meine Schuldigkeit war, ihnen gegen Abend, wenn sie müde waren, in einem Wirthshause etwas vorsetzen zu lassen, wovon die Kosten jedesmahl sechszehn bis achtzehn Thaler betrugen. Dessen ungeachtet bediente ich mich wöchentlich ein- oder zweymahl der be-
Erſte Abtheilung.
ſtellen ſollten, beſtreuet waren. Das Sakki bothen die Maͤdchen nie ſtehend, ſondern nach Landesſitte ſitzend, an. Abends tanzten ſie auf Japaniſche Art. Um fuͤnf Uhr nahmen die Gaͤſte ihren Abſchied.
Dies war jedoch nicht das einzige Mahl, daß ich von den Toͤchtern des Landes welche zu ſehen bekam. Denn da das weibliche Geſchlecht bey den Japanern nicht einge- ſchloſſen gehalten wird, war es mir ſehr leicht, auf den Straßen in der Stadt und ſelbſt in den Haͤuſern ſie in Augenſchein zu nehmen.
Den 20. Januar wurde Geld fuͤr Rechnung der Hollaͤnder ausgezahlt, und alle ihre Aſſignationen liqui- dirt, welches nur einmahl im ganzen Jahre geſchieht. Zu dieſem Ende fanden ſich auf der Rent-Kammer in der Stadt Dolmetſcher, Bediente, Kaufleute, Compradore und alle andre, die etwas zu fordern hatten, ein. Jeder, der Geld empfangen ſoll, muß ſelbſt zugegen ſeyn, ſonſt wird nichts fuͤr ihn aus- gezahlt.
Den 7. Februar wanderte ich zum erſten Mahl in der Gegend der Stadt umher, um zu botaniſiren, nach- dem ich endlich ſo gluͤcklich geweſen war, vom Gouver- neur dazu die Erlaubniß zu erhalten. Mich begleiteten verſchiedne Ober- und Unter-Dolmetſcher, Ober- und Un- ter-Banjoſen, Compradore, und eine große Menge Unter- bediente. Dies zahlreiche Gefolge hinderte mich zwar nicht, auf allen Bergen und Huͤgeln nach Herzensluſt umher zu ſtreifen; machte aber meine Excurſionen ſehr koſtbar. Denn meine Schuldigkeit war, ihnen gegen Abend, wenn ſie muͤde waren, in einem Wirthshauſe etwas vorſetzen zu laſſen, wovon die Koſten jedesmahl ſechszehn bis achtzehn Thaler betrugen. Deſſen ungeachtet bediente ich mich woͤchentlich ein- oder zweymahl der be-
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Erſte Abtheilung.
ſtellen ſollten, beſtreuet waren. Das Sakki bothen die
Maͤdchen nie ſtehend, ſondern nach Landesſitte ſitzend,
an. Abends tanzten ſie auf Japaniſche Art. Um fuͤnf
Uhr nahmen die Gaͤſte ihren Abſchied.
Dies war jedoch nicht das einzige Mahl, daß ich
von den Toͤchtern des Landes welche zu ſehen bekam. Denn
da das weibliche Geſchlecht bey den Japanern nicht einge-
ſchloſſen gehalten wird, war es mir ſehr leicht, auf den
Straßen in der Stadt und ſelbſt in den Haͤuſern ſie in
Augenſchein zu nehmen.
Den 20. Januar wurde Geld fuͤr Rechnung der
Hollaͤnder ausgezahlt, und alle ihre Aſſignationen liqui-
dirt, welches nur einmahl im ganzen Jahre geſchieht.
Zu dieſem Ende fanden ſich auf der Rent-Kammer
in der Stadt Dolmetſcher, Bediente, Kaufleute,
Compradore und alle andre, die etwas zu fordern
hatten, ein. Jeder, der Geld empfangen ſoll, muß
ſelbſt zugegen ſeyn, ſonſt wird nichts fuͤr ihn aus-
gezahlt.
Den 7. Februar wanderte ich zum erſten Mahl in
der Gegend der Stadt umher, um zu botaniſiren, nach-
dem ich endlich ſo gluͤcklich geweſen war, vom Gouver-
neur dazu die Erlaubniß zu erhalten. Mich begleiteten
verſchiedne Ober- und Unter-Dolmetſcher, Ober- und Un-
ter-Banjoſen, Compradore, und eine große Menge Unter-
bediente. Dies zahlreiche Gefolge hinderte mich zwar
nicht, auf allen Bergen und Huͤgeln nach Herzensluſt
umher zu ſtreifen; machte aber meine Excurſionen ſehr
koſtbar. Denn meine Schuldigkeit war, ihnen gegen
Abend, wenn ſie muͤde waren, in einem Wirthshauſe
etwas vorſetzen zu laſſen, wovon die Koſten jedesmahl
ſechszehn bis achtzehn Thaler betrugen. Deſſen ungeachtet
bediente ich mich woͤchentlich ein- oder zweymahl der be-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/74>, abgerufen am 22.11.2024.
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