Das Titelblatt fehlte ganz, und ich konnte die Jahrzahl des Drucks nicht ausfindig machen. Aus der Vorrede aber sahe ich, daß die Societas fratrum Europaeorum simul et lapanicorum es in Japan gemeinschaftlich aus- gearbeitet hatte. Das Buch war in Quart, auf Ja- panisches Papier gedruckt, und enthielt außer dem Titel- blatte, und dem letzten Blatte, worauf die Druckfehler standen, 906 Seiten. Es sah alt aus, und war auch an einer Ecke etwas verbrannt. Einer der älteren Dol- metscher besaß es als ein Erbstück von seinen Vorfahren in der Familie. Es mußte wohl eine gar große Rarität seyn, weil weder ich noch der Holländische Chef auf kei- ne Art und für keinen Preis es durch Tausch oder Kauf an uns zu bringen im Stande waren.
Nun einige topographische Nachrichten. Der Ha- fen von Nangasaki ist ungefähr eine Meile lang, und vier Büchsenschüsse breit, und krümmt sich an der einen Sei- te etwas ins Land hinein. Er erstreckt sich von Süden nach Norden, hat Modergrund, und ist so tief, daß die Schiffe sich in der Nähe eines Flintenschusses gegen die Factorey legen können. Ebbe und Fluth ist im Ha- fen sehr stark. Die Berge umher sind sehr steil, und der Strand ist abschüssig. Im Hafen trifft man eine Menge großer und kleiner Japanischer Fahrzeuge an, manchmahl über hundert, die große Anzahl aus den um- her liegenden Gegenden dahin kommender Fischerböte un- gerechnet. Bey unsrer Ankunft fanden wir auch eilf Chinesische Fahrzeuge (lonke), die so dicht am Lande la- gen, daß sie zur Zeit der Ebbe nur den Schlammgrund unter sich hatten. Einige bekamen bald hernach ihre La- dung und segelten ab; aber sieben blieben den Winter über liegen. Jedes dieser Fahrzeuge ist gewöhnlich von einer großen Menge Leute besetzt, manchmahl von sieb-
Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.
Das Titelblatt fehlte ganz, und ich konnte die Jahrzahl des Drucks nicht ausfindig machen. Aus der Vorrede aber ſahe ich, daß die Societas fratrum Europaeorum ſimul et lapanicorum es in Japan gemeinſchaftlich aus- gearbeitet hatte. Das Buch war in Quart, auf Ja- paniſches Papier gedruckt, und enthielt außer dem Titel- blatte, und dem letzten Blatte, worauf die Druckfehler ſtanden, 906 Seiten. Es ſah alt aus, und war auch an einer Ecke etwas verbrannt. Einer der aͤlteren Dol- metſcher beſaß es als ein Erbſtuͤck von ſeinen Vorfahren in der Familie. Es mußte wohl eine gar große Raritaͤt ſeyn, weil weder ich noch der Hollaͤndiſche Chef auf kei- ne Art und fuͤr keinen Preis es durch Tauſch oder Kauf an uns zu bringen im Stande waren.
Nun einige topographiſche Nachrichten. Der Ha- fen von Nangaſaki iſt ungefaͤhr eine Meile lang, und vier Buͤchſenſchuͤſſe breit, und kruͤmmt ſich an der einen Sei- te etwas ins Land hinein. Er erſtreckt ſich von Suͤden nach Norden, hat Modergrund, und iſt ſo tief, daß die Schiffe ſich in der Naͤhe eines Flintenſchuſſes gegen die Factorey legen koͤnnen. Ebbe und Fluth iſt im Ha- fen ſehr ſtark. Die Berge umher ſind ſehr ſteil, und der Strand iſt abſchuͤſſig. Im Hafen trifft man eine Menge großer und kleiner Japaniſcher Fahrzeuge an, manchmahl uͤber hundert, die große Anzahl aus den um- her liegenden Gegenden dahin kommender Fiſcherboͤte un- gerechnet. Bey unſrer Ankunft fanden wir auch eilf Chineſiſche Fahrzeuge (lonke), die ſo dicht am Lande la- gen, daß ſie zur Zeit der Ebbe nur den Schlammgrund unter ſich hatten. Einige bekamen bald hernach ihre La- dung und ſegelten ab; aber ſieben blieben den Winter uͤber liegen. Jedes dieſer Fahrzeuge iſt gewoͤhnlich von einer großen Menge Leute beſetzt, manchmahl von ſieb-
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[27/0061]
Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.
Das Titelblatt fehlte ganz, und ich konnte die Jahrzahl
des Drucks nicht ausfindig machen. Aus der Vorrede
aber ſahe ich, daß die Societas fratrum Europaeorum
ſimul et lapanicorum es in Japan gemeinſchaftlich aus-
gearbeitet hatte. Das Buch war in Quart, auf Ja-
paniſches Papier gedruckt, und enthielt außer dem Titel-
blatte, und dem letzten Blatte, worauf die Druckfehler
ſtanden, 906 Seiten. Es ſah alt aus, und war auch
an einer Ecke etwas verbrannt. Einer der aͤlteren Dol-
metſcher beſaß es als ein Erbſtuͤck von ſeinen Vorfahren
in der Familie. Es mußte wohl eine gar große Raritaͤt
ſeyn, weil weder ich noch der Hollaͤndiſche Chef auf kei-
ne Art und fuͤr keinen Preis es durch Tauſch oder Kauf
an uns zu bringen im Stande waren.
Nun einige topographiſche Nachrichten. Der Ha-
fen von Nangaſaki iſt ungefaͤhr eine Meile lang, und vier
Buͤchſenſchuͤſſe breit, und kruͤmmt ſich an der einen Sei-
te etwas ins Land hinein. Er erſtreckt ſich von Suͤden
nach Norden, hat Modergrund, und iſt ſo tief, daß
die Schiffe ſich in der Naͤhe eines Flintenſchuſſes gegen
die Factorey legen koͤnnen. Ebbe und Fluth iſt im Ha-
fen ſehr ſtark. Die Berge umher ſind ſehr ſteil, und
der Strand iſt abſchuͤſſig. Im Hafen trifft man eine
Menge großer und kleiner Japaniſcher Fahrzeuge an,
manchmahl uͤber hundert, die große Anzahl aus den um-
her liegenden Gegenden dahin kommender Fiſcherboͤte un-
gerechnet. Bey unſrer Ankunft fanden wir auch eilf
Chineſiſche Fahrzeuge (lonke), die ſo dicht am Lande la-
gen, daß ſie zur Zeit der Ebbe nur den Schlammgrund
unter ſich hatten. Einige bekamen bald hernach ihre La-
dung und ſegelten ab; aber ſieben blieben den Winter
uͤber liegen. Jedes dieſer Fahrzeuge iſt gewoͤhnlich von
einer großen Menge Leute beſetzt, manchmahl von ſieb-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/61>, abgerufen am 23.07.2024.
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