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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Erste Abtheilung.
stand ist oft sehr bedeutend in den Augen der Japaner,
die mit dem möglichsten Eifer ihre Pflichten zu erfüllen
suchen, und den Gesetzen ihres Regenten blinden Gehor-
sam leisten, ohne in ihren Sinn einzudringen, sie gehö-
rig zu erklären, und nach Beschaffenheit der Umstände
zu ändern oder neue zu machen. Für mich war jener
Umstand auch von nicht geringer Erheblichkeit. Von
allen mir bisher zugestoßnen Widerwärtigkeiten hatte ich
keine so sehr gefühlt, als diese. Ich ließ indessen noch
nicht alle Hoffnung sinken, so sehr ich mich auch grämte,
daß der Herbst vielleicht ungenutzt vorbey gehen würde.
Mittlerweile munterte ich die Dolmetscher, welche ich
täglich in der Medicin und Chirurgie unterwies, auf, aus
der ganzen Gegend von allen Gewächsen, Blätter, Blu-
men und Samen zu bringen. Auch suchte ich so wohl
sie, als die Beamten zu überzeugen, daß zwischen einem
Ober- und Unter-Feldscher wenig oder gar kein Unterschied
sey, daß ein Ober-Feldscher vorher Unter-Feldscher gewe-
sen seyn müsse, und daß, so bald jener sterbe, dieser so
gleich seinen Platz einnehme. Dies wirkte so viel, daß ich
die Vergünstigung des Gouverneurs wieder bekam, aber
so spät, daß ich nicht eher, als im Anfange des Fe-
bruars Gebrauch davon machen konnte.

Während dieser Zeit suchte ich mir einige Kennt-
niß der Japanischen Sprache zu erwerben, obgleich dies
scharf verbothen ist, und die Schwierigkeiten dabey ge-
genwärtig weit größer, als je vorher waren. Ich erkun-
digte mich daher bey den Dolmetschern, ob keine gedruck-
ten Wörterbücher oder andre Hülfsmittel dazu vorhanden
wären. Nach vielem vergeblichen Nachfragen trieb ich
endlich ein altes Lateinisch-Portugiesisch-Japanisches
Dictionnaire auf, wobey die Portugiesischen Geistlichen
Calepins bekanntes Lexicon zum Grunde gelegt hatten.

Erſte Abtheilung.
ſtand iſt oft ſehr bedeutend in den Augen der Japaner,
die mit dem moͤglichſten Eifer ihre Pflichten zu erfuͤllen
ſuchen, und den Geſetzen ihres Regenten blinden Gehor-
ſam leiſten, ohne in ihren Sinn einzudringen, ſie gehoͤ-
rig zu erklaͤren, und nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde
zu aͤndern oder neue zu machen. Fuͤr mich war jener
Umſtand auch von nicht geringer Erheblichkeit. Von
allen mir bisher zugeſtoßnen Widerwaͤrtigkeiten hatte ich
keine ſo ſehr gefuͤhlt, als dieſe. Ich ließ indeſſen noch
nicht alle Hoffnung ſinken, ſo ſehr ich mich auch graͤmte,
daß der Herbſt vielleicht ungenutzt vorbey gehen wuͤrde.
Mittlerweile munterte ich die Dolmetſcher, welche ich
taͤglich in der Medicin und Chirurgie unterwies, auf, aus
der ganzen Gegend von allen Gewaͤchſen, Blaͤtter, Blu-
men und Samen zu bringen. Auch ſuchte ich ſo wohl
ſie, als die Beamten zu uͤberzeugen, daß zwiſchen einem
Ober- und Unter-Feldſcher wenig oder gar kein Unterſchied
ſey, daß ein Ober-Feldſcher vorher Unter-Feldſcher gewe-
ſen ſeyn muͤſſe, und daß, ſo bald jener ſterbe, dieſer ſo
gleich ſeinen Platz einnehme. Dies wirkte ſo viel, daß ich
die Verguͤnſtigung des Gouverneurs wieder bekam, aber
ſo ſpaͤt, daß ich nicht eher, als im Anfange des Fe-
bruars Gebrauch davon machen konnte.

Waͤhrend dieſer Zeit ſuchte ich mir einige Kennt-
niß der Japaniſchen Sprache zu erwerben, obgleich dies
ſcharf verbothen iſt, und die Schwierigkeiten dabey ge-
genwaͤrtig weit groͤßer, als je vorher waren. Ich erkun-
digte mich daher bey den Dolmetſchern, ob keine gedruck-
ten Woͤrterbuͤcher oder andre Huͤlfsmittel dazu vorhanden
waͤren. Nach vielem vergeblichen Nachfragen trieb ich
endlich ein altes Lateiniſch-Portugieſiſch-Japaniſches
Dictionnaire auf, wobey die Portugieſiſchen Geiſtlichen
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[26/0060] Erſte Abtheilung. ſtand iſt oft ſehr bedeutend in den Augen der Japaner, die mit dem moͤglichſten Eifer ihre Pflichten zu erfuͤllen ſuchen, und den Geſetzen ihres Regenten blinden Gehor- ſam leiſten, ohne in ihren Sinn einzudringen, ſie gehoͤ- rig zu erklaͤren, und nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde zu aͤndern oder neue zu machen. Fuͤr mich war jener Umſtand auch von nicht geringer Erheblichkeit. Von allen mir bisher zugeſtoßnen Widerwaͤrtigkeiten hatte ich keine ſo ſehr gefuͤhlt, als dieſe. Ich ließ indeſſen noch nicht alle Hoffnung ſinken, ſo ſehr ich mich auch graͤmte, daß der Herbſt vielleicht ungenutzt vorbey gehen wuͤrde. Mittlerweile munterte ich die Dolmetſcher, welche ich taͤglich in der Medicin und Chirurgie unterwies, auf, aus der ganzen Gegend von allen Gewaͤchſen, Blaͤtter, Blu- men und Samen zu bringen. Auch ſuchte ich ſo wohl ſie, als die Beamten zu uͤberzeugen, daß zwiſchen einem Ober- und Unter-Feldſcher wenig oder gar kein Unterſchied ſey, daß ein Ober-Feldſcher vorher Unter-Feldſcher gewe- ſen ſeyn muͤſſe, und daß, ſo bald jener ſterbe, dieſer ſo gleich ſeinen Platz einnehme. Dies wirkte ſo viel, daß ich die Verguͤnſtigung des Gouverneurs wieder bekam, aber ſo ſpaͤt, daß ich nicht eher, als im Anfange des Fe- bruars Gebrauch davon machen konnte. Waͤhrend dieſer Zeit ſuchte ich mir einige Kennt- niß der Japaniſchen Sprache zu erwerben, obgleich dies ſcharf verbothen iſt, und die Schwierigkeiten dabey ge- genwaͤrtig weit groͤßer, als je vorher waren. Ich erkun- digte mich daher bey den Dolmetſchern, ob keine gedruck- ten Woͤrterbuͤcher oder andre Huͤlfsmittel dazu vorhanden waͤren. Nach vielem vergeblichen Nachfragen trieb ich endlich ein altes Lateiniſch-Portugieſiſch-Japaniſches Dictionnaire auf, wobey die Portugieſiſchen Geiſtlichen Calepins bekanntes Lexicon zum Grunde gelegt hatten.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/60>, abgerufen am 27.11.2024.