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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Vierte Abtheilung. Vierter Abschnitt.
alsdann genießbar, und das, was um die Kerne sitzt,
ist etwas süß, sieht gelb aus, läßt sich ohne Zuberei-
tung essen, und hat einen angenehmen Geschmack.
Brodfrucht hat man sie deswegen genannt, weil der
ärmere Theil der Einwohner, auf Ceylon sowohl als in
andern indischen Ländern, sie statt Brodts oder Reißes
ißt. Ich habe oft die Leute diese Frucht, fein zerschnitten
entweder mit geraspelten Kokoskernen allein, oder mit
etwas Reis dazu, auch wohl mit spanischem Pfeffer,
Salz oder Zwiebeln essen gesehen. Die Kerne können
entweder, wie Kastanien, für sich allein, oder mit dem
Fleische, auf verschiedne Art zugerichtet, gegessen wer-
den. Man isset sie sowohl gekocht als gebraten; die
Armen essen sie meistens gekocht, mit geraspelten Ko-
koskernen und Salz. Die Reichen füllen Gänse und
anderes Federvieh, auch Ferkel, wenn sie Braten da-
von machen wollen, damit.

Man macht hier zu Lande nicht weniger, als
funfzehn unterschiedne Gerichte von der Brodfrucht.
Eins derselben heißt Currii Caldu; dies wird von Pol-
los gemacht, die in feine Scheiben geschnitten werden,
welche man zuerst in Wasser mit Gurkumey etwas
kocht, bis sie gelb geworden sind. Darauf wird von
gedörrten und zerstoßenem Fische, so viel man zwischen
den Fingern fassen kann, und ein halbes Maas Kokos-
milch hinzugethan, und alles zusammen unter stetem
Umrühren aufs Neue eine halbe Stunde gekocht.
Diese Suppe wird am häufigsten gegessen, und nicht
selten wird Brühe von mehrern Fleischarten dazu ge-
nommen. -- Currii Seco unterscheidet sich von je-
nem dadurch, daß zu diesem mehr Gewürze und an-
dere Zuthaten kommen, als gebrannte, zerstoßene Ko-
kosnuß, Koriander, Pfeffer, Cantel, Muskatblu-

Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
alsdann genießbar, und das, was um die Kerne ſitzt,
iſt etwas ſuͤß, ſieht gelb aus, laͤßt ſich ohne Zuberei-
tung eſſen, und hat einen angenehmen Geſchmack.
Brodfrucht hat man ſie deswegen genannt, weil der
aͤrmere Theil der Einwohner, auf Ceylon ſowohl als in
andern indiſchen Laͤndern, ſie ſtatt Brodts oder Reißes
ißt. Ich habe oft die Leute dieſe Frucht, fein zerſchnitten
entweder mit geraſpelten Kokoskernen allein, oder mit
etwas Reis dazu, auch wohl mit ſpaniſchem Pfeffer,
Salz oder Zwiebeln eſſen geſehen. Die Kerne koͤnnen
entweder, wie Kaſtanien, fuͤr ſich allein, oder mit dem
Fleiſche, auf verſchiedne Art zugerichtet, gegeſſen wer-
den. Man iſſet ſie ſowohl gekocht als gebraten; die
Armen eſſen ſie meiſtens gekocht, mit geraſpelten Ko-
koskernen und Salz. Die Reichen fuͤllen Gaͤnſe und
anderes Federvieh, auch Ferkel, wenn ſie Braten da-
von machen wollen, damit.

Man macht hier zu Lande nicht weniger, als
funfzehn unterſchiedne Gerichte von der Brodfrucht.
Eins derſelben heißt Currii Caldu; dies wird von Pol-
los gemacht, die in feine Scheiben geſchnitten werden,
welche man zuerſt in Waſſer mit Gurkumey etwas
kocht, bis ſie gelb geworden ſind. Darauf wird von
gedoͤrrten und zerſtoßenem Fiſche, ſo viel man zwiſchen
den Fingern faſſen kann, und ein halbes Maas Kokos-
milch hinzugethan, und alles zuſammen unter ſtetem
Umruͤhren aufs Neue eine halbe Stunde gekocht.
Dieſe Suppe wird am haͤufigſten gegeſſen, und nicht
ſelten wird Bruͤhe von mehrern Fleiſcharten dazu ge-
nommen. — Currii Seco unterſcheidet ſich von je-
nem dadurch, daß zu dieſem mehr Gewuͤrze und an-
dere Zuthaten kommen, als gebrannte, zerſtoßene Ko-
kosnuß, Koriander, Pfeffer, Cantel, Muſkatblu-

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[198/0494] Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. alsdann genießbar, und das, was um die Kerne ſitzt, iſt etwas ſuͤß, ſieht gelb aus, laͤßt ſich ohne Zuberei- tung eſſen, und hat einen angenehmen Geſchmack. Brodfrucht hat man ſie deswegen genannt, weil der aͤrmere Theil der Einwohner, auf Ceylon ſowohl als in andern indiſchen Laͤndern, ſie ſtatt Brodts oder Reißes ißt. Ich habe oft die Leute dieſe Frucht, fein zerſchnitten entweder mit geraſpelten Kokoskernen allein, oder mit etwas Reis dazu, auch wohl mit ſpaniſchem Pfeffer, Salz oder Zwiebeln eſſen geſehen. Die Kerne koͤnnen entweder, wie Kaſtanien, fuͤr ſich allein, oder mit dem Fleiſche, auf verſchiedne Art zugerichtet, gegeſſen wer- den. Man iſſet ſie ſowohl gekocht als gebraten; die Armen eſſen ſie meiſtens gekocht, mit geraſpelten Ko- koskernen und Salz. Die Reichen fuͤllen Gaͤnſe und anderes Federvieh, auch Ferkel, wenn ſie Braten da- von machen wollen, damit. Man macht hier zu Lande nicht weniger, als funfzehn unterſchiedne Gerichte von der Brodfrucht. Eins derſelben heißt Currii Caldu; dies wird von Pol- los gemacht, die in feine Scheiben geſchnitten werden, welche man zuerſt in Waſſer mit Gurkumey etwas kocht, bis ſie gelb geworden ſind. Darauf wird von gedoͤrrten und zerſtoßenem Fiſche, ſo viel man zwiſchen den Fingern faſſen kann, und ein halbes Maas Kokos- milch hinzugethan, und alles zuſammen unter ſtetem Umruͤhren aufs Neue eine halbe Stunde gekocht. Dieſe Suppe wird am haͤufigſten gegeſſen, und nicht ſelten wird Bruͤhe von mehrern Fleiſcharten dazu ge- nommen. — Currii Seco unterſcheidet ſich von je- nem dadurch, daß zu dieſem mehr Gewuͤrze und an- dere Zuthaten kommen, als gebrannte, zerſtoßene Ko- kosnuß, Koriander, Pfeffer, Cantel, Muſkatblu-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/494>, abgerufen am 22.07.2024.