Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Von der Brodfrucht. und wird mehr gesucht. Die Früchte der ersteren wer-den so groß wie ein Kindeskopf, und diese Art muß durch Wurzeln fortgepflanzt werden. Die Früchte der letzteren hingegen wiegen dreyßig bis vierzig Pfund, und haben zwey bis dreyhundert Saamenkerne, deren jeder viermal größer als eine Mandel ist; diese lassen sich durch die Kerne fortpflanzen. Die Bäume von beyden Gattungen sind mit einem harzartigen Milch- safte angefüllt, der so zäh ist, daß man damit, wie mit Vogelleim, Vögel fangen kann. Die Frucht ist über und über stachlicht, und hat eine dicke und weiche Schaale. Von der Frucht selbst wird nur das Inwen- dige zur Nahrung für Menschen, die Schaale aber für die Schweine gebraucht. Sie hat einen unangeneh- men Leichengeruch, und schmeckt beynahe wie Kohl. Die Bäume werden hundert Jahr alt, und tragen so- wohl am Stamme selbst, als an den dicksten Zweigen, ganze acht Monate hindurch zu unschätzbarem Nutzen der Einwohner, ihre Früchte, die eine nach der andern reif werden. Die Benutzung und verschiedene Zubereitung der N 3
Von der Brodfrucht. und wird mehr geſucht. Die Fruͤchte der erſteren wer-den ſo groß wie ein Kindeskopf, und dieſe Art muß durch Wurzeln fortgepflanzt werden. Die Fruͤchte der letzteren hingegen wiegen dreyßig bis vierzig Pfund, und haben zwey bis dreyhundert Saamenkerne, deren jeder viermal groͤßer als eine Mandel iſt; dieſe laſſen ſich durch die Kerne fortpflanzen. Die Baͤume von beyden Gattungen ſind mit einem harzartigen Milch- ſafte angefuͤllt, der ſo zaͤh iſt, daß man damit, wie mit Vogelleim, Voͤgel fangen kann. Die Frucht iſt uͤber und uͤber ſtachlicht, und hat eine dicke und weiche Schaale. Von der Frucht ſelbſt wird nur das Inwen- dige zur Nahrung fuͤr Menſchen, die Schaale aber fuͤr die Schweine gebraucht. Sie hat einen unangeneh- men Leichengeruch, und ſchmeckt beynahe wie Kohl. Die Baͤume werden hundert Jahr alt, und tragen ſo- wohl am Stamme ſelbſt, als an den dickſten Zweigen, ganze acht Monate hindurch zu unſchaͤtzbarem Nutzen der Einwohner, ihre Fruͤchte, die eine nach der andern reif werden. Die Benutzung und verſchiedene Zubereitung der N 3
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Von der Brodfrucht.
und wird mehr geſucht. Die Fruͤchte der erſteren wer-
den ſo groß wie ein Kindeskopf, und dieſe Art muß
durch Wurzeln fortgepflanzt werden. Die Fruͤchte
der letzteren hingegen wiegen dreyßig bis vierzig Pfund,
und haben zwey bis dreyhundert Saamenkerne, deren
jeder viermal groͤßer als eine Mandel iſt; dieſe laſſen
ſich durch die Kerne fortpflanzen. Die Baͤume von
beyden Gattungen ſind mit einem harzartigen Milch-
ſafte angefuͤllt, der ſo zaͤh iſt, daß man damit, wie
mit Vogelleim, Voͤgel fangen kann. Die Frucht iſt
uͤber und uͤber ſtachlicht, und hat eine dicke und weiche
Schaale. Von der Frucht ſelbſt wird nur das Inwen-
dige zur Nahrung fuͤr Menſchen, die Schaale aber fuͤr
die Schweine gebraucht. Sie hat einen unangeneh-
men Leichengeruch, und ſchmeckt beynahe wie Kohl.
Die Baͤume werden hundert Jahr alt, und tragen ſo-
wohl am Stamme ſelbſt, als an den dickſten Zweigen,
ganze acht Monate hindurch zu unſchaͤtzbarem Nutzen
der Einwohner, ihre Fruͤchte, die eine nach der andern
reif werden.
Die Benutzung und verſchiedene Zubereitung der
groͤßern Sorte Brodfrucht, welches eigentlich die iſt,
die auf Ceylon uͤberall gebraucht wird, iſt folgende.
Nach dem ungleichen Alter der Frucht, in welchem ſie
zur Nahrung genutzt wird, bekommt ſie von den Cei-
lonern drey verſchiedene Namen. Pollos heißt ſie,
wenn ſie zu der Groͤße eines Straußeneyes gediehen,
und einen oder anderthalb Monat alt iſt; Herreli,
wenn ſie halbreif und von der Groͤße einer Kokosnuß
iſt, das Fleiſch iſt alsdenn noch weislich und milchartig.
In dieſen beyden Altern kann ſie nicht ohne vorgaͤngige
Zubereitung gegeſſen werden. Wenn ſie voͤllig reif iſt,
bekommt ſie den Namen Warreka. Das Fleiſch iſt
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