Der Kaneel (Zimmt) ist die vornehmste Handelswaare, welche die ostindische Compagnie von dieser Insel holt. Er ist hier feiner und kostbarer, als irgendwo sonst in der ganzen Welt.
Aller ächte Kaneel wird vom Zimmetbaume (Lau- rus cinnamomum) genommen. Dies ist ein Baum von mittelmäßiger Höhe und Größe. Er unterscheidet sich durch seine breiteren und nicht so spitz zugehenden Blätter von der Cassine oder dem Mutterlorbeer (Lau- rus cassia), welcher eine gröbere Art Kaneel giebt, und nur eine Varietät von jenem zu seyn scheint. Daß diese beyden Arten Bäume, die feinern und gröbern Kaneel geben, nur Varietäten sind, die vom Klima, und be- sonders vom Erdreiche, herrühren, ist um so viel glaub- licher, da selbst Ceylon nicht allenthalben auf der gan- zen Insel und in allen Gegenden derselben gleich guten Kaneel liefert. Die südwestliche Ecke der Insel ist es allein, welche die feinere Gattung dieses angenehmen und so herzstärkenden Gewürzes hervorbringt, und die Gegenden, aus welchen das meiste davon geholt wird, sind die um Negumbo, Columbo, Kaltere, Barbary, Gale und Mature, welche alle längs der Seeküste, oder nicht weit von derselben liegen. Der Kaneel, wel- cher aus den tiefer landeinwärts liegenden Gegenden kommt, ist allezeit gröber, dabey dick und scharf, und beißt auf der Zunge.
M 5
Dritter Abſchnitt. Vom Kaneel.
Der Kaneel (Zimmt) iſt die vornehmſte Handelswaare, welche die oſtindiſche Compagnie von dieſer Inſel holt. Er iſt hier feiner und koſtbarer, als irgendwo ſonſt in der ganzen Welt.
Aller aͤchte Kaneel wird vom Zimmetbaume (Lau- rus cinnamomum) genommen. Dies iſt ein Baum von mittelmaͤßiger Hoͤhe und Groͤße. Er unterſcheidet ſich durch ſeine breiteren und nicht ſo ſpitz zugehenden Blaͤtter von der Caſſine oder dem Mutterlorbeer (Lau- rus caſſia), welcher eine groͤbere Art Kaneel giebt, und nur eine Varietaͤt von jenem zu ſeyn ſcheint. Daß dieſe beyden Arten Baͤume, die feinern und groͤbern Kaneel geben, nur Varietaͤten ſind, die vom Klima, und be- ſonders vom Erdreiche, herruͤhren, iſt um ſo viel glaub- licher, da ſelbſt Ceylon nicht allenthalben auf der gan- zen Inſel und in allen Gegenden derſelben gleich guten Kaneel liefert. Die ſuͤdweſtliche Ecke der Inſel iſt es allein, welche die feinere Gattung dieſes angenehmen und ſo herzſtaͤrkenden Gewuͤrzes hervorbringt, und die Gegenden, aus welchen das meiſte davon geholt wird, ſind die um Negumbo, Columbo, Kaltere, Barbary, Gale und Mature, welche alle laͤngs der Seekuͤſte, oder nicht weit von derſelben liegen. Der Kaneel, wel- cher aus den tiefer landeinwaͤrts liegenden Gegenden kommt, iſt allezeit groͤber, dabey dick und ſcharf, und beißt auf der Zunge.
M 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0481"n="185"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head>Dritter Abſchnitt.<lb/><hirendition="#g">Vom Kaneel</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>er Kaneel (Zimmt) iſt die vornehmſte Handelswaare,<lb/>
welche die oſtindiſche Compagnie von dieſer Inſel holt. Er<lb/>
iſt hier feiner und koſtbarer, als irgendwo ſonſt in der<lb/>
ganzen Welt.</p><lb/><p>Aller aͤchte Kaneel wird vom Zimmetbaume (<hirendition="#aq">Lau-<lb/>
rus cinnamomum</hi>) genommen. Dies iſt ein Baum<lb/>
von mittelmaͤßiger Hoͤhe und Groͤße. Er unterſcheidet<lb/>ſich durch ſeine breiteren und nicht ſo ſpitz zugehenden<lb/>
Blaͤtter von der Caſſine oder dem Mutterlorbeer (<hirendition="#aq">Lau-<lb/>
rus caſſia</hi>), welcher eine groͤbere Art Kaneel giebt, und<lb/>
nur eine Varietaͤt von jenem zu ſeyn ſcheint. Daß dieſe<lb/>
beyden Arten Baͤume, die feinern und groͤbern Kaneel<lb/>
geben, nur Varietaͤten ſind, die vom Klima, und be-<lb/>ſonders vom Erdreiche, herruͤhren, iſt um ſo viel glaub-<lb/>
licher, da ſelbſt <placeName>Ceylon</placeName> nicht allenthalben auf der gan-<lb/>
zen Inſel und in allen Gegenden derſelben gleich guten<lb/>
Kaneel liefert. Die ſuͤdweſtliche Ecke der Inſel iſt es<lb/>
allein, welche die feinere Gattung dieſes angenehmen<lb/>
und ſo herzſtaͤrkenden Gewuͤrzes hervorbringt, und die<lb/>
Gegenden, aus welchen das meiſte davon geholt wird,<lb/>ſind die um <placeName>Negumbo</placeName>, <placeName>Columbo</placeName>, <placeName>Kaltere</placeName>, <placeName>Barbary</placeName>,<lb/><placeName>Gale</placeName> und <placeName>Mature</placeName>, welche alle laͤngs der Seekuͤſte, oder<lb/>
nicht weit von derſelben liegen. Der Kaneel, wel-<lb/>
cher aus den tiefer landeinwaͤrts liegenden Gegenden<lb/>
kommt, iſt allezeit groͤber, dabey dick und ſcharf, und<lb/>
beißt auf der Zunge.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 5</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[185/0481]
Dritter Abſchnitt.
Vom Kaneel.
Der Kaneel (Zimmt) iſt die vornehmſte Handelswaare,
welche die oſtindiſche Compagnie von dieſer Inſel holt. Er
iſt hier feiner und koſtbarer, als irgendwo ſonſt in der
ganzen Welt.
Aller aͤchte Kaneel wird vom Zimmetbaume (Lau-
rus cinnamomum) genommen. Dies iſt ein Baum
von mittelmaͤßiger Hoͤhe und Groͤße. Er unterſcheidet
ſich durch ſeine breiteren und nicht ſo ſpitz zugehenden
Blaͤtter von der Caſſine oder dem Mutterlorbeer (Lau-
rus caſſia), welcher eine groͤbere Art Kaneel giebt, und
nur eine Varietaͤt von jenem zu ſeyn ſcheint. Daß dieſe
beyden Arten Baͤume, die feinern und groͤbern Kaneel
geben, nur Varietaͤten ſind, die vom Klima, und be-
ſonders vom Erdreiche, herruͤhren, iſt um ſo viel glaub-
licher, da ſelbſt Ceylon nicht allenthalben auf der gan-
zen Inſel und in allen Gegenden derſelben gleich guten
Kaneel liefert. Die ſuͤdweſtliche Ecke der Inſel iſt es
allein, welche die feinere Gattung dieſes angenehmen
und ſo herzſtaͤrkenden Gewuͤrzes hervorbringt, und die
Gegenden, aus welchen das meiſte davon geholt wird,
ſind die um Negumbo, Columbo, Kaltere, Barbary,
Gale und Mature, welche alle laͤngs der Seekuͤſte, oder
nicht weit von derſelben liegen. Der Kaneel, wel-
cher aus den tiefer landeinwaͤrts liegenden Gegenden
kommt, iſt allezeit groͤber, dabey dick und ſcharf, und
beißt auf der Zunge.
M 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/481>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.