und am Wagen befestigt wird. Spannt man zwey Elephanten neben einander vor, so bringt man zwischen ihnen eine starke Stange an.
Wenn der Elephant geht, sieht man deutlich, daß er die Knie beugt, obgleich das ganze Bein allenthalben gleich dick ist, und unbiegsam zu seyn scheint. Sein Rüssel ist nicht nur eine vorzügliche Zierde dieses maje- stätischen Thieres, sondern auch eines seiner nöthigsten Werkzeuge, womit es seine Nahrung sammelt, trinkt, und alles faßt; er ist daher auch des Rüssels wegen sehr besorgt; so kann er zum Beyspiel durchaus nicht leiden, daß eine Ameise daran kommt, deren es hier eine große Menge giebt.
Die Elephanten werden hier zu Lande niemals oder doch sehr selten geschossen, weil man sie lieber lebendig fängt; daher findet man hier auch keine vorzügliche Ele- phantenschützen. Vor nicht gar langer Zeit hatte man ein trächtiges Weibchen an einen Baum gebunden, und so mit gewöhnlichen Büchsen nach ihr geschossen, um das Junge, in Arrack gelegt, für das Naturaliencabinet nach dem Haag zu schicken. Allein man hatte dreyzehn Schüsse thun müssen, ehe das Thier gefallen war. Daß aber doch bisweilen nach den wilden Elephanten in den Wäldern geschossen wird, scheint folgender Vorfall, den Herr Frobus mir erzählte, zu beweisen. Er wollte einst den Zahn eines gefangenen Elephanten durchsägen lassen, und man fand inwendig im Zahne eine gewöhnliche bleyerne Kugel, die sich darin festgesetzt hatte, und mit der Zeit so über- und umwachsen war, daß man aus- wendig nicht das geringste Merkmal davon gewahr wer- den konnte; er schickte hierauf diesen merkwürdigen Zahn im Jahr 1765 nach dem Haag in die dortige Sammlung.
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Vom Elephanten.
und am Wagen befeſtigt wird. Spannt man zwey Elephanten neben einander vor, ſo bringt man zwiſchen ihnen eine ſtarke Stange an.
Wenn der Elephant geht, ſieht man deutlich, daß er die Knie beugt, obgleich das ganze Bein allenthalben gleich dick iſt, und unbiegſam zu ſeyn ſcheint. Sein Ruͤſſel iſt nicht nur eine vorzuͤgliche Zierde dieſes maje- ſtaͤtiſchen Thieres, ſondern auch eines ſeiner noͤthigſten Werkzeuge, womit es ſeine Nahrung ſammelt, trinkt, und alles faßt; er iſt daher auch des Ruͤſſels wegen ſehr beſorgt; ſo kann er zum Beyſpiel durchaus nicht leiden, daß eine Ameiſe daran kommt, deren es hier eine große Menge giebt.
Die Elephanten werden hier zu Lande niemals oder doch ſehr ſelten geſchoſſen, weil man ſie lieber lebendig faͤngt; daher findet man hier auch keine vorzuͤgliche Ele- phantenſchuͤtzen. Vor nicht gar langer Zeit hatte man ein traͤchtiges Weibchen an einen Baum gebunden, und ſo mit gewoͤhnlichen Buͤchſen nach ihr geſchoſſen, um das Junge, in Arrack gelegt, fuͤr das Naturaliencabinet nach dem Haag zu ſchicken. Allein man hatte dreyzehn Schuͤſſe thun muͤſſen, ehe das Thier gefallen war. Daß aber doch bisweilen nach den wilden Elephanten in den Waͤldern geſchoſſen wird, ſcheint folgender Vorfall, den Herr Frobus mir erzaͤhlte, zu beweiſen. Er wollte einſt den Zahn eines gefangenen Elephanten durchſaͤgen laſſen, und man fand inwendig im Zahne eine gewoͤhnliche bleyerne Kugel, die ſich darin feſtgeſetzt hatte, und mit der Zeit ſo uͤber- und umwachſen war, daß man aus- wendig nicht das geringſte Merkmal davon gewahr wer- den konnte; er ſchickte hierauf dieſen merkwuͤrdigen Zahn im Jahr 1765 nach dem Haag in die dortige Sammlung.
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Vom Elephanten.
und am Wagen befeſtigt wird. Spannt man zwey
Elephanten neben einander vor, ſo bringt man zwiſchen
ihnen eine ſtarke Stange an.
Wenn der Elephant geht, ſieht man deutlich, daß
er die Knie beugt, obgleich das ganze Bein allenthalben
gleich dick iſt, und unbiegſam zu ſeyn ſcheint. Sein
Ruͤſſel iſt nicht nur eine vorzuͤgliche Zierde dieſes maje-
ſtaͤtiſchen Thieres, ſondern auch eines ſeiner noͤthigſten
Werkzeuge, womit es ſeine Nahrung ſammelt, trinkt,
und alles faßt; er iſt daher auch des Ruͤſſels wegen ſehr
beſorgt; ſo kann er zum Beyſpiel durchaus nicht leiden,
daß eine Ameiſe daran kommt, deren es hier eine
große Menge giebt.
Die Elephanten werden hier zu Lande niemals oder
doch ſehr ſelten geſchoſſen, weil man ſie lieber lebendig
faͤngt; daher findet man hier auch keine vorzuͤgliche Ele-
phantenſchuͤtzen. Vor nicht gar langer Zeit hatte man
ein traͤchtiges Weibchen an einen Baum gebunden, und
ſo mit gewoͤhnlichen Buͤchſen nach ihr geſchoſſen, um
das Junge, in Arrack gelegt, fuͤr das Naturaliencabinet
nach dem Haag zu ſchicken. Allein man hatte dreyzehn
Schuͤſſe thun muͤſſen, ehe das Thier gefallen war. Daß
aber doch bisweilen nach den wilden Elephanten in den
Waͤldern geſchoſſen wird, ſcheint folgender Vorfall, den
Herr Frobus mir erzaͤhlte, zu beweiſen. Er wollte einſt
den Zahn eines gefangenen Elephanten durchſaͤgen laſſen,
und man fand inwendig im Zahne eine gewoͤhnliche
bleyerne Kugel, die ſich darin feſtgeſetzt hatte, und mit
der Zeit ſo uͤber- und umwachſen war, daß man aus-
wendig nicht das geringſte Merkmal davon gewahr wer-
den konnte; er ſchickte hierauf dieſen merkwuͤrdigen Zahn
im Jahr 1765 nach dem Haag in die dortige Sammlung.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/475>, abgerufen am 22.11.2024.
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