Gastmalen und in frölichen Stunden aus. Begüterte trinken es auch wie Tischwein bey den gewöhnlichen Mahlzeiten. Die Japaner trinken es niemals kalt, sondern es wird in gewöhnlichen Theekesseln warm ge- macht, aus diesen in Theeschaalen oder flache Tassen geschenkt, und so ganz warm getrunken; daher wer- den sie denn auch sehr bald davon erhitzt und betrunken; der ganze Rausch verschwindet aber auch in einigen Minuten, und läßt gewöhnlich sehr unangenehmes Kopfweh zurück. Die Holländer nehmen Sakki als eine Handelswaare mit nach Batavia, trinken ihn da aber aus Weingläsern vor der Mahlzeit, um den Appe- tit zu reizen, wozu sie den weißen, weil dessen Ge- schmack nicht so wiedrig ist, vorziehen.
Thee wird im ganzen Lande getrunken, um den Durst zu löschen. Daher hängt in allen Häusern, be- sonders in allen Gasthöfen, Wirthshäusern und Krü- gen, den ganzen Tag hindurch, ein Kessel mit kochen- dem Wasser und fein gemahlnen Thee übern Feuer, aus welchem der braune Decoct, wenn davon getrunken werden soll, herausgegossen, und mit kalten Wasser aus einem andern Kessel zu gleicher Zeit verdünnt und abgekühlt wird. Bey den Vornehmen wird den Frem- den, welche Besuch bey ihnen machen, allezeit grüner Thee eingeschenkt; mit solchem werden auch die Hollän- der bey den Reichsräthen und andern vornehmen Beamten, denen sie die Aufwartung machen, rega- lirt. Dieser Thee ist frisch, und dabey ist er ganz fein gemalen. Er wird, nachdem siedend heißes Wasser in die Kanne gegossen ist, hinein gethan, und so wie bey Chocolade gebräuchlich ist, mit einem dünnen Hölz- chen umgerührt, und so in die Tasse eingeschenkt. Er muß sogleich getrunken werden, sonst setzt sich das
Erſte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt.
Gaſtmalen und in froͤlichen Stunden aus. Beguͤterte trinken es auch wie Tiſchwein bey den gewoͤhnlichen Mahlzeiten. Die Japaner trinken es niemals kalt, ſondern es wird in gewoͤhnlichen Theekeſſeln warm ge- macht, aus dieſen in Theeſchaalen oder flache Taſſen geſchenkt, und ſo ganz warm getrunken; daher wer- den ſie denn auch ſehr bald davon erhitzt und betrunken; der ganze Rauſch verſchwindet aber auch in einigen Minuten, und laͤßt gewoͤhnlich ſehr unangenehmes Kopfweh zuruͤck. Die Hollaͤnder nehmen Sakki als eine Handelswaare mit nach Batavia, trinken ihn da aber aus Weinglaͤſern vor der Mahlzeit, um den Appe- tit zu reizen, wozu ſie den weißen, weil deſſen Ge- ſchmack nicht ſo wiedrig iſt, vorziehen.
Thee wird im ganzen Lande getrunken, um den Durſt zu loͤſchen. Daher haͤngt in allen Haͤuſern, be- ſonders in allen Gaſthoͤfen, Wirthshaͤuſern und Kruͤ- gen, den ganzen Tag hindurch, ein Keſſel mit kochen- dem Waſſer und fein gemahlnen Thee uͤbern Feuer, aus welchem der braune Decoct, wenn davon getrunken werden ſoll, herausgegoſſen, und mit kalten Waſſer aus einem andern Keſſel zu gleicher Zeit verduͤnnt und abgekuͤhlt wird. Bey den Vornehmen wird den Frem- den, welche Beſuch bey ihnen machen, allezeit gruͤner Thee eingeſchenkt; mit ſolchem werden auch die Hollaͤn- der bey den Reichsraͤthen und andern vornehmen Beamten, denen ſie die Aufwartung machen, rega- lirt. Dieſer Thee iſt friſch, und dabey iſt er ganz fein gemalen. Er wird, nachdem ſiedend heißes Waſſer in die Kanne gegoſſen iſt, hinein gethan, und ſo wie bey Chocolade gebraͤuchlich iſt, mit einem duͤnnen Hoͤlz- chen umgeruͤhrt, und ſo in die Taſſe eingeſchenkt. Er muß ſogleich getrunken werden, ſonſt ſetzt ſich das
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Erſte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt.
Gaſtmalen und in froͤlichen Stunden aus. Beguͤterte
trinken es auch wie Tiſchwein bey den gewoͤhnlichen
Mahlzeiten. Die Japaner trinken es niemals kalt,
ſondern es wird in gewoͤhnlichen Theekeſſeln warm ge-
macht, aus dieſen in Theeſchaalen oder flache Taſſen
geſchenkt, und ſo ganz warm getrunken; daher wer-
den ſie denn auch ſehr bald davon erhitzt und betrunken;
der ganze Rauſch verſchwindet aber auch in einigen
Minuten, und laͤßt gewoͤhnlich ſehr unangenehmes
Kopfweh zuruͤck. Die Hollaͤnder nehmen Sakki als
eine Handelswaare mit nach Batavia, trinken ihn da
aber aus Weinglaͤſern vor der Mahlzeit, um den Appe-
tit zu reizen, wozu ſie den weißen, weil deſſen Ge-
ſchmack nicht ſo wiedrig iſt, vorziehen.
Thee wird im ganzen Lande getrunken, um den
Durſt zu loͤſchen. Daher haͤngt in allen Haͤuſern, be-
ſonders in allen Gaſthoͤfen, Wirthshaͤuſern und Kruͤ-
gen, den ganzen Tag hindurch, ein Keſſel mit kochen-
dem Waſſer und fein gemahlnen Thee uͤbern Feuer, aus
welchem der braune Decoct, wenn davon getrunken
werden ſoll, herausgegoſſen, und mit kalten Waſſer
aus einem andern Keſſel zu gleicher Zeit verduͤnnt und
abgekuͤhlt wird. Bey den Vornehmen wird den Frem-
den, welche Beſuch bey ihnen machen, allezeit gruͤner
Thee eingeſchenkt; mit ſolchem werden auch die Hollaͤn-
der bey den Reichsraͤthen und andern vornehmen
Beamten, denen ſie die Aufwartung machen, rega-
lirt. Dieſer Thee iſt friſch, und dabey iſt er ganz fein
gemalen. Er wird, nachdem ſiedend heißes Waſſer
in die Kanne gegoſſen iſt, hinein gethan, und ſo wie
bey Chocolade gebraͤuchlich iſt, mit einem duͤnnen Hoͤlz-
chen umgeruͤhrt, und ſo in die Taſſe eingeſchenkt. Er
muß ſogleich getrunken werden, ſonſt ſetzt ſich das
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/380>, abgerufen am 23.07.2024.
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