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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Erste Abtheilung. Vierter Abschnitt.

Die Theestaude wächst im Lande überall wild.
Am häufigsten fand ich sie jedoch an den äußersten Sei-
ten, oder dem Rande, der bestellten Felder, oder auf sol-
chen Bergen und Hügeln die der Mühe der Bearbei-
tung nicht werth sind, angepflanzt. In Zeit von sechs
bis sieben Jahren, wächst sie aus dem Saa-
men zu völliger Mannshöhe; aber schon im dritten
Jahre trägt sie durch ihre Blätter etwas ein. Je älter
die Blätter sind, und je später im Jahre sie abgepflückt
werden, desto mehr bekommt man zwar, aber desto
schlechtern Thee geben sie auch; die kleinen und eben
erst ausgebrochnen Blätter, geben den feinsten und
kostbarsten Thee. Das Pflücken wird daher jährlich zu
drey verschiednen malen vorgenommen. Die erste
Erndte geschieht im Anfange des Märzes, oder auch am
Ende des Februars. Alsdann fangen die Blätter an
auszubrechen, sind klebrich und werden nur für den
Kaiser und die Reichen und Vornehmen gepflückt, be-
kommen davon auch den Namen Kaiserthee. Einen
Monath nachher fällt die zweyte Erndte ein, da die
Blätter ausgewachsen, aber noch dünne und wohl-
schmeckend sind. Wiederum nach einem Monathe wird
das Meiste gesammelt; die Blätter sind alsdenn völlig
ausgeschlagen und dick geworden. Die junge Stau-
den geben allezeit bessern Thee, als die alten; auch
schmeckt der Thee aus einigen Provinzen besser, als
aus andern. Wenn die Blätter abgepflückt sind,
werden sie gedörret, und zu dem Ende auf dünne
eiserne Platten hingebreitet, die warm gemacht wer-
den. Hier müssen sie fleißig mit der Hand um-
gerührt werden, so lange die Finger die Hitze
ertragen können. Darauf werden sie auf Matten

Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.

Die Theeſtaude waͤchſt im Lande uͤberall wild.
Am haͤufigſten fand ich ſie jedoch an den aͤußerſten Sei-
ten, oder dem Rande, der beſtellten Felder, oder auf ſol-
chen Bergen und Huͤgeln die der Muͤhe der Bearbei-
tung nicht werth ſind, angepflanzt. In Zeit von ſechs
bis ſieben Jahren, waͤchſt ſie aus dem Saa-
men zu voͤlliger Mannshoͤhe; aber ſchon im dritten
Jahre traͤgt ſie durch ihre Blaͤtter etwas ein. Je aͤlter
die Blaͤtter ſind, und je ſpaͤter im Jahre ſie abgepfluͤckt
werden, deſto mehr bekommt man zwar, aber deſto
ſchlechtern Thee geben ſie auch; die kleinen und eben
erſt ausgebrochnen Blaͤtter, geben den feinſten und
koſtbarſten Thee. Das Pfluͤcken wird daher jaͤhrlich zu
drey verſchiednen malen vorgenommen. Die erſte
Erndte geſchieht im Anfange des Maͤrzes, oder auch am
Ende des Februars. Alsdann fangen die Blaͤtter an
auszubrechen, ſind klebrich und werden nur fuͤr den
Kaiſer und die Reichen und Vornehmen gepfluͤckt, be-
kommen davon auch den Namen Kaiſerthee. Einen
Monath nachher faͤllt die zweyte Erndte ein, da die
Blaͤtter ausgewachſen, aber noch duͤnne und wohl-
ſchmeckend ſind. Wiederum nach einem Monathe wird
das Meiſte geſammelt; die Blaͤtter ſind alsdenn voͤllig
ausgeſchlagen und dick geworden. Die junge Stau-
den geben allezeit beſſern Thee, als die alten; auch
ſchmeckt der Thee aus einigen Provinzen beſſer, als
aus andern. Wenn die Blaͤtter abgepfluͤckt ſind,
werden ſie gedoͤrret, und zu dem Ende auf duͤnne
eiſerne Platten hingebreitet, die warm gemacht wer-
den. Hier muͤſſen ſie fleißig mit der Hand um-
geruͤhrt werden, ſo lange die Finger die Hitze
ertragen koͤnnen. Darauf werden ſie auf Matten

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[70/0360] Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. Die Theeſtaude waͤchſt im Lande uͤberall wild. Am haͤufigſten fand ich ſie jedoch an den aͤußerſten Sei- ten, oder dem Rande, der beſtellten Felder, oder auf ſol- chen Bergen und Huͤgeln die der Muͤhe der Bearbei- tung nicht werth ſind, angepflanzt. In Zeit von ſechs bis ſieben Jahren, waͤchſt ſie aus dem Saa- men zu voͤlliger Mannshoͤhe; aber ſchon im dritten Jahre traͤgt ſie durch ihre Blaͤtter etwas ein. Je aͤlter die Blaͤtter ſind, und je ſpaͤter im Jahre ſie abgepfluͤckt werden, deſto mehr bekommt man zwar, aber deſto ſchlechtern Thee geben ſie auch; die kleinen und eben erſt ausgebrochnen Blaͤtter, geben den feinſten und koſtbarſten Thee. Das Pfluͤcken wird daher jaͤhrlich zu drey verſchiednen malen vorgenommen. Die erſte Erndte geſchieht im Anfange des Maͤrzes, oder auch am Ende des Februars. Alsdann fangen die Blaͤtter an auszubrechen, ſind klebrich und werden nur fuͤr den Kaiſer und die Reichen und Vornehmen gepfluͤckt, be- kommen davon auch den Namen Kaiſerthee. Einen Monath nachher faͤllt die zweyte Erndte ein, da die Blaͤtter ausgewachſen, aber noch duͤnne und wohl- ſchmeckend ſind. Wiederum nach einem Monathe wird das Meiſte geſammelt; die Blaͤtter ſind alsdenn voͤllig ausgeſchlagen und dick geworden. Die junge Stau- den geben allezeit beſſern Thee, als die alten; auch ſchmeckt der Thee aus einigen Provinzen beſſer, als aus andern. Wenn die Blaͤtter abgepfluͤckt ſind, werden ſie gedoͤrret, und zu dem Ende auf duͤnne eiſerne Platten hingebreitet, die warm gemacht wer- den. Hier muͤſſen ſie fleißig mit der Hand um- geruͤhrt werden, ſo lange die Finger die Hitze ertragen koͤnnen. Darauf werden ſie auf Matten

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/360>, abgerufen am 23.11.2024.