hin und her gerollt, bis sie ganz kalt geworden sind. Sind sie alsdenn nicht trocken genug, so wird das Rösten noch ein oder mehrere mal vorgenommen. Oft legen die Leute die Matten mit den Theeblättern ganz sorglos vor die Hausthür hin, und lassen sie da liegen.
Der Zuckerahorn, oder Zuckermasholder (Acer saccharinum), wächst meines Wissens in Japan nicht; auch hat man bis jetzt das Pflanzen des Zuckerrohrs nicht eingeführt. Die Japanischen Dolmetscher zeigten mir aber doch einen Saft, wovon Zucker gemacht werden kann. Dies ist der Saft eines gewissen Baumes, der auf den Inseln um Nipon wächst. Der daraus bereitete Zucker schmeckt süß, ist bräun- lich und von schlechtem Ansehen. Zucker ist also das einzige, was die Japaner von Ausländern nehmen müssen.
Daß Japan, und zwar im größten Ueberflusse, alles, was zur Nahrung, Kleidung und Bequem- lichkeit seiner Bewohner erforderlich ist, hervorbringt, wird jeder aus dem bisher gesagten zur Genüge er- sehen. Und da man in den meisten andern Ländern so oft über Mißwachs und Hungersnoth klagt, so hört man dergleichen in diesem Reiche sehr selten, wo man sparsam lebt, keinen Aufwand macht, auf den Ackerbau so unbeschreibliche Mühe und Sorgfalt wendet, und außer Reis und Getreide, auch klüg- lich eine Menge Gartengewächse und Erd- und Baumfrüchte zu ziehen sucht. Inzwischen weiß man doch Beyspiele, daß auch hier Hungersnoth das Land betroffen hat.
Da die Japaner nicht nur so manche Getreide- arten, sondern auch so viele Wurzel- Schoten- und
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Von der Landwirthſchaft der Japaner.
hin und her gerollt, bis ſie ganz kalt geworden ſind. Sind ſie alsdenn nicht trocken genug, ſo wird das Roͤſten noch ein oder mehrere mal vorgenommen. Oft legen die Leute die Matten mit den Theeblaͤttern ganz ſorglos vor die Hausthuͤr hin, und laſſen ſie da liegen.
Der Zuckerahorn, oder Zuckermasholder (Acer ſaccharinum), waͤchſt meines Wiſſens in Japan nicht; auch hat man bis jetzt das Pflanzen des Zuckerrohrs nicht eingefuͤhrt. Die Japaniſchen Dolmetſcher zeigten mir aber doch einen Saft, wovon Zucker gemacht werden kann. Dies iſt der Saft eines gewiſſen Baumes, der auf den Inſeln um Nipon waͤchſt. Der daraus bereitete Zucker ſchmeckt ſuͤß, iſt braͤun- lich und von ſchlechtem Anſehen. Zucker iſt alſo das einzige, was die Japaner von Auslaͤndern nehmen muͤſſen.
Daß Japan, und zwar im groͤßten Ueberfluſſe, alles, was zur Nahrung, Kleidung und Bequem- lichkeit ſeiner Bewohner erforderlich iſt, hervorbringt, wird jeder aus dem bisher geſagten zur Genuͤge er- ſehen. Und da man in den meiſten andern Laͤndern ſo oft uͤber Mißwachs und Hungersnoth klagt, ſo hoͤrt man dergleichen in dieſem Reiche ſehr ſelten, wo man ſparſam lebt, keinen Aufwand macht, auf den Ackerbau ſo unbeſchreibliche Muͤhe und Sorgfalt wendet, und außer Reis und Getreide, auch kluͤg- lich eine Menge Gartengewaͤchſe und Erd- und Baumfruͤchte zu ziehen ſucht. Inzwiſchen weiß man doch Beyſpiele, daß auch hier Hungersnoth das Land betroffen hat.
Da die Japaner nicht nur ſo manche Getreide- arten, ſondern auch ſo viele Wurzel- Schoten- und
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Von der Landwirthſchaft der Japaner.
hin und her gerollt, bis ſie ganz kalt geworden ſind.
Sind ſie alsdenn nicht trocken genug, ſo wird das
Roͤſten noch ein oder mehrere mal vorgenommen. Oft
legen die Leute die Matten mit den Theeblaͤttern ganz
ſorglos vor die Hausthuͤr hin, und laſſen ſie da liegen.
Der Zuckerahorn, oder Zuckermasholder (Acer
ſaccharinum), waͤchſt meines Wiſſens in Japan nicht;
auch hat man bis jetzt das Pflanzen des Zuckerrohrs
nicht eingefuͤhrt. Die Japaniſchen Dolmetſcher zeigten
mir aber doch einen Saft, wovon Zucker gemacht
werden kann. Dies iſt der Saft eines gewiſſen
Baumes, der auf den Inſeln um Nipon waͤchſt.
Der daraus bereitete Zucker ſchmeckt ſuͤß, iſt braͤun-
lich und von ſchlechtem Anſehen. Zucker iſt alſo das
einzige, was die Japaner von Auslaͤndern nehmen
muͤſſen.
Daß Japan, und zwar im groͤßten Ueberfluſſe,
alles, was zur Nahrung, Kleidung und Bequem-
lichkeit ſeiner Bewohner erforderlich iſt, hervorbringt,
wird jeder aus dem bisher geſagten zur Genuͤge er-
ſehen. Und da man in den meiſten andern Laͤndern
ſo oft uͤber Mißwachs und Hungersnoth klagt, ſo hoͤrt
man dergleichen in dieſem Reiche ſehr ſelten, wo
man ſparſam lebt, keinen Aufwand macht, auf den
Ackerbau ſo unbeſchreibliche Muͤhe und Sorgfalt
wendet, und außer Reis und Getreide, auch kluͤg-
lich eine Menge Gartengewaͤchſe und Erd- und
Baumfruͤchte zu ziehen ſucht. Inzwiſchen weiß
man doch Beyſpiele, daß auch hier Hungersnoth
das Land betroffen hat.
Da die Japaner nicht nur ſo manche Getreide-
arten, ſondern auch ſo viele Wurzel- Schoten- und
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/361>, abgerufen am 23.11.2024.
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