Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Zustand d. Wissens. Künste u. dergl. in Japan.
eingeweicht, und wenn sie weich geworden ist, die feine
schwarze Haut mit einem Messer abgeschabt. Darnach
trennt man die grobe Rinde von der feinen, welche wei-
ßeres Papier giebt. Je älter die Zweige sind, desto
gröber wird das Papier. Nunmehro wird die Rinde
abermals in reiner Lauge gekocht, dabey mit einem
Stocke beständig umgerührt, und so lange immer frische
Lauge zugegossen, bis die Fasern sich absondern. Dar-
auf wird diese gekochte Rinde in einem Bache, und
zwar in einem Siebe liegend, unter beständigem Um-
rühren gewaschen, bis alles wie ein feiner Brey wird,
und, in Wasser gelegt, wie Mehl auseinander geht. Dies
Waschen muß mit vieler Behutsamkeit geschehen und
erfordert viel Mühe. Ferner wird zu diesem Brey-
oder Mehlartigen ein Decoct von Reis und Manihot-Ei-
bisch (Hibiscus Manihot) gegossen, und das Ganze so
lange umgerührt, bis es mäßig dick und steif wird.
Hierauf wird es in ein weites Gefäß, und aus diesem
jedesmal so viel, als zu einem Bogen oder Blatte nö-
thig ist, in die Formen gegossen, welche sodann, mit
dazwischen gelegtem Stroh, um sie bequemer abnehmen
zu können, in Haufen auf einander gesetzt werden. Die
Formen sind von Grashalmen gemacht. Nunmehro
werden die Blätter oder Bogen mit einem Brette be-
deckt, und allmählig gepreßt, zuerst gelinde, hernach
stärker, damit das Wasser ganz heraus gebracht werde.
Wenn dies geschehen ist, werden sie auf Bretter gelegt,
an der Sonne getrocknet, und zum Verkauf und Ge-
brauch zusammen gelegt. Schlechtes Papier wird vom
ostindischen Maulbeerbaume (Morus indica) gemacht.
Wie eine Art dickes Papier, als Zeug, zu Kleidern
gebraucht wird, ist S. 186. beschrieben.


D 3

Zuſtand d. Wiſſenſ. Kuͤnſte u. dergl. in Japan.
eingeweicht, und wenn ſie weich geworden iſt, die feine
ſchwarze Haut mit einem Meſſer abgeſchabt. Darnach
trennt man die grobe Rinde von der feinen, welche wei-
ßeres Papier giebt. Je aͤlter die Zweige ſind, deſto
groͤber wird das Papier. Nunmehro wird die Rinde
abermals in reiner Lauge gekocht, dabey mit einem
Stocke beſtaͤndig umgeruͤhrt, und ſo lange immer friſche
Lauge zugegoſſen, bis die Faſern ſich abſondern. Dar-
auf wird dieſe gekochte Rinde in einem Bache, und
zwar in einem Siebe liegend, unter beſtaͤndigem Um-
ruͤhren gewaſchen, bis alles wie ein feiner Brey wird,
und, in Waſſer gelegt, wie Mehl auseinander geht. Dies
Waſchen muß mit vieler Behutſamkeit geſchehen und
erfordert viel Muͤhe. Ferner wird zu dieſem Brey-
oder Mehlartigen ein Decoct von Reis und Manihot-Ei-
biſch (Hibiscus Manihot) gegoſſen, und das Ganze ſo
lange umgeruͤhrt, bis es maͤßig dick und ſteif wird.
Hierauf wird es in ein weites Gefaͤß, und aus dieſem
jedesmal ſo viel, als zu einem Bogen oder Blatte noͤ-
thig iſt, in die Formen gegoſſen, welche ſodann, mit
dazwiſchen gelegtem Stroh, um ſie bequemer abnehmen
zu koͤnnen, in Haufen auf einander geſetzt werden. Die
Formen ſind von Grashalmen gemacht. Nunmehro
werden die Blaͤtter oder Bogen mit einem Brette be-
deckt, und allmaͤhlig gepreßt, zuerſt gelinde, hernach
ſtaͤrker, damit das Waſſer ganz heraus gebracht werde.
Wenn dies geſchehen iſt, werden ſie auf Bretter gelegt,
an der Sonne getrocknet, und zum Verkauf und Ge-
brauch zuſammen gelegt. Schlechtes Papier wird vom
oſtindiſchen Maulbeerbaume (Morus indica) gemacht.
Wie eine Art dickes Papier, als Zeug, zu Kleidern
gebraucht wird, iſt S. 186. beſchrieben.


D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0343" n="53"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zu&#x017F;tand d. Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;. Ku&#x0364;n&#x017F;te u. dergl. in <placeName>Japan</placeName>.</hi></fw><lb/>
eingeweicht, und wenn &#x017F;ie weich geworden i&#x017F;t, die feine<lb/>
&#x017F;chwarze Haut mit einem Me&#x017F;&#x017F;er abge&#x017F;chabt. Darnach<lb/>
trennt man die grobe Rinde von der feinen, welche wei-<lb/>
ßeres Papier giebt. Je a&#x0364;lter die Zweige &#x017F;ind, de&#x017F;to<lb/>
gro&#x0364;ber wird das Papier. Nunmehro wird die Rinde<lb/>
abermals in reiner Lauge gekocht, dabey mit einem<lb/>
Stocke be&#x017F;ta&#x0364;ndig umgeru&#x0364;hrt, und &#x017F;o lange immer fri&#x017F;che<lb/>
Lauge zugego&#x017F;&#x017F;en, bis die Fa&#x017F;ern &#x017F;ich ab&#x017F;ondern. Dar-<lb/>
auf wird die&#x017F;e gekochte Rinde in einem Bache, und<lb/>
zwar in einem Siebe liegend, unter be&#x017F;ta&#x0364;ndigem Um-<lb/>
ru&#x0364;hren gewa&#x017F;chen, bis alles wie ein feiner Brey wird,<lb/>
und, in Wa&#x017F;&#x017F;er gelegt, wie Mehl auseinander geht. Dies<lb/>
Wa&#x017F;chen muß mit vieler Behut&#x017F;amkeit ge&#x017F;chehen und<lb/>
erfordert viel Mu&#x0364;he. Ferner wird zu die&#x017F;em Brey-<lb/>
oder Mehlartigen ein Decoct von Reis und Manihot-Ei-<lb/>
bi&#x017F;ch (<hi rendition="#aq">Hibiscus Manihot</hi>) gego&#x017F;&#x017F;en, und das Ganze &#x017F;o<lb/>
lange umgeru&#x0364;hrt, bis es ma&#x0364;ßig dick und &#x017F;teif wird.<lb/>
Hierauf wird es in ein weites Gefa&#x0364;ß, und aus die&#x017F;em<lb/>
jedesmal &#x017F;o viel, als zu einem Bogen oder Blatte no&#x0364;-<lb/>
thig i&#x017F;t, in die Formen gego&#x017F;&#x017F;en, welche &#x017F;odann, mit<lb/>
dazwi&#x017F;chen gelegtem Stroh, um &#x017F;ie bequemer abnehmen<lb/>
zu ko&#x0364;nnen, in Haufen auf einander ge&#x017F;etzt werden. Die<lb/>
Formen &#x017F;ind von Grashalmen gemacht. Nunmehro<lb/>
werden die Bla&#x0364;tter oder Bogen mit einem Brette be-<lb/>
deckt, und allma&#x0364;hlig gepreßt, zuer&#x017F;t gelinde, hernach<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker, damit das Wa&#x017F;&#x017F;er ganz heraus gebracht werde.<lb/>
Wenn dies ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, werden &#x017F;ie auf Bretter gelegt,<lb/>
an der Sonne getrocknet, und zum Verkauf und Ge-<lb/>
brauch zu&#x017F;ammen gelegt. Schlechtes Papier wird vom<lb/>
o&#x017F;tindi&#x017F;chen Maulbeerbaume (<hi rendition="#aq">Morus indica</hi>) gemacht.<lb/>
Wie eine Art dickes Papier, als Zeug, zu Kleidern<lb/>
gebraucht wird, i&#x017F;t S. 186. be&#x017F;chrieben.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0343] Zuſtand d. Wiſſenſ. Kuͤnſte u. dergl. in Japan. eingeweicht, und wenn ſie weich geworden iſt, die feine ſchwarze Haut mit einem Meſſer abgeſchabt. Darnach trennt man die grobe Rinde von der feinen, welche wei- ßeres Papier giebt. Je aͤlter die Zweige ſind, deſto groͤber wird das Papier. Nunmehro wird die Rinde abermals in reiner Lauge gekocht, dabey mit einem Stocke beſtaͤndig umgeruͤhrt, und ſo lange immer friſche Lauge zugegoſſen, bis die Faſern ſich abſondern. Dar- auf wird dieſe gekochte Rinde in einem Bache, und zwar in einem Siebe liegend, unter beſtaͤndigem Um- ruͤhren gewaſchen, bis alles wie ein feiner Brey wird, und, in Waſſer gelegt, wie Mehl auseinander geht. Dies Waſchen muß mit vieler Behutſamkeit geſchehen und erfordert viel Muͤhe. Ferner wird zu dieſem Brey- oder Mehlartigen ein Decoct von Reis und Manihot-Ei- biſch (Hibiscus Manihot) gegoſſen, und das Ganze ſo lange umgeruͤhrt, bis es maͤßig dick und ſteif wird. Hierauf wird es in ein weites Gefaͤß, und aus dieſem jedesmal ſo viel, als zu einem Bogen oder Blatte noͤ- thig iſt, in die Formen gegoſſen, welche ſodann, mit dazwiſchen gelegtem Stroh, um ſie bequemer abnehmen zu koͤnnen, in Haufen auf einander geſetzt werden. Die Formen ſind von Grashalmen gemacht. Nunmehro werden die Blaͤtter oder Bogen mit einem Brette be- deckt, und allmaͤhlig gepreßt, zuerſt gelinde, hernach ſtaͤrker, damit das Waſſer ganz heraus gebracht werde. Wenn dies geſchehen iſt, werden ſie auf Bretter gelegt, an der Sonne getrocknet, und zum Verkauf und Ge- brauch zuſammen gelegt. Schlechtes Papier wird vom oſtindiſchen Maulbeerbaume (Morus indica) gemacht. Wie eine Art dickes Papier, als Zeug, zu Kleidern gebraucht wird, iſt S. 186. beſchrieben. D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/343
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/343>, abgerufen am 23.11.2024.