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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Zustand d. Wissens. Künste u. dergl. in Japan.
von Halsfistelschäden und andern schrecklichen Sympto-
men dieser garstigen Krankheit, (dergleichen ich auf
meiner Reise durch dies Land so oft mit Betrübniß zu
sehen, Gelegenheit hatte,) können befreyet werden!

Die Rechtsgelehrsamkeit macht hier kein weitläuf-
tiges Studium aus. Kein Land hat ein dünneres
Gesetzbuch und weniger Richter, als dieses. Erklä-
rungen der Gesetze und Advocaten sind hier etwas
ganz Unbekanntes. Aber in keinem Lande werden die
Gesetze strenger und sorgfältiger gehandhabt, ohne An-
sehung der Person, ohne Privatabsichten, und ohne
Parteylichkeit. Die Gesetze sind scharf, und der Pro-
zeß ist kurz. Man erinnere sich, was ich oben hievon
gesagt habe.

Die Sittenlehre der Japaner, besteht nicht in
künstlichen Systemen, sondern in einfachen und ver-
nünftigen Lehren, welche durch ein tugendhaftes Leben
auszuüben, ihr Bestreben ist. Und diese Moral wird
von allen hiesigen Religionsparteyen gelehrt, und nie
von der Religion selbst getrennt, mit welcher sie in so
enger Verbindung steht.

Von auswärtigen Sprachen lernen diejenigen,
welche die Wissenschaften treiben, und chinesische Bü-
cher und Schriften lesen wollen, die chinesische. Die
Dolmetscher und einige Aerzte lernen auch das Hol-
ländische, und einige von ihnen verstehen auch etwas,
wiewohl nur gar sehr wenig Latein.

Die Kriegswissenschaft ist bey diesem Volke, wie
bey andern morgenländischen Völkern, sehr einfach.
Muth, Tapferkeit, Standhaftigkeit und Liebe zum
Vaterlande, ersetzen, was ihnen an Regeln und förm-
licher Kunst Krieg zu führen, abgeht; und mit diesen
Eigenschaften haben sie allezeit gesiegt, und sich niemals

Zuſtand d. Wiſſenſ. Kuͤnſte u. dergl. in Japan.
von Halsfiſtelſchaͤden und andern ſchrecklichen Sympto-
men dieſer garſtigen Krankheit, (dergleichen ich auf
meiner Reiſe durch dies Land ſo oft mit Betruͤbniß zu
ſehen, Gelegenheit hatte,) koͤnnen befreyet werden!

Die Rechtsgelehrſamkeit macht hier kein weitlaͤuf-
tiges Studium aus. Kein Land hat ein duͤnneres
Geſetzbuch und weniger Richter, als dieſes. Erklaͤ-
rungen der Geſetze und Advocaten ſind hier etwas
ganz Unbekanntes. Aber in keinem Lande werden die
Geſetze ſtrenger und ſorgfaͤltiger gehandhabt, ohne An-
ſehung der Perſon, ohne Privatabſichten, und ohne
Parteylichkeit. Die Geſetze ſind ſcharf, und der Pro-
zeß iſt kurz. Man erinnere ſich, was ich oben hievon
geſagt habe.

Die Sittenlehre der Japaner, beſteht nicht in
kuͤnſtlichen Syſtemen, ſondern in einfachen und ver-
nuͤnftigen Lehren, welche durch ein tugendhaftes Leben
auszuuͤben, ihr Beſtreben iſt. Und dieſe Moral wird
von allen hieſigen Religionsparteyen gelehrt, und nie
von der Religion ſelbſt getrennt, mit welcher ſie in ſo
enger Verbindung ſteht.

Von auswaͤrtigen Sprachen lernen diejenigen,
welche die Wiſſenſchaften treiben, und chineſiſche Buͤ-
cher und Schriften leſen wollen, die chineſiſche. Die
Dolmetſcher und einige Aerzte lernen auch das Hol-
laͤndiſche, und einige von ihnen verſtehen auch etwas,
wiewohl nur gar ſehr wenig Latein.

Die Kriegswiſſenſchaft iſt bey dieſem Volke, wie
bey andern morgenlaͤndiſchen Voͤlkern, ſehr einfach.
Muth, Tapferkeit, Standhaftigkeit und Liebe zum
Vaterlande, erſetzen, was ihnen an Regeln und foͤrm-
licher Kunſt Krieg zu fuͤhren, abgeht; und mit dieſen
Eigenſchaften haben ſie allezeit geſiegt, und ſich niemals

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[43/0331] Zuſtand d. Wiſſenſ. Kuͤnſte u. dergl. in Japan. von Halsfiſtelſchaͤden und andern ſchrecklichen Sympto- men dieſer garſtigen Krankheit, (dergleichen ich auf meiner Reiſe durch dies Land ſo oft mit Betruͤbniß zu ſehen, Gelegenheit hatte,) koͤnnen befreyet werden! Die Rechtsgelehrſamkeit macht hier kein weitlaͤuf- tiges Studium aus. Kein Land hat ein duͤnneres Geſetzbuch und weniger Richter, als dieſes. Erklaͤ- rungen der Geſetze und Advocaten ſind hier etwas ganz Unbekanntes. Aber in keinem Lande werden die Geſetze ſtrenger und ſorgfaͤltiger gehandhabt, ohne An- ſehung der Perſon, ohne Privatabſichten, und ohne Parteylichkeit. Die Geſetze ſind ſcharf, und der Pro- zeß iſt kurz. Man erinnere ſich, was ich oben hievon geſagt habe. Die Sittenlehre der Japaner, beſteht nicht in kuͤnſtlichen Syſtemen, ſondern in einfachen und ver- nuͤnftigen Lehren, welche durch ein tugendhaftes Leben auszuuͤben, ihr Beſtreben iſt. Und dieſe Moral wird von allen hieſigen Religionsparteyen gelehrt, und nie von der Religion ſelbſt getrennt, mit welcher ſie in ſo enger Verbindung ſteht. Von auswaͤrtigen Sprachen lernen diejenigen, welche die Wiſſenſchaften treiben, und chineſiſche Buͤ- cher und Schriften leſen wollen, die chineſiſche. Die Dolmetſcher und einige Aerzte lernen auch das Hol- laͤndiſche, und einige von ihnen verſtehen auch etwas, wiewohl nur gar ſehr wenig Latein. Die Kriegswiſſenſchaft iſt bey dieſem Volke, wie bey andern morgenlaͤndiſchen Voͤlkern, ſehr einfach. Muth, Tapferkeit, Standhaftigkeit und Liebe zum Vaterlande, erſetzen, was ihnen an Regeln und foͤrm- licher Kunſt Krieg zu fuͤhren, abgeht; und mit dieſen Eigenſchaften haben ſie allezeit geſiegt, und ſich niemals

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/331>, abgerufen am 23.11.2024.