Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Religion der Japaner, etc. macht wurde. Bey Gelegenheit einer Reise nach dem kai-serlichen Hofe im Jahr 1596. wurde nämlich ein solcher Fürst von jenem ehrsüchtigen Prälaten so beschimpft, daß er sich genöthigt sah, bey seiner Ankunft zu Jedo darüber beym Kubo zu klagen. Im folgenden Jahre fing also die Verfolgung der Christen aufs neue an; den Geistlichen wurde verboten zu predigen; ein Theil derselben ward aus dem Lande gejagt, und die Kaufleute nach der Insel De- zima verwiesen. Zugleich wurde eine Verrätherey entdeckt, welche die Portugiesen gegen den Kaiser angestiftet hatten, um ihn vom Throne zu stoßen. Die Holländer, welche damals Krieg mit den Portugiesen führten, hatten nem- lich eins ihrer Schiffe weggenommen, auf welchem sie einen Brief eines japanischen Hauptmanns Namens Moro, an den König von Portugal fanden, der einen Anschlag gegen das Leben und den Thron des Kaisers enthielt. Diese Verrätherey bestätigte sich hernach noch durch mehrere, von diesem Moro nach Macao geschriebne Briefe. Es wurde daher beschlossen, daß alle Christen, die ihre Religion nicht abschwören wollten, aus dem Reiche vertrieben, oder ohne alle Schonung getödtet werden sollten. Die Verfolgung wurde hernach vierzig Jahr hindurch ununterbrochen fortgesetzt, und endigte sich im Jahr 1638. auf eine schreckliche Weise dadurch, daß sieben und dreyßigtausend Christen, welche ihre letzte Zuflucht nach der Festung Simabara genommen hatten, belagert, sich zu erge- ben gezwungen, und alle an Einem Tage umgebracht wurden. Dadurch war die christliche Religion nun in Japan ausgerottet, und aller Handel von Europa dahin hatte ein Ende. Die Japaner, welche sich einbilde- ten, daß die schlechten Handlungen der Christen von ihrer Religion unzertrennlich wären, nahmen darauf C 2
Religion der Japaner, ꝛc. macht wurde. Bey Gelegenheit einer Reiſe nach dem kai-ſerlichen Hofe im Jahr 1596. wurde naͤmlich ein ſolcher Fuͤrſt von jenem ehrſuͤchtigen Praͤlaten ſo beſchimpft, daß er ſich genoͤthigt ſah, bey ſeiner Ankunft zu Jedo daruͤber beym Kubo zu klagen. Im folgenden Jahre fing alſo die Verfolgung der Chriſten aufs neue an; den Geiſtlichen wurde verboten zu predigen; ein Theil derſelben ward aus dem Lande gejagt, und die Kaufleute nach der Inſel De- zima verwieſen. Zugleich wurde eine Verraͤtherey entdeckt, welche die Portugieſen gegen den Kaiſer angeſtiftet hatten, um ihn vom Throne zu ſtoßen. Die Hollaͤnder, welche damals Krieg mit den Portugieſen fuͤhrten, hatten nem- lich eins ihrer Schiffe weggenommen, auf welchem ſie einen Brief eines japaniſchen Hauptmanns Namens Moro, an den Koͤnig von Portugal fanden, der einen Anſchlag gegen das Leben und den Thron des Kaiſers enthielt. Dieſe Verraͤtherey beſtaͤtigte ſich hernach noch durch mehrere, von dieſem Moro nach Macao geſchriebne Briefe. Es wurde daher beſchloſſen, daß alle Chriſten, die ihre Religion nicht abſchwoͤren wollten, aus dem Reiche vertrieben, oder ohne alle Schonung getoͤdtet werden ſollten. Die Verfolgung wurde hernach vierzig Jahr hindurch ununterbrochen fortgeſetzt, und endigte ſich im Jahr 1638. auf eine ſchreckliche Weiſe dadurch, daß ſieben und dreyßigtauſend Chriſten, welche ihre letzte Zuflucht nach der Feſtung Simabara genommen hatten, belagert, ſich zu erge- ben gezwungen, und alle an Einem Tage umgebracht wurden. Dadurch war die chriſtliche Religion nun in Japan ausgerottet, und aller Handel von Europa dahin hatte ein Ende. Die Japaner, welche ſich einbilde- ten, daß die ſchlechten Handlungen der Chriſten von ihrer Religion unzertrennlich waͤren, nahmen darauf C 2
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Religion der Japaner, ꝛc.
macht wurde. Bey Gelegenheit einer Reiſe nach dem kai-
ſerlichen Hofe im Jahr 1596. wurde naͤmlich ein ſolcher
Fuͤrſt von jenem ehrſuͤchtigen Praͤlaten ſo beſchimpft, daß
er ſich genoͤthigt ſah, bey ſeiner Ankunft zu Jedo daruͤber
beym Kubo zu klagen. Im folgenden Jahre fing alſo die
Verfolgung der Chriſten aufs neue an; den Geiſtlichen
wurde verboten zu predigen; ein Theil derſelben ward aus
dem Lande gejagt, und die Kaufleute nach der Inſel De-
zima verwieſen. Zugleich wurde eine Verraͤtherey entdeckt,
welche die Portugieſen gegen den Kaiſer angeſtiftet hatten,
um ihn vom Throne zu ſtoßen. Die Hollaͤnder, welche
damals Krieg mit den Portugieſen fuͤhrten, hatten nem-
lich eins ihrer Schiffe weggenommen, auf welchem ſie
einen Brief eines japaniſchen Hauptmanns Namens
Moro, an den Koͤnig von Portugal fanden, der einen
Anſchlag gegen das Leben und den Thron des Kaiſers
enthielt. Dieſe Verraͤtherey beſtaͤtigte ſich hernach
noch durch mehrere, von dieſem Moro nach Macao
geſchriebne Briefe. Es wurde daher beſchloſſen, daß
alle Chriſten, die ihre Religion nicht abſchwoͤren
wollten, aus dem Reiche vertrieben, oder ohne alle
Schonung getoͤdtet werden ſollten. Die Verfolgung
wurde hernach vierzig Jahr hindurch ununterbrochen
fortgeſetzt, und endigte ſich im Jahr 1638. auf eine
ſchreckliche Weiſe dadurch, daß ſieben und dreyßigtauſend
Chriſten, welche ihre letzte Zuflucht nach der Feſtung
Simabara genommen hatten, belagert, ſich zu erge-
ben gezwungen, und alle an Einem Tage umgebracht
wurden. Dadurch war die chriſtliche Religion nun in
Japan ausgerottet, und aller Handel von Europa dahin
hatte ein Ende. Die Japaner, welche ſich einbilde-
ten, daß die ſchlechten Handlungen der Chriſten von
ihrer Religion unzertrennlich waͤren, nahmen darauf
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