die kräftigsten Maaßregeln gegen die Wiedereinführung derselben, und verboten allen Portugiesen aufs strengste, jemals ihre Küsten zu betreten. Um nun aufs genaueste auszuforschen, ob etwa noch christliche Japaner im Lande verborgen seyn möchten, trafen sie verschiedene Anstalten, wovon noch heutiges Tages die, daß zu Anfange jeden Jahres, das Crucifix und einige Heiligen-Bilder mit Füßen getreten werden, zu Nangasacki und in den umliegenden Gegenden statt findet.
Dritter Abschnitt. Zustand der Wissenschaften, Künste und der- gleichen, in Japan.
Die Wissenschaften überhaupt sind in Japan bey weitem nicht zu der Höhe, wie in Europa, gelangt. Selbst der Ackerbau, den die Japaner für das aller- nothwendigste halten, und auf welchen sie sich mit ei- nem Eifer und Fleiß legen der nicht seines gleichen hat, selbst dieser wird nicht wissenschaftlich getrieben, geschweige denn andre Wissenschaften, deren Nothwen- digkeit und Nutzen sie nicht einsehen und auch keinen Antrieb haben, sich mit denselben zu beschäftigen.
Die vaterländische Geschichte wird freylich von allen, die nicht zu den untersten Volcksklassen gehören, ohne Unterschied getrieben, und ist, was die früheren Zeiten betrift, vielleicht gewisser und zuverlässiger, als die Geschichte der meisten anderen Länder.
Die Astronomie wird zwar geliebt und geachtet. Dennoch sind die Japaner nicht im Stande, ohne Hülfe chinesischer und holländischer Kalender einen rich-
Erſte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
die kraͤftigſten Maaßregeln gegen die Wiedereinfuͤhrung derſelben, und verboten allen Portugieſen aufs ſtrengſte, jemals ihre Kuͤſten zu betreten. Um nun aufs genaueſte auszuforſchen, ob etwa noch chriſtliche Japaner im Lande verborgen ſeyn moͤchten, trafen ſie verſchiedene Anſtalten, wovon noch heutiges Tages die, daß zu Anfange jeden Jahres, das Crucifix und einige Heiligen-Bilder mit Fuͤßen getreten werden, zu Nangaſacki und in den umliegenden Gegenden ſtatt findet.
Dritter Abſchnitt. Zuſtand der Wiſſenſchaften, Kuͤnſte und der- gleichen, in Japan.
Die Wiſſenſchaften uͤberhaupt ſind in Japan bey weitem nicht zu der Hoͤhe, wie in Europa, gelangt. Selbſt der Ackerbau, den die Japaner fuͤr das aller- nothwendigſte halten, und auf welchen ſie ſich mit ei- nem Eifer und Fleiß legen der nicht ſeines gleichen hat, ſelbſt dieſer wird nicht wiſſenſchaftlich getrieben, geſchweige denn andre Wiſſenſchaften, deren Nothwen- digkeit und Nutzen ſie nicht einſehen und auch keinen Antrieb haben, ſich mit denſelben zu beſchaͤftigen.
Die vaterlaͤndiſche Geſchichte wird freylich von allen, die nicht zu den unterſten Volcksklaſſen gehoͤren, ohne Unterſchied getrieben, und iſt, was die fruͤheren Zeiten betrift, vielleicht gewiſſer und zuverlaͤſſiger, als die Geſchichte der meiſten anderen Laͤnder.
Die Aſtronomie wird zwar geliebt und geachtet. Dennoch ſind die Japaner nicht im Stande, ohne Huͤlfe chineſiſcher und hollaͤndiſcher Kalender einen rich-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0324"n="36"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erſte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.</hi></fw><lb/>
die kraͤftigſten Maaßregeln gegen die Wiedereinfuͤhrung<lb/>
derſelben, und verboten allen Portugieſen aufs<lb/>ſtrengſte, jemals ihre Kuͤſten zu betreten. Um nun<lb/>
aufs genaueſte auszuforſchen, ob etwa noch chriſtliche<lb/>
Japaner im Lande verborgen ſeyn moͤchten, trafen ſie<lb/>
verſchiedene Anſtalten, wovon noch heutiges Tages<lb/>
die, daß zu Anfange jeden Jahres, das Crucifix und<lb/>
einige Heiligen-Bilder mit Fuͤßen getreten werden, zu<lb/><placeName>Nangaſacki</placeName> und in den umliegenden Gegenden ſtatt<lb/>
findet.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#g">Dritter Abſchnitt</hi>.<lb/>
Zuſtand der Wiſſenſchaften, Kuͤnſte und der-<lb/>
gleichen, in <placeName>Japan</placeName>.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Wiſſenſchaften uͤberhaupt ſind in <placeName>Japan</placeName> bey<lb/>
weitem nicht zu <hirendition="#g">der</hi> Hoͤhe, wie in <placeName>Europa</placeName>, gelangt.<lb/>
Selbſt der Ackerbau, den die Japaner fuͤr das aller-<lb/>
nothwendigſte halten, und auf welchen ſie ſich mit ei-<lb/>
nem Eifer und Fleiß legen der nicht ſeines gleichen<lb/>
hat, ſelbſt <hirendition="#g">dieſer</hi> wird nicht wiſſenſchaftlich getrieben,<lb/>
geſchweige denn andre Wiſſenſchaften, deren Nothwen-<lb/>
digkeit und Nutzen ſie nicht einſehen und auch keinen<lb/>
Antrieb haben, ſich mit denſelben zu beſchaͤftigen.</p><lb/><p>Die vaterlaͤndiſche Geſchichte wird freylich von<lb/>
allen, die nicht zu den unterſten Volcksklaſſen gehoͤren,<lb/>
ohne Unterſchied getrieben, und iſt, was die fruͤheren<lb/>
Zeiten betrift, vielleicht gewiſſer und zuverlaͤſſiger,<lb/>
als die Geſchichte der meiſten anderen Laͤnder.</p><lb/><p>Die Aſtronomie wird zwar geliebt und geachtet.<lb/>
Dennoch ſind die Japaner nicht im Stande, ohne<lb/>
Huͤlfe chineſiſcher und hollaͤndiſcher Kalender einen rich-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[36/0324]
Erſte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
die kraͤftigſten Maaßregeln gegen die Wiedereinfuͤhrung
derſelben, und verboten allen Portugieſen aufs
ſtrengſte, jemals ihre Kuͤſten zu betreten. Um nun
aufs genaueſte auszuforſchen, ob etwa noch chriſtliche
Japaner im Lande verborgen ſeyn moͤchten, trafen ſie
verſchiedene Anſtalten, wovon noch heutiges Tages
die, daß zu Anfange jeden Jahres, das Crucifix und
einige Heiligen-Bilder mit Fuͤßen getreten werden, zu
Nangaſacki und in den umliegenden Gegenden ſtatt
findet.
Dritter Abſchnitt.
Zuſtand der Wiſſenſchaften, Kuͤnſte und der-
gleichen, in Japan.
Die Wiſſenſchaften uͤberhaupt ſind in Japan bey
weitem nicht zu der Hoͤhe, wie in Europa, gelangt.
Selbſt der Ackerbau, den die Japaner fuͤr das aller-
nothwendigſte halten, und auf welchen ſie ſich mit ei-
nem Eifer und Fleiß legen der nicht ſeines gleichen
hat, ſelbſt dieſer wird nicht wiſſenſchaftlich getrieben,
geſchweige denn andre Wiſſenſchaften, deren Nothwen-
digkeit und Nutzen ſie nicht einſehen und auch keinen
Antrieb haben, ſich mit denſelben zu beſchaͤftigen.
Die vaterlaͤndiſche Geſchichte wird freylich von
allen, die nicht zu den unterſten Volcksklaſſen gehoͤren,
ohne Unterſchied getrieben, und iſt, was die fruͤheren
Zeiten betrift, vielleicht gewiſſer und zuverlaͤſſiger,
als die Geſchichte der meiſten anderen Laͤnder.
Die Aſtronomie wird zwar geliebt und geachtet.
Dennoch ſind die Japaner nicht im Stande, ohne
Huͤlfe chineſiſcher und hollaͤndiſcher Kalender einen rich-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/324>, abgerufen am 16.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.