Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Erste Abtheilung. Zweyter Abschnitt. wand gefeyert, und zwar jedesmal auf eine andre Art,so, daß es in dem einen Jahre damit nicht so, als in dem andern, gehalten werden darf. Die Kosten wer- den von den Einwohnern der Stadt bestritten, und verhältnißweise auf jede Straße vertheilt. Wir sämmt- lichen Holländer waren eingeladen, diesem Feste bey- zuwohnen. Es wurde auf einem großen freyen Platze in der Stadt gefeyert. An der Seite war ein großes Gebäude, das wie eine große auf Ständern ruhende Scheune ohne Wände aussah, und mit Dach und Bänken versehen war, für die Zuschauer aufgerichtet, die durch Wachen vor dem Gedränge des Volks ge- schützt wurden. In diesem Hause sahen die Magi- stratspersonen, die Geistlichen, die Fremden und an- dre Vornehmere zu. Zu allererst sah man die Priester, schwarz und weiß gekleidet, mit dem Bildnisse des Suwa ankommen, und ihre Plätze einnehmen. Zehn bis zwölf Personen spielten auf Instrumenten, und besangen die Thaten der Götter und Helden, während Mädchen dazu tanzten, welchen der Tanz recht gut an- stand. Die Musik war ein bloßes Gerassel, wel- ches ihrem Gotte angenehmer, als menschlichen Ohren, gewesen seyn mag. Auf die Priester folgte ein großer Sonnenschirm mit dem Namen und Wapen der Straße, der feyerlich einhergetragen wurde, nebst maskirten Musikanten mit Trommeln, Pfeifen, Glocken und Gesang. Hierauf kamen die Kunststücke selbst, die für jede Straße verschieden waren; nach ihnen einige Acteurs, und zuletzt die Einwohner der Straße, in Procession, von einer Menge andrer Leute begleitet. Dieser Zug dauerte beynahe eine ganze Stunde, wor- auf sie in der nämlichen Ordnung wieder abzogen, da denn eine andere Procession einher kam, her- Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. wand gefeyert, und zwar jedesmal auf eine andre Art,ſo, daß es in dem einen Jahre damit nicht ſo, als in dem andern, gehalten werden darf. Die Koſten wer- den von den Einwohnern der Stadt beſtritten, und verhaͤltnißweiſe auf jede Straße vertheilt. Wir ſaͤmmt- lichen Hollaͤnder waren eingeladen, dieſem Feſte bey- zuwohnen. Es wurde auf einem großen freyen Platze in der Stadt gefeyert. An der Seite war ein großes Gebaͤude, das wie eine große auf Staͤndern ruhende Scheune ohne Waͤnde ausſah, und mit Dach und Baͤnken verſehen war, fuͤr die Zuſchauer aufgerichtet, die durch Wachen vor dem Gedraͤnge des Volks ge- ſchuͤtzt wurden. In dieſem Hauſe ſahen die Magi- ſtratsperſonen, die Geiſtlichen, die Fremden und an- dre Vornehmere zu. Zu allererſt ſah man die Prieſter, ſchwarz und weiß gekleidet, mit dem Bildniſſe des Suwa ankommen, und ihre Plaͤtze einnehmen. Zehn bis zwoͤlf Perſonen ſpielten auf Inſtrumenten, und beſangen die Thaten der Goͤtter und Helden, waͤhrend Maͤdchen dazu tanzten, welchen der Tanz recht gut an- ſtand. Die Muſik war ein bloßes Geraſſel, wel- ches ihrem Gotte angenehmer, als menſchlichen Ohren, geweſen ſeyn mag. Auf die Prieſter folgte ein großer Sonnenſchirm mit dem Namen und Wapen der Straße, der feyerlich einhergetragen wurde, nebſt maskirten Muſikanten mit Trommeln, Pfeifen, Glocken und Geſang. Hierauf kamen die Kunſtſtuͤcke ſelbſt, die fuͤr jede Straße verſchieden waren; nach ihnen einige Acteurs, und zuletzt die Einwohner der Straße, in Proceſſion, von einer Menge andrer Leute begleitet. Dieſer Zug dauerte beynahe eine ganze Stunde, wor- auf ſie in der naͤmlichen Ordnung wieder abzogen, da denn eine andere Proceſſion einher kam, her- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0318" n="30"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſte Abtheilung. 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Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
wand gefeyert, und zwar jedesmal auf eine andre Art,
ſo, daß es in dem einen Jahre damit nicht ſo, als in
dem andern, gehalten werden darf. Die Koſten wer-
den von den Einwohnern der Stadt beſtritten, und
verhaͤltnißweiſe auf jede Straße vertheilt. Wir ſaͤmmt-
lichen Hollaͤnder waren eingeladen, dieſem Feſte bey-
zuwohnen. Es wurde auf einem großen freyen Platze
in der Stadt gefeyert. An der Seite war ein großes
Gebaͤude, das wie eine große auf Staͤndern ruhende
Scheune ohne Waͤnde ausſah, und mit Dach und
Baͤnken verſehen war, fuͤr die Zuſchauer aufgerichtet,
die durch Wachen vor dem Gedraͤnge des Volks ge-
ſchuͤtzt wurden. In dieſem Hauſe ſahen die Magi-
ſtratsperſonen, die Geiſtlichen, die Fremden und an-
dre Vornehmere zu. Zu allererſt ſah man die Prieſter,
ſchwarz und weiß gekleidet, mit dem Bildniſſe des
Suwa ankommen, und ihre Plaͤtze einnehmen. Zehn
bis zwoͤlf Perſonen ſpielten auf Inſtrumenten, und
beſangen die Thaten der Goͤtter und Helden, waͤhrend
Maͤdchen dazu tanzten, welchen der Tanz recht gut an-
ſtand. Die Muſik war ein bloßes Geraſſel, wel-
ches ihrem Gotte angenehmer, als menſchlichen Ohren,
geweſen ſeyn mag. Auf die Prieſter folgte ein großer
Sonnenſchirm mit dem Namen und Wapen der Straße,
der feyerlich einhergetragen wurde, nebſt maskirten
Muſikanten mit Trommeln, Pfeifen, Glocken und
Geſang. Hierauf kamen die Kunſtſtuͤcke ſelbſt, die
fuͤr jede Straße verſchieden waren; nach ihnen einige
Acteurs, und zuletzt die Einwohner der Straße, in
Proceſſion, von einer Menge andrer Leute begleitet.
Dieſer Zug dauerte beynahe eine ganze Stunde, wor-
auf ſie in der naͤmlichen Ordnung wieder abzogen, da
denn eine andere Proceſſion einher kam, her-
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