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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Staatsverfass. Polizey, Gesetze etc. in Japan.
haber hinauf geschwungen. Dieser zwang alle Fürsten
der Provinzen sich ihm zu unterwerfen, und beraubte
endlich den Dairi aller Macht, die er bisher in weltli-
chen Angelegenheiten und der Regierung des Landes
gehabt hatte. Von Joritomo, welcher der erste be-
sondre
weltliche Monarch war, bis auf Je Baru,
der zu meiner Zeit regierte, haben ein und vierzig Ku-
bo regiert und zu Jedo residirt. Als Kämpfer im
Jahr 1693. aus diesem Lande abreisete, regierte noch
der Kubo Tjinajos; er war damahls im drey und vier-
zigsten Jahr seines Alters und im zwölften seiner Re-
gierung, die in allem neun und zwanzig Jahre gewährt
hat. Ihm sind gefolgt; Je Nob Koo, regierte von 1709
bis 1712; Je Tsu Ku Koo, von 1713 bis 1716; Josi
Mune Koo
, von 1716 bis 1751; Je Singe Koo,
von 1751 bis 1761; da der bey meiner Abreise 1776.
noch regierende Kubo, Je Far Koo, den Thron bestieg.

Außer dem Kubo ist also, wie gesagt, noch ein
Regent vorhanden, den die Holländer den geistlichen
Kaiser nennen, und dessen Macht gegenwärtig auf die
Angelegenheiten, welche die Religion und das Kirchenwe-
sen betreffen, eingeschränkt ist, obwohl er in gerader und
ununterbrochener Linie, die vor mehr als zweytausend
Jahren ihren Anfang nahm, von dem ältesten Allein-
herrscher des Reichs abstammt. Dies ist der Dairi.

Diesem Dairi, oder Pabste, wird nun eine ganz
unbeschränkte, gleichsam göttliche Verehrung bewiesen.
Seine Person wird für heilig angesehen, und zwar für
allzuheilig, als daß er von irgend einem andern als denen zu
seiner Bedienung verordneten Personen, am wenigsten
von einer fremden Mannsperson, gesehen werden, oder
auch nur sich der Luft und Sonne aussetzen dürfte.
Daher kommt er selten aus seinen Zimmern; will er

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Staatsverfaſſ. Polizey, Geſetze ꝛc. in Japan.
haber hinauf geſchwungen. Dieſer zwang alle Fuͤrſten
der Provinzen ſich ihm zu unterwerfen, und beraubte
endlich den Dairi aller Macht, die er bisher in weltli-
chen Angelegenheiten und der Regierung des Landes
gehabt hatte. Von Joritomo, welcher der erſte be-
ſondre
weltliche Monarch war, bis auf Je Baru,
der zu meiner Zeit regierte, haben ein und vierzig Ku-
bo regiert und zu Jedo reſidirt. Als Kaͤmpfer im
Jahr 1693. aus dieſem Lande abreiſete, regierte noch
der Kubo Tjinajos; er war damahls im drey und vier-
zigſten Jahr ſeines Alters und im zwoͤlften ſeiner Re-
gierung, die in allem neun und zwanzig Jahre gewaͤhrt
hat. Ihm ſind gefolgt; Je Nob Koo, regierte von 1709
bis 1712; Je Tſu Ku Koo, von 1713 bis 1716; Joſi
Mune Koo
, von 1716 bis 1751; Je Singe Koo,
von 1751 bis 1761; da der bey meiner Abreiſe 1776.
noch regierende Kubo, Je Far Koo, den Thron beſtieg.

Außer dem Kubo iſt alſo, wie geſagt, noch ein
Regent vorhanden, den die Hollaͤnder den geiſtlichen
Kaiſer nennen, und deſſen Macht gegenwaͤrtig auf die
Angelegenheiten, welche die Religion und das Kirchenwe-
ſen betreffen, eingeſchraͤnkt iſt, obwohl er in gerader und
ununterbrochener Linie, die vor mehr als zweytauſend
Jahren ihren Anfang nahm, von dem aͤlteſten Allein-
herrſcher des Reichs abſtammt. Dies iſt der Dairi.

Dieſem Dairi, oder Pabſte, wird nun eine ganz
unbeſchraͤnkte, gleichſam goͤttliche Verehrung bewieſen.
Seine Perſon wird fuͤr heilig angeſehen, und zwar fuͤr
allzuheilig, als daß er von irgend einem andern als denen zu
ſeiner Bedienung verordneten Perſonen, am wenigſten
von einer fremden Mannsperſon, geſehen werden, oder
auch nur ſich der Luft und Sonne ausſetzen duͤrfte.
Daher kommt er ſelten aus ſeinen Zimmern; will er

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[7/0295] Staatsverfaſſ. Polizey, Geſetze ꝛc. in Japan. haber hinauf geſchwungen. Dieſer zwang alle Fuͤrſten der Provinzen ſich ihm zu unterwerfen, und beraubte endlich den Dairi aller Macht, die er bisher in weltli- chen Angelegenheiten und der Regierung des Landes gehabt hatte. Von Joritomo, welcher der erſte be- ſondre weltliche Monarch war, bis auf Je Baru, der zu meiner Zeit regierte, haben ein und vierzig Ku- bo regiert und zu Jedo reſidirt. Als Kaͤmpfer im Jahr 1693. aus dieſem Lande abreiſete, regierte noch der Kubo Tjinajos; er war damahls im drey und vier- zigſten Jahr ſeines Alters und im zwoͤlften ſeiner Re- gierung, die in allem neun und zwanzig Jahre gewaͤhrt hat. Ihm ſind gefolgt; Je Nob Koo, regierte von 1709 bis 1712; Je Tſu Ku Koo, von 1713 bis 1716; Joſi Mune Koo, von 1716 bis 1751; Je Singe Koo, von 1751 bis 1761; da der bey meiner Abreiſe 1776. noch regierende Kubo, Je Far Koo, den Thron beſtieg. Außer dem Kubo iſt alſo, wie geſagt, noch ein Regent vorhanden, den die Hollaͤnder den geiſtlichen Kaiſer nennen, und deſſen Macht gegenwaͤrtig auf die Angelegenheiten, welche die Religion und das Kirchenwe- ſen betreffen, eingeſchraͤnkt iſt, obwohl er in gerader und ununterbrochener Linie, die vor mehr als zweytauſend Jahren ihren Anfang nahm, von dem aͤlteſten Allein- herrſcher des Reichs abſtammt. Dies iſt der Dairi. Dieſem Dairi, oder Pabſte, wird nun eine ganz unbeſchraͤnkte, gleichſam goͤttliche Verehrung bewieſen. Seine Perſon wird fuͤr heilig angeſehen, und zwar fuͤr allzuheilig, als daß er von irgend einem andern als denen zu ſeiner Bedienung verordneten Perſonen, am wenigſten von einer fremden Mannsperſon, geſehen werden, oder auch nur ſich der Luft und Sonne ausſetzen duͤrfte. Daher kommt er ſelten aus ſeinen Zimmern; will er A 4

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/295>, abgerufen am 23.11.2024.