zu beyden Seiten mit Bäumen und Gesträuch bepflanzt, die zum Theil sehr schöne Hecken geben. Ich habe der- gleichen Hecken so gar von Theestauden gesehen. Meilen- zeiger sind jede Meile angebracht. Sie zeigen nicht nur, wie weit man gereiset ist, sondern auch, wohin der Weg geht. Die Meilen im ganzen Lande werden alle ohne Un- terschied von einem einzigen Puncte an gezählt, nämlich von Niponbas, oder der über dem Fluß in der Haupt- stadt Jedo liegenden Brücke. Bey Scheidewegen stehen ähnliche Pfähle, die jeden Weg genau bezeichnen. Man reiset bey diesen Einrichtungen und Anstalten im ganzen Lande sehr bequem, und ohne Gefahr, zu verirren; nicht zu gedenken, daß man auch so sicher, als vielleicht in kei- nem andern Lande reiset.
Die Pferde beschlägt man in Japan nicht mit Ei- sen, sondern statt dessen zieht man ihnen Pantoffeln oder kleine Schuhe von Stroh an. Diese werden um die Knö- chel mit einem von Stroh geflochtenen Bande fest gebun- den. Sie schützen den Fuß gegen die Steine, und sichern ihn auch auf glattem und schlüpfrigem Wege vor dem Ausgleiten.
Weder Postwagen, noch irgend eine andre Art Wagen oder Fuhrwerk mit Rädern, gebraucht man, wenn man reiset. Wer Geld hat, reitet, oder läßt sich in Sänften, die Kango oder Norimon heißen, tragen. Wer eins von beyden nicht bezahlen kann, muß zu Fuß gehen. Daher sind denn auch die Landstraßen immer mit einer Menge Fußgänger angefüllt. Den Reise- anzug solcher Leute habe ich im Vorhergehenden schon be- schrieben. Hier füge ich nur noch hinzu, was oben an- zumerken vergessen worden, daß sie häufig lange Schif- ferhosen, oder bis auf die Waden herab gehende leinene Beinkleider tragen, und daß die Kamaschen auch wohl,
Fuͤnfte Abtheilung. Siebenter Abſchnitt.
zu beyden Seiten mit Baͤumen und Geſtraͤuch bepflanzt, die zum Theil ſehr ſchoͤne Hecken geben. Ich habe der- gleichen Hecken ſo gar von Theeſtauden geſehen. Meilen- zeiger ſind jede Meile angebracht. Sie zeigen nicht nur, wie weit man gereiſet iſt, ſondern auch, wohin der Weg geht. Die Meilen im ganzen Lande werden alle ohne Un- terſchied von einem einzigen Puncte an gezaͤhlt, naͤmlich von Niponbas, oder der uͤber dem Fluß in der Haupt- ſtadt Jedo liegenden Bruͤcke. Bey Scheidewegen ſtehen aͤhnliche Pfaͤhle, die jeden Weg genau bezeichnen. Man reiſet bey dieſen Einrichtungen und Anſtalten im ganzen Lande ſehr bequem, und ohne Gefahr, zu verirren; nicht zu gedenken, daß man auch ſo ſicher, als vielleicht in kei- nem andern Lande reiſet.
Die Pferde beſchlaͤgt man in Japan nicht mit Ei- ſen, ſondern ſtatt deſſen zieht man ihnen Pantoffeln oder kleine Schuhe von Stroh an. Dieſe werden um die Knoͤ- chel mit einem von Stroh geflochtenen Bande feſt gebun- den. Sie ſchuͤtzen den Fuß gegen die Steine, und ſichern ihn auch auf glattem und ſchluͤpfrigem Wege vor dem Ausgleiten.
Weder Poſtwagen, noch irgend eine andre Art Wagen oder Fuhrwerk mit Raͤdern, gebraucht man, wenn man reiſet. Wer Geld hat, reitet, oder laͤßt ſich in Saͤnften, die Kango oder Norimon heißen, tragen. Wer eins von beyden nicht bezahlen kann, muß zu Fuß gehen. Daher ſind denn auch die Landſtraßen immer mit einer Menge Fußgaͤnger angefuͤllt. Den Reiſe- anzug ſolcher Leute habe ich im Vorhergehenden ſchon be- ſchrieben. Hier fuͤge ich nur noch hinzu, was oben an- zumerken vergeſſen worden, daß ſie haͤufig lange Schif- ferhoſen, oder bis auf die Waden herab gehende leinene Beinkleider tragen, und daß die Kamaſchen auch wohl,
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Fuͤnfte Abtheilung. Siebenter Abſchnitt.
zu beyden Seiten mit Baͤumen und Geſtraͤuch bepflanzt,
die zum Theil ſehr ſchoͤne Hecken geben. Ich habe der-
gleichen Hecken ſo gar von Theeſtauden geſehen. Meilen-
zeiger ſind jede Meile angebracht. Sie zeigen nicht nur,
wie weit man gereiſet iſt, ſondern auch, wohin der Weg
geht. Die Meilen im ganzen Lande werden alle ohne Un-
terſchied von einem einzigen Puncte an gezaͤhlt, naͤmlich
von Niponbas, oder der uͤber dem Fluß in der Haupt-
ſtadt Jedo liegenden Bruͤcke. Bey Scheidewegen ſtehen
aͤhnliche Pfaͤhle, die jeden Weg genau bezeichnen. Man
reiſet bey dieſen Einrichtungen und Anſtalten im ganzen
Lande ſehr bequem, und ohne Gefahr, zu verirren; nicht
zu gedenken, daß man auch ſo ſicher, als vielleicht in kei-
nem andern Lande reiſet.
Die Pferde beſchlaͤgt man in Japan nicht mit Ei-
ſen, ſondern ſtatt deſſen zieht man ihnen Pantoffeln oder
kleine Schuhe von Stroh an. Dieſe werden um die Knoͤ-
chel mit einem von Stroh geflochtenen Bande feſt gebun-
den. Sie ſchuͤtzen den Fuß gegen die Steine, und
ſichern ihn auch auf glattem und ſchluͤpfrigem Wege vor
dem Ausgleiten.
Weder Poſtwagen, noch irgend eine andre Art
Wagen oder Fuhrwerk mit Raͤdern, gebraucht man,
wenn man reiſet. Wer Geld hat, reitet, oder laͤßt ſich
in Saͤnften, die Kango oder Norimon heißen, tragen.
Wer eins von beyden nicht bezahlen kann, muß zu Fuß
gehen. Daher ſind denn auch die Landſtraßen immer
mit einer Menge Fußgaͤnger angefuͤllt. Den Reiſe-
anzug ſolcher Leute habe ich im Vorhergehenden ſchon be-
ſchrieben. Hier fuͤge ich nur noch hinzu, was oben an-
zumerken vergeſſen worden, daß ſie haͤufig lange Schif-
ferhoſen, oder bis auf die Waden herab gehende leinene
Beinkleider tragen, und daß die Kamaſchen auch wohl,
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/244>, abgerufen am 23.07.2024.
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