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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Von der natürl. Beschaffenheit von Japan.

Das Erdreich ist in Thälern und ebnen Gegenden
verschieden. Meistens besteht es aber aus Lehm oder
Sand, oder einem Gemische von beyden. Im allge-
meinen kann man zwar mit Recht behaupten, daß der
Boden sehr unfruchtbar ist; allein durch Arbeit, Dung,
Wärme und hinlänglichen Regen wird er in hohem Gra-
de fruchtbar gemacht.

Erdbeben verspürt man in Japan nicht selten.
Während unsers Aufenthalts zu Jedo zeigte sich derglei-
chen verschiednemahl, wiewohl sehr gelinde.

Die Hitze ist im Sommer sehr stark, und würde
unerträglich seyn, wenn die Seewinde sie nicht milder-
ten. Eben so ist auch die Kälte des Winters sehr streng,
wenn Nord-Wind und Nord-Ost-Wind wehet. Man
fühlt sie indessen allezeit stärker, als sie nach der Anzeige
des Thermometers wirklich ist; denn der heftige kalte
Wind schneidet wie Pfeile von Eis durch den Körper.

Die Witterung ist das ganze Jahr hindurch sehr
unbeständig. Regen fällt im Ueberflusse. Es regnet fast
das ganze Jahr, besonders aber in den so genannten
Regenmonathen (Satsuki), die mitten im Sommer einfal-
len. Gerade dieser Ueberfluß von Regen aber ist die Ur-
sache der Fruchtbarkeit, und der davon herrührenden
starken Volksmenge. Gewitter sind nicht selten; Stür-
me und Orkane sehr häufig.

Ich stellte während meines Aufenthalts in Japan
sorgfältige thermometrische Beobachtungen an. Da der-
gleichen meines Wissens bisher niemand bekannt gemacht
hat, und sie das Klima dieses Landes genau kennen leh-
ren, glaube ich, die Mittheilung derselben werde demjeni-
gen Theile meiner Leser, welchen es um eine genaue
Kenntniß des Landes zu thun ist, nicht unangenehm seyn.
Sie sind größtentheils auf der Insel Dezima bey Nanga-

Von der natuͤrl. Beſchaffenheit von Japan.

Das Erdreich iſt in Thaͤlern und ebnen Gegenden
verſchieden. Meiſtens beſteht es aber aus Lehm oder
Sand, oder einem Gemiſche von beyden. Im allge-
meinen kann man zwar mit Recht behaupten, daß der
Boden ſehr unfruchtbar iſt; allein durch Arbeit, Dung,
Waͤrme und hinlaͤnglichen Regen wird er in hohem Gra-
de fruchtbar gemacht.

Erdbeben verſpuͤrt man in Japan nicht ſelten.
Waͤhrend unſers Aufenthalts zu Jedo zeigte ſich derglei-
chen verſchiednemahl, wiewohl ſehr gelinde.

Die Hitze iſt im Sommer ſehr ſtark, und wuͤrde
unertraͤglich ſeyn, wenn die Seewinde ſie nicht milder-
ten. Eben ſo iſt auch die Kaͤlte des Winters ſehr ſtreng,
wenn Nord-Wind und Nord-Oſt-Wind wehet. Man
fuͤhlt ſie indeſſen allezeit ſtaͤrker, als ſie nach der Anzeige
des Thermometers wirklich iſt; denn der heftige kalte
Wind ſchneidet wie Pfeile von Eis durch den Koͤrper.

Die Witterung iſt das ganze Jahr hindurch ſehr
unbeſtaͤndig. Regen faͤllt im Ueberfluſſe. Es regnet faſt
das ganze Jahr, beſonders aber in den ſo genannten
Regenmonathen (Satſuki), die mitten im Sommer einfal-
len. Gerade dieſer Ueberfluß von Regen aber iſt die Ur-
ſache der Fruchtbarkeit, und der davon herruͤhrenden
ſtarken Volksmenge. Gewitter ſind nicht ſelten; Stuͤr-
me und Orkane ſehr haͤufig.

Ich ſtellte waͤhrend meines Aufenthalts in Japan
ſorgfaͤltige thermometriſche Beobachtungen an. Da der-
gleichen meines Wiſſens bisher niemand bekannt gemacht
hat, und ſie das Klima dieſes Landes genau kennen leh-
ren, glaube ich, die Mittheilung derſelben werde demjeni-
gen Theile meiner Leſer, welchen es um eine genaue
Kenntniß des Landes zu thun iſt, nicht unangenehm ſeyn.
Sie ſind groͤßtentheils auf der Inſel Dezima bey Nanga-

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[139/0173] Von der natuͤrl. Beſchaffenheit von Japan. Das Erdreich iſt in Thaͤlern und ebnen Gegenden verſchieden. Meiſtens beſteht es aber aus Lehm oder Sand, oder einem Gemiſche von beyden. Im allge- meinen kann man zwar mit Recht behaupten, daß der Boden ſehr unfruchtbar iſt; allein durch Arbeit, Dung, Waͤrme und hinlaͤnglichen Regen wird er in hohem Gra- de fruchtbar gemacht. Erdbeben verſpuͤrt man in Japan nicht ſelten. Waͤhrend unſers Aufenthalts zu Jedo zeigte ſich derglei- chen verſchiednemahl, wiewohl ſehr gelinde. Die Hitze iſt im Sommer ſehr ſtark, und wuͤrde unertraͤglich ſeyn, wenn die Seewinde ſie nicht milder- ten. Eben ſo iſt auch die Kaͤlte des Winters ſehr ſtreng, wenn Nord-Wind und Nord-Oſt-Wind wehet. Man fuͤhlt ſie indeſſen allezeit ſtaͤrker, als ſie nach der Anzeige des Thermometers wirklich iſt; denn der heftige kalte Wind ſchneidet wie Pfeile von Eis durch den Koͤrper. Die Witterung iſt das ganze Jahr hindurch ſehr unbeſtaͤndig. Regen faͤllt im Ueberfluſſe. Es regnet faſt das ganze Jahr, beſonders aber in den ſo genannten Regenmonathen (Satſuki), die mitten im Sommer einfal- len. Gerade dieſer Ueberfluß von Regen aber iſt die Ur- ſache der Fruchtbarkeit, und der davon herruͤhrenden ſtarken Volksmenge. Gewitter ſind nicht ſelten; Stuͤr- me und Orkane ſehr haͤufig. Ich ſtellte waͤhrend meines Aufenthalts in Japan ſorgfaͤltige thermometriſche Beobachtungen an. Da der- gleichen meines Wiſſens bisher niemand bekannt gemacht hat, und ſie das Klima dieſes Landes genau kennen leh- ren, glaube ich, die Mittheilung derſelben werde demjeni- gen Theile meiner Leſer, welchen es um eine genaue Kenntniß des Landes zu thun iſt, nicht unangenehm ſeyn. Sie ſind groͤßtentheils auf der Inſel Dezima bey Nanga-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/173>, abgerufen am 23.11.2024.