Seiten Schleifen, auf dem Kopfe goldne und silberne Spitzen, und einen zu beyden Seiten herabhangen- den Habit.
Den 22. August langte ich zu Honfleur an. Dies ist eine kleine Stadt am Ausflusse der Seine, mit schö- nen Häfen. Die Ebbe entblößt hier einen sehr großen Theil des Strandes des Flusses, und während dieser Zeit fängt man Krabben mit einem Netze, das zwischen zwey Stöcken aufgestellt ist, womit man es vor sich hin schiebt.
Auf dieser, so wie auf meinen folgenden Reisen, hatte ich recht Gelegenheit zu bemerken, wie die Matro- sen vom Winde schwache und rothe Augen, von der Wölbung des Schiffs krumme Beine und hervorstehende Hintertheile, und von der vielen Arbeit, besonders dem Handthieren der Taue, harte Schwielen in den Händen bekommen.
Der 30. August war der angenehme Tag meiner Wiederkunft nach Amsterdam. Mein erster Besuch war bey meinen Gönnern, den Professoren Burman- nus. Während der Zeit, da ich mich zu meiner be- vorstehenden weiten Reise anschickte, besuchte ich täg- lich des Vormittags den medicinischen Garten. Die Nachmittage brachte ich in Burmannus Hause, in sei- nen Sammlungen und in seiner Bibliothek zu. In je- nem Garten untersuchte ich dem Wunsche dieses Man- nes gemäß, alle diejenigen Kräuter, welche auf den Beeten standen, um nachzusehen, ob die beygesetzten Nahmen richtig wären. Sie waren nach van Royens Systeme geordnet, und bey jedem Gewächse stand ein gemahlter Stock mit aufgeschriebner Nummer. Auch besah ich die Mahlerakademie, den anatomischen Saal mit den da befindlichen Präparaten, die ausländischen
Ruͤckreiſe von Paris nach Holland.
Seiten Schleifen, auf dem Kopfe goldne und ſilberne Spitzen, und einen zu beyden Seiten herabhangen- den Habit.
Den 22. Auguſt langte ich zu Honfleur an. Dies iſt eine kleine Stadt am Ausfluſſe der Seine, mit ſchoͤ- nen Haͤfen. Die Ebbe entbloͤßt hier einen ſehr großen Theil des Strandes des Fluſſes, und waͤhrend dieſer Zeit faͤngt man Krabben mit einem Netze, das zwiſchen zwey Stoͤcken aufgeſtellt iſt, womit man es vor ſich hin ſchiebt.
Auf dieſer, ſo wie auf meinen folgenden Reiſen, hatte ich recht Gelegenheit zu bemerken, wie die Matro- ſen vom Winde ſchwache und rothe Augen, von der Woͤlbung des Schiffs krumme Beine und hervorſtehende Hintertheile, und von der vielen Arbeit, beſonders dem Handthieren der Taue, harte Schwielen in den Haͤnden bekommen.
Der 30. Auguſt war der angenehme Tag meiner Wiederkunft nach Amſterdam. Mein erſter Beſuch war bey meinen Goͤnnern, den Profeſſoren Burman- nus. Waͤhrend der Zeit, da ich mich zu meiner be- vorſtehenden weiten Reiſe anſchickte, beſuchte ich taͤg- lich des Vormittags den mediciniſchen Garten. Die Nachmittage brachte ich in Burmannus Hauſe, in ſei- nen Sammlungen und in ſeiner Bibliothek zu. In je- nem Garten unterſuchte ich dem Wunſche dieſes Man- nes gemaͤß, alle diejenigen Kraͤuter, welche auf den Beeten ſtanden, um nachzuſehen, ob die beygeſetzten Nahmen richtig waͤren. Sie waren nach van Royens Syſteme geordnet, und bey jedem Gewaͤchſe ſtand ein gemahlter Stock mit aufgeſchriebner Nummer. Auch beſah ich die Mahlerakademie, den anatomiſchen Saal mit den da befindlichen Praͤparaten, die auslaͤndiſchen
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Ruͤckreiſe von Paris nach Holland.
Seiten Schleifen, auf dem Kopfe goldne und ſilberne
Spitzen, und einen zu beyden Seiten herabhangen-
den Habit.
Den 22. Auguſt langte ich zu Honfleur an. Dies
iſt eine kleine Stadt am Ausfluſſe der Seine, mit ſchoͤ-
nen Haͤfen. Die Ebbe entbloͤßt hier einen ſehr großen
Theil des Strandes des Fluſſes, und waͤhrend dieſer
Zeit faͤngt man Krabben mit einem Netze, das zwiſchen
zwey Stoͤcken aufgeſtellt iſt, womit man es vor ſich
hin ſchiebt.
Auf dieſer, ſo wie auf meinen folgenden Reiſen,
hatte ich recht Gelegenheit zu bemerken, wie die Matro-
ſen vom Winde ſchwache und rothe Augen, von der
Woͤlbung des Schiffs krumme Beine und hervorſtehende
Hintertheile, und von der vielen Arbeit, beſonders dem
Handthieren der Taue, harte Schwielen in den Haͤnden
bekommen.
Der 30. Auguſt war der angenehme Tag meiner
Wiederkunft nach Amſterdam. Mein erſter Beſuch
war bey meinen Goͤnnern, den Profeſſoren Burman-
nus. Waͤhrend der Zeit, da ich mich zu meiner be-
vorſtehenden weiten Reiſe anſchickte, beſuchte ich taͤg-
lich des Vormittags den mediciniſchen Garten. Die
Nachmittage brachte ich in Burmannus Hauſe, in ſei-
nen Sammlungen und in ſeiner Bibliothek zu. In je-
nem Garten unterſuchte ich dem Wunſche dieſes Man-
nes gemaͤß, alle diejenigen Kraͤuter, welche auf den
Beeten ſtanden, um nachzuſehen, ob die beygeſetzten
Nahmen richtig waͤren. Sie waren nach van Royens
Syſteme geordnet, und bey jedem Gewaͤchſe ſtand ein
gemahlter Stock mit aufgeſchriebner Nummer. Auch
beſah ich die Mahlerakademie, den anatomiſchen Saal
mit den da befindlichen Praͤparaten, die auslaͤndiſchen
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/91>, abgerufen am 22.11.2024.
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