gerer Menge vorhanden, sondern auch nicht so reif zu seyn, als tiefer ins Land hinein. Am Strande ist er et- was blaß, und hat dickere und graue Cruste; scheint auch nicht so hart zu seyn. Der Feuerstein entsteht ge- wiß durch Coagulirung in und von Kalk, so unähnlich beyde hernach auch einander sind. Bey Brot, das durch gehinderte Gährung und durch Kälte eine abgebackne Rinde bekommt, sollte man kaum glauben, daß die Rin- de sich aus eben der Materie gebildet habe, woraus das Brot besteht, obgleich keine andre Veränderung, als das Backen, damit vorgegangen ist.
Den ganzen Fluß hinab fährt ein Lootse mit, und besorget, daß das Schiff sich vor Anker legt, wenn die Ebbe anfängt. Es liegt alsdann so lange still, bis diese vorüber ist. Die Schiffe legen sich in diesem Falle oft nahe ans Land, und in die Buchten hinein, und zwar längs derselben in den weichen Moder, da sie alsdann auf einer Seite liegen und ruhen. Unser Lootse war bey dieser Gelegenheit so unvorsichtig, daß er das Schiff in eine Bucht brachte, und es in die Quere legte. Als nun das Wasser abgeflossen war, ruhete es auf dem Hinter- und Vordertheile, und weil es in der Mitte keine Stütze hatte, brach es quer ab, und mußte hernach nach Havre de Grace gebracht werden, um sich ausbessern zu lassen. Dieser Schiffbruch auf trocknem Lande nöthigte mich, meine Sachen auf ein anderes Fahrzeug zu bringen, und mit diesem meine Reise nach Amsterdam weiter fortzusetzen.
Auf dem Wege von Rouen hatte ich mehrmahls Gelegenheit zu sehen, wie das Landvolk sich an Sonn- und Festtagen auf freyem Felde mit Tanz und dergleichen belustigte. Die Mädchen hatten einen besondern Anzug, eine Schnürbrust, an den Röcken hinten und auf den
Erſte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
gerer Menge vorhanden, ſondern auch nicht ſo reif zu ſeyn, als tiefer ins Land hinein. Am Strande iſt er et- was blaß, und hat dickere und graue Cruſte; ſcheint auch nicht ſo hart zu ſeyn. Der Feuerſtein entſteht ge- wiß durch Coagulirung in und von Kalk, ſo unaͤhnlich beyde hernach auch einander ſind. Bey Brot, das durch gehinderte Gaͤhrung und durch Kaͤlte eine abgebackne Rinde bekommt, ſollte man kaum glauben, daß die Rin- de ſich aus eben der Materie gebildet habe, woraus das Brot beſteht, obgleich keine andre Veraͤnderung, als das Backen, damit vorgegangen iſt.
Den ganzen Fluß hinab faͤhrt ein Lootſe mit, und beſorget, daß das Schiff ſich vor Anker legt, wenn die Ebbe anfaͤngt. Es liegt alsdann ſo lange ſtill, bis dieſe voruͤber iſt. Die Schiffe legen ſich in dieſem Falle oft nahe ans Land, und in die Buchten hinein, und zwar laͤngs derſelben in den weichen Moder, da ſie alsdann auf einer Seite liegen und ruhen. Unſer Lootſe war bey dieſer Gelegenheit ſo unvorſichtig, daß er das Schiff in eine Bucht brachte, und es in die Quere legte. Als nun das Waſſer abgefloſſen war, ruhete es auf dem Hinter- und Vordertheile, und weil es in der Mitte keine Stuͤtze hatte, brach es quer ab, und mußte hernach nach Havre de Grace gebracht werden, um ſich ausbeſſern zu laſſen. Dieſer Schiffbruch auf trocknem Lande noͤthigte mich, meine Sachen auf ein anderes Fahrzeug zu bringen, und mit dieſem meine Reiſe nach Amſterdam weiter fortzuſetzen.
Auf dem Wege von Rouen hatte ich mehrmahls Gelegenheit zu ſehen, wie das Landvolk ſich an Sonn- und Feſttagen auf freyem Felde mit Tanz und dergleichen beluſtigte. Die Maͤdchen hatten einen beſondern Anzug, eine Schnuͤrbruſt, an den Roͤcken hinten und auf den
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Erſte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
gerer Menge vorhanden, ſondern auch nicht ſo reif zu
ſeyn, als tiefer ins Land hinein. Am Strande iſt er et-
was blaß, und hat dickere und graue Cruſte; ſcheint
auch nicht ſo hart zu ſeyn. Der Feuerſtein entſteht ge-
wiß durch Coagulirung in und von Kalk, ſo unaͤhnlich
beyde hernach auch einander ſind. Bey Brot, das durch
gehinderte Gaͤhrung und durch Kaͤlte eine abgebackne
Rinde bekommt, ſollte man kaum glauben, daß die Rin-
de ſich aus eben der Materie gebildet habe, woraus das
Brot beſteht, obgleich keine andre Veraͤnderung, als
das Backen, damit vorgegangen iſt.
Den ganzen Fluß hinab faͤhrt ein Lootſe mit, und
beſorget, daß das Schiff ſich vor Anker legt, wenn die
Ebbe anfaͤngt. Es liegt alsdann ſo lange ſtill, bis dieſe
voruͤber iſt. Die Schiffe legen ſich in dieſem Falle oft
nahe ans Land, und in die Buchten hinein, und zwar
laͤngs derſelben in den weichen Moder, da ſie alsdann
auf einer Seite liegen und ruhen. Unſer Lootſe war bey
dieſer Gelegenheit ſo unvorſichtig, daß er das Schiff in
eine Bucht brachte, und es in die Quere legte. Als nun
das Waſſer abgefloſſen war, ruhete es auf dem Hinter-
und Vordertheile, und weil es in der Mitte keine Stuͤtze
hatte, brach es quer ab, und mußte hernach nach Havre
de Grace gebracht werden, um ſich ausbeſſern zu laſſen.
Dieſer Schiffbruch auf trocknem Lande noͤthigte mich,
meine Sachen auf ein anderes Fahrzeug zu bringen,
und mit dieſem meine Reiſe nach Amſterdam weiter
fortzuſetzen.
Auf dem Wege von Rouen hatte ich mehrmahls
Gelegenheit zu ſehen, wie das Landvolk ſich an Sonn-
und Feſttagen auf freyem Felde mit Tanz und dergleichen
beluſtigte. Die Maͤdchen hatten einen beſondern Anzug,
eine Schnuͤrbruſt, an den Roͤcken hinten und auf den
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/90>, abgerufen am 22.11.2024.
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