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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Aufenthalt in Paris.
dem Bette steht ein behangener Nachtstuhl. Große Lam-
pen erleuchten das Zimmer. Wenn ein Patient gestor-
ben ist, wird er in das Todtenzimmer (Salle des morts)
getragen. Die, welche Vormittags sterben, werden
besonders, und die, welche Nachmittags, auch besonders
hingelegt. Gewöhnlich sterben in Zeit von vier und
zwanzig Stunden zwischen zehn und zwanzig Personen.
Wenn sie begraben werden sollen, nähet man sie in grobe
greise Leinwand. Die Zahl der Kranken erstreckt sich
ungefähr bis dreytausend, wovon zweytausend von Aerz-
ten, und tausend von Chirurgen bedient werden. Den
1. März waren der Kranken 3950, und in der folgen-
de Woche 3978.

Die Charite ist netter und schöner, aber viel klei-
ner. Sie enthält etwa dreyhundert Betten, und hat
eine eigne Apotheke. Man nimmt hier nur eine bestimm-
te Anzahl Kranke an, denen Herr du Scu, welcher Vor-
steher ist, Zettel giebt, auf deren Vorzeigung sie aufge-
nommen werden.

Das Invalidenhaus, wo alte und gebrechliche Sol-
daten unterhalten werden, hat auch ein großes Zimmer
für Kranke, und liegt an der einen Seite der Stadt.
Die dazu gehörige Kirche ist groß, und hat einen sehr
schönen erhabnen Chor, der mit Marmor ausgelegt ist,
und in der Mitte einen etwas niedrigern Platz hat, wo-
hin niemand, außer dem Könige, erlaubt wird hinabzuge-
hen. Daher wird hier auch, so wie bey den Thüren,
Wache gehalten. Die Wache besteht sehr oft aus ge-
brechlichen Leuten. -- Neben dem Invalidenhause ist
die Ecole militaire.

Das Bicetre oder Lazaret für venerische Kranke ist
außerhalb der Stadt. Wer da aufgenommen werden
will, muß vorher Erlaubniß dazu haben.


Aufenthalt in Paris.
dem Bette ſteht ein behangener Nachtſtuhl. Große Lam-
pen erleuchten das Zimmer. Wenn ein Patient geſtor-
ben iſt, wird er in das Todtenzimmer (Salle des morts)
getragen. Die, welche Vormittags ſterben, werden
beſonders, und die, welche Nachmittags, auch beſonders
hingelegt. Gewoͤhnlich ſterben in Zeit von vier und
zwanzig Stunden zwiſchen zehn und zwanzig Perſonen.
Wenn ſie begraben werden ſollen, naͤhet man ſie in grobe
greiſe Leinwand. Die Zahl der Kranken erſtreckt ſich
ungefaͤhr bis dreytauſend, wovon zweytauſend von Aerz-
ten, und tauſend von Chirurgen bedient werden. Den
1. Maͤrz waren der Kranken 3950, und in der folgen-
de Woche 3978.

Die Charité iſt netter und ſchoͤner, aber viel klei-
ner. Sie enthaͤlt etwa dreyhundert Betten, und hat
eine eigne Apotheke. Man nimmt hier nur eine beſtimm-
te Anzahl Kranke an, denen Herr du Sçu, welcher Vor-
ſteher iſt, Zettel giebt, auf deren Vorzeigung ſie aufge-
nommen werden.

Das Invalidenhaus, wo alte und gebrechliche Sol-
daten unterhalten werden, hat auch ein großes Zimmer
fuͤr Kranke, und liegt an der einen Seite der Stadt.
Die dazu gehoͤrige Kirche iſt groß, und hat einen ſehr
ſchoͤnen erhabnen Chor, der mit Marmor ausgelegt iſt,
und in der Mitte einen etwas niedrigern Platz hat, wo-
hin niemand, außer dem Koͤnige, erlaubt wird hinabzuge-
hen. Daher wird hier auch, ſo wie bey den Thuͤren,
Wache gehalten. Die Wache beſteht ſehr oft aus ge-
brechlichen Leuten. — Neben dem Invalidenhauſe iſt
die Ecole militaire.

Das Bicetre oder Lazaret fuͤr veneriſche Kranke iſt
außerhalb der Stadt. Wer da aufgenommen werden
will, muß vorher Erlaubniß dazu haben.


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[45/0073] Aufenthalt in Paris. dem Bette ſteht ein behangener Nachtſtuhl. Große Lam- pen erleuchten das Zimmer. Wenn ein Patient geſtor- ben iſt, wird er in das Todtenzimmer (Salle des morts) getragen. Die, welche Vormittags ſterben, werden beſonders, und die, welche Nachmittags, auch beſonders hingelegt. Gewoͤhnlich ſterben in Zeit von vier und zwanzig Stunden zwiſchen zehn und zwanzig Perſonen. Wenn ſie begraben werden ſollen, naͤhet man ſie in grobe greiſe Leinwand. Die Zahl der Kranken erſtreckt ſich ungefaͤhr bis dreytauſend, wovon zweytauſend von Aerz- ten, und tauſend von Chirurgen bedient werden. Den 1. Maͤrz waren der Kranken 3950, und in der folgen- de Woche 3978. Die Charité iſt netter und ſchoͤner, aber viel klei- ner. Sie enthaͤlt etwa dreyhundert Betten, und hat eine eigne Apotheke. Man nimmt hier nur eine beſtimm- te Anzahl Kranke an, denen Herr du Sçu, welcher Vor- ſteher iſt, Zettel giebt, auf deren Vorzeigung ſie aufge- nommen werden. Das Invalidenhaus, wo alte und gebrechliche Sol- daten unterhalten werden, hat auch ein großes Zimmer fuͤr Kranke, und liegt an der einen Seite der Stadt. Die dazu gehoͤrige Kirche iſt groß, und hat einen ſehr ſchoͤnen erhabnen Chor, der mit Marmor ausgelegt iſt, und in der Mitte einen etwas niedrigern Platz hat, wo- hin niemand, außer dem Koͤnige, erlaubt wird hinabzuge- hen. Daher wird hier auch, ſo wie bey den Thuͤren, Wache gehalten. Die Wache beſteht ſehr oft aus ge- brechlichen Leuten. — Neben dem Invalidenhauſe iſt die Ecole militaire. Das Bicetre oder Lazaret fuͤr veneriſche Kranke iſt außerhalb der Stadt. Wer da aufgenommen werden will, muß vorher Erlaubniß dazu haben.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/73>, abgerufen am 24.11.2024.