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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Von den Europ. Einwohnern zu Batavia.
der innern Theile (Placenta febrilis), die nicht leicht sich
vertheilt oder vergeht, wenn sie nicht nach einem Com-
toir geschickt werden, wo frischere und kältere Luft ist.
Wer die stärkste Gesundheit zu haben scheint, ist am mei-
sten in Gefahr das Leben zu verlieren, dagegen Schwache,
und Frauenspersonen es am längsten und besten aushalten,
obgleich auch diese, wenn sie aus Europa rosenrothe Wan-
gen mitbrachten, diese gesunde Farbe bald verlieren und
hernach so blaß werden, daß sie wie ein ausgewrungnes
Laken aussehen. -- Daß es aber unter den Indiern,
die von Früchten und Gartengewächsen leben, und nur
Wasser trinken, bisweilen Leute giebt, die vom Blasen-
steine geplagt sind, sollte fast unmöglich scheinen. Und
doch habe ich dergleichen angetroffen. Einer von den
Sklaven meines Wirths hatte einen sehr großen Stein
in der Blase, woran er endlich starb. Nach seinem Tode
öffnete mein Wirth ihn in meiner Gegenwart, und der
Stein wog 41/4 Loth.

In vorigen Zeiten, besonders nachdem die Hand-
lung der Ostindischen Compagnie zu Stande gekommen
war, reiseten wenig Leute von Ansehen nach Batavia,
weil man diesen Ort für eben so gefährlich, als die Reise
dahin selbst ansah. Ein großer Theil der hiesigen Besa-
tzung und der am Bord der hieher gehenden Schiffe dienen-
den Leute hat damahls also wohl aus solchen bestanden, die
in Europa Verbrechen begangen und sich in der Noth-
wendigkeit gesehen hatten, ihr Vaterland zu verlassen,
oder die auch wegen widriger Schicksale und Mangel an
Aussichten für die Zukunft gezwungen gewesen waren, ihr
Glück auf der See und jenseits der See zu suchen. Diese
machten indessen ihr Glück, schwangen sich mit der Zeit
zu den höchsten Aemtern empor, und verschiedne kamen
von Zeit zu Zeit reich und begütert, mit einer Menge

O 2

Von den Europ. Einwohnern zu Batavia.
der innern Theile (Placenta febrilis), die nicht leicht ſich
vertheilt oder vergeht, wenn ſie nicht nach einem Com-
toir geſchickt werden, wo friſchere und kaͤltere Luft iſt.
Wer die ſtaͤrkſte Geſundheit zu haben ſcheint, iſt am mei-
ſten in Gefahr das Leben zu verlieren, dagegen Schwache,
und Frauensperſonen es am laͤngſten und beſten aushalten,
obgleich auch dieſe, wenn ſie aus Europa roſenrothe Wan-
gen mitbrachten, dieſe geſunde Farbe bald verlieren und
hernach ſo blaß werden, daß ſie wie ein ausgewrungnes
Laken ausſehen. — Daß es aber unter den Indiern,
die von Fruͤchten und Gartengewaͤchſen leben, und nur
Waſſer trinken, bisweilen Leute giebt, die vom Blaſen-
ſteine geplagt ſind, ſollte faſt unmoͤglich ſcheinen. Und
doch habe ich dergleichen angetroffen. Einer von den
Sklaven meines Wirths hatte einen ſehr großen Stein
in der Blaſe, woran er endlich ſtarb. Nach ſeinem Tode
oͤffnete mein Wirth ihn in meiner Gegenwart, und der
Stein wog 4¼ Loth.

In vorigen Zeiten, beſonders nachdem die Hand-
lung der Oſtindiſchen Compagnie zu Stande gekommen
war, reiſeten wenig Leute von Anſehen nach Batavia,
weil man dieſen Ort fuͤr eben ſo gefaͤhrlich, als die Reiſe
dahin ſelbſt anſah. Ein großer Theil der hieſigen Beſa-
tzung und der am Bord der hieher gehenden Schiffe dienen-
den Leute hat damahls alſo wohl aus ſolchen beſtanden, die
in Europa Verbrechen begangen und ſich in der Noth-
wendigkeit geſehen hatten, ihr Vaterland zu verlaſſen,
oder die auch wegen widriger Schickſale und Mangel an
Ausſichten fuͤr die Zukunft gezwungen geweſen waren, ihr
Gluͤck auf der See und jenſeits der See zu ſuchen. Dieſe
machten indeſſen ihr Gluͤck, ſchwangen ſich mit der Zeit
zu den hoͤchſten Aemtern empor, und verſchiedne kamen
von Zeit zu Zeit reich und beguͤtert, mit einer Menge

O 2
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[211/0549] Von den Europ. Einwohnern zu Batavia. der innern Theile (Placenta febrilis), die nicht leicht ſich vertheilt oder vergeht, wenn ſie nicht nach einem Com- toir geſchickt werden, wo friſchere und kaͤltere Luft iſt. Wer die ſtaͤrkſte Geſundheit zu haben ſcheint, iſt am mei- ſten in Gefahr das Leben zu verlieren, dagegen Schwache, und Frauensperſonen es am laͤngſten und beſten aushalten, obgleich auch dieſe, wenn ſie aus Europa roſenrothe Wan- gen mitbrachten, dieſe geſunde Farbe bald verlieren und hernach ſo blaß werden, daß ſie wie ein ausgewrungnes Laken ausſehen. — Daß es aber unter den Indiern, die von Fruͤchten und Gartengewaͤchſen leben, und nur Waſſer trinken, bisweilen Leute giebt, die vom Blaſen- ſteine geplagt ſind, ſollte faſt unmoͤglich ſcheinen. Und doch habe ich dergleichen angetroffen. Einer von den Sklaven meines Wirths hatte einen ſehr großen Stein in der Blaſe, woran er endlich ſtarb. Nach ſeinem Tode oͤffnete mein Wirth ihn in meiner Gegenwart, und der Stein wog 4¼ Loth. In vorigen Zeiten, beſonders nachdem die Hand- lung der Oſtindiſchen Compagnie zu Stande gekommen war, reiſeten wenig Leute von Anſehen nach Batavia, weil man dieſen Ort fuͤr eben ſo gefaͤhrlich, als die Reiſe dahin ſelbſt anſah. Ein großer Theil der hieſigen Beſa- tzung und der am Bord der hieher gehenden Schiffe dienen- den Leute hat damahls alſo wohl aus ſolchen beſtanden, die in Europa Verbrechen begangen und ſich in der Noth- wendigkeit geſehen hatten, ihr Vaterland zu verlaſſen, oder die auch wegen widriger Schickſale und Mangel an Ausſichten fuͤr die Zukunft gezwungen geweſen waren, ihr Gluͤck auf der See und jenſeits der See zu ſuchen. Dieſe machten indeſſen ihr Gluͤck, ſchwangen ſich mit der Zeit zu den hoͤchſten Aemtern empor, und verſchiedne kamen von Zeit zu Zeit reich und beguͤtert, mit einer Menge O 2

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/549>, abgerufen am 22.11.2024.