und an dieser Wunde gestorben. Das dritte Commando, welches nach der Gegend der Schneeberge marschirt war, hatte vierhundert Buschhottentotten getödtet, und sie- ben Mann waren durch Pfeile blessirt, aber keiner hatte das Leben verlohren.
Manchmahl trägt es sich zu, daß die Buschmänner nicht nur mit einemmahl die ganze Herde eines Landeigen- thümers wegnehmen, wenn sie auf die Weide getrieben wird, sondern auch die Leute, welche das Vieh hüthen, ums Leben bringen. Sie treiben alsdann so geschwind sie können, Nacht und Tag, das geraubte Vieh so weit fort, bis sie in Sicherheit zu seyn glauben. Was nicht mit kann, stechen sie mit ihren Wurfspießen todt. Wäh- rend der Flucht stellen sie auf den Bergen Wächter hin, die abgelöset werden, und genau Acht geben und anzeigen müssen, ob ihnen auch von den Kolonisten nachgesetzt wird. In diesem Falle verbergen sie sich, wenn es thun- lich ist, in den Gebirgen. Auf ihrem Rückzuge schlach- ten, braten und essen sie. Haben sie nun auf diese Art eine Menge Rindvieh weggeführt, und in weiter Entfer- nung in einige Sicherheit gebracht, so lagern sie sich da- mit, bauen sich Hütten oder Kraale entweder von Zaser- blumenstrauch oder von Matten, und leben denn da bey einander, so lange der Raub ihnen Nahrung giebt. Die von der Expedition zurückkommende Mannschaft erzählte, sie hätten einen solchen Kraal oder Lagerplatz gesehen, der wie ein Dorf in zwey Reihen mit Hütten bebauet gewesen wäre, und wo sie an der einen Seite über funfzig Hüt- ten gezählt hätten, aus welchen aber alle Buschmänner bereits weggezogen gewesen. Allein hier im Rockenlande haben diese Buschhottentotten während der beyden letz- ten Jahre mehr als zehntausend Schafe, und eine Menge Ochsen geraubt, und zugleich viele Kolonisten mit ihren
Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
und an dieſer Wunde geſtorben. Das dritte Commando, welches nach der Gegend der Schneeberge marſchirt war, hatte vierhundert Buſchhottentotten getoͤdtet, und ſie- ben Mann waren durch Pfeile bleſſirt, aber keiner hatte das Leben verlohren.
Manchmahl traͤgt es ſich zu, daß die Buſchmaͤnner nicht nur mit einemmahl die ganze Herde eines Landeigen- thuͤmers wegnehmen, wenn ſie auf die Weide getrieben wird, ſondern auch die Leute, welche das Vieh huͤthen, ums Leben bringen. Sie treiben alsdann ſo geſchwind ſie koͤnnen, Nacht und Tag, das geraubte Vieh ſo weit fort, bis ſie in Sicherheit zu ſeyn glauben. Was nicht mit kann, ſtechen ſie mit ihren Wurfſpießen todt. Waͤh- rend der Flucht ſtellen ſie auf den Bergen Waͤchter hin, die abgeloͤſet werden, und genau Acht geben und anzeigen muͤſſen, ob ihnen auch von den Koloniſten nachgeſetzt wird. In dieſem Falle verbergen ſie ſich, wenn es thun- lich iſt, in den Gebirgen. Auf ihrem Ruͤckzuge ſchlach- ten, braten und eſſen ſie. Haben ſie nun auf dieſe Art eine Menge Rindvieh weggefuͤhrt, und in weiter Entfer- nung in einige Sicherheit gebracht, ſo lagern ſie ſich da- mit, bauen ſich Huͤtten oder Kraale entweder von Zaſer- blumenſtrauch oder von Matten, und leben denn da bey einander, ſo lange der Raub ihnen Nahrung giebt. Die von der Expedition zuruͤckkommende Mannſchaft erzaͤhlte, ſie haͤtten einen ſolchen Kraal oder Lagerplatz geſehen, der wie ein Dorf in zwey Reihen mit Huͤtten bebauet geweſen waͤre, und wo ſie an der einen Seite uͤber funfzig Huͤt- ten gezaͤhlt haͤtten, aus welchen aber alle Buſchmaͤnner bereits weggezogen geweſen. Allein hier im Rockenlande haben dieſe Buſchhottentotten waͤhrend der beyden letz- ten Jahre mehr als zehntauſend Schafe, und eine Menge Ochſen geraubt, und zugleich viele Koloniſten mit ihren
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Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
und an dieſer Wunde geſtorben. Das dritte Commando,
welches nach der Gegend der Schneeberge marſchirt war,
hatte vierhundert Buſchhottentotten getoͤdtet, und ſie-
ben Mann waren durch Pfeile bleſſirt, aber keiner hatte
das Leben verlohren.
Manchmahl traͤgt es ſich zu, daß die Buſchmaͤnner
nicht nur mit einemmahl die ganze Herde eines Landeigen-
thuͤmers wegnehmen, wenn ſie auf die Weide getrieben
wird, ſondern auch die Leute, welche das Vieh huͤthen,
ums Leben bringen. Sie treiben alsdann ſo geſchwind
ſie koͤnnen, Nacht und Tag, das geraubte Vieh ſo weit
fort, bis ſie in Sicherheit zu ſeyn glauben. Was nicht
mit kann, ſtechen ſie mit ihren Wurfſpießen todt. Waͤh-
rend der Flucht ſtellen ſie auf den Bergen Waͤchter hin,
die abgeloͤſet werden, und genau Acht geben und anzeigen
muͤſſen, ob ihnen auch von den Koloniſten nachgeſetzt
wird. In dieſem Falle verbergen ſie ſich, wenn es thun-
lich iſt, in den Gebirgen. Auf ihrem Ruͤckzuge ſchlach-
ten, braten und eſſen ſie. Haben ſie nun auf dieſe Art
eine Menge Rindvieh weggefuͤhrt, und in weiter Entfer-
nung in einige Sicherheit gebracht, ſo lagern ſie ſich da-
mit, bauen ſich Huͤtten oder Kraale entweder von Zaſer-
blumenſtrauch oder von Matten, und leben denn da bey
einander, ſo lange der Raub ihnen Nahrung giebt. Die
von der Expedition zuruͤckkommende Mannſchaft erzaͤhlte,
ſie haͤtten einen ſolchen Kraal oder Lagerplatz geſehen, der
wie ein Dorf in zwey Reihen mit Huͤtten bebauet geweſen
waͤre, und wo ſie an der einen Seite uͤber funfzig Huͤt-
ten gezaͤhlt haͤtten, aus welchen aber alle Buſchmaͤnner
bereits weggezogen geweſen. Allein hier im Rockenlande
haben dieſe Buſchhottentotten waͤhrend der beyden letz-
ten Jahre mehr als zehntauſend Schafe, und eine Menge
Ochſen geraubt, und zugleich viele Koloniſten mit ihren
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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