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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise durchs Bockland und ins Rockenland.
hernach aber wurde ihm der ganze Fuß steif, und der Ge-
schwulst nahm in Geschwindigkeit so zu, daß, ehe ich ei-
nen Steinwurf weit vom Hofe war, das Pferd nicht
mehr fort konnte, sondern auf der Stelle zurück bleiben
mußte. Man sagte mir, daß sich hier eine Art kleiner,
kaum eine Viertelelle langer, aber sehr giftiger Schlan-
gen in Menge aufhalten; von diesen mußte eine es seyn,
die den Biß gethan hatte.

In dem Hause unsers folgenden Wirths, Kornelis
Kutsee
, war der Sohn vor einiger Zeit auch von einer
giftigen Schlange in die Hand gebissen. Man hatte die
Hand scarisicirt, und einen Schröpfkopf aufgesetzt, um
das Gift herauszuziehen. Hierauf hatte man die Hand
in Vitriolwasser gesteckt, das davon ganz schwarz gewor-
den war, hernach eine gewisse Zwiebel und zuletzt getrock-
netes Schildkrötenblut aufgelegt. Von diesem behauptet
man, daß es, wenn es auf der Wunde liegt, wieder
aufweicht, flüssig wird und gährt. Sollte etwa Schlan-
gengift mehr Attraction gegen Schildkrötenblut als gegen
Menschenblut äußern, und daher auch von Schildkröten-
blute angezogen und eingesogen werden?

Jeder Landbewohner, der aus dem Rockenfelde über
Mustaertshoek nach Cap und zurück reiset, muß jährlich
etwas Gewisses zur Wegebesserung erlegen. Die Land-
leute in den entferntern Gegenden sind meistens arm, und
müssen doch mehr Abgaben, als die andern entrichten.

Wir trafen hier wieder ein Commando an, das
die Buschhottentotten bis ins Rockenland verfolgt hatte.
Es bestand aus sieben und vierzig Christen und überhaupt
aus einigen und neunzig Mann. Diese hatten ungefähr
zweyhundert und dreyßig Buschmänner theils getödtet,
theils gefangen genommen. Einer von den Kolonisten war
bey dieser Gelegenheit mit einem Pfeile ins Knie geschossen,

Reiſe durchs Bockland und ins Rockenland.
hernach aber wurde ihm der ganze Fuß ſteif, und der Ge-
ſchwulſt nahm in Geſchwindigkeit ſo zu, daß, ehe ich ei-
nen Steinwurf weit vom Hofe war, das Pferd nicht
mehr fort konnte, ſondern auf der Stelle zuruͤck bleiben
mußte. Man ſagte mir, daß ſich hier eine Art kleiner,
kaum eine Viertelelle langer, aber ſehr giftiger Schlan-
gen in Menge aufhalten; von dieſen mußte eine es ſeyn,
die den Biß gethan hatte.

In dem Hauſe unſers folgenden Wirths, Kornelis
Kutſee
, war der Sohn vor einiger Zeit auch von einer
giftigen Schlange in die Hand gebiſſen. Man hatte die
Hand ſcariſicirt, und einen Schroͤpfkopf aufgeſetzt, um
das Gift herauszuziehen. Hierauf hatte man die Hand
in Vitriolwaſſer geſteckt, das davon ganz ſchwarz gewor-
den war, hernach eine gewiſſe Zwiebel und zuletzt getrock-
netes Schildkroͤtenblut aufgelegt. Von dieſem behauptet
man, daß es, wenn es auf der Wunde liegt, wieder
aufweicht, fluͤſſig wird und gaͤhrt. Sollte etwa Schlan-
gengift mehr Attraction gegen Schildkroͤtenblut als gegen
Menſchenblut aͤußern, und daher auch von Schildkroͤten-
blute angezogen und eingeſogen werden?

Jeder Landbewohner, der aus dem Rockenfelde uͤber
Muſtaertshoek nach Cap und zuruͤck reiſet, muß jaͤhrlich
etwas Gewiſſes zur Wegebeſſerung erlegen. Die Land-
leute in den entferntern Gegenden ſind meiſtens arm, und
muͤſſen doch mehr Abgaben, als die andern entrichten.

Wir trafen hier wieder ein Commando an, das
die Buſchhottentotten bis ins Rockenland verfolgt hatte.
Es beſtand aus ſieben und vierzig Chriſten und uͤberhaupt
aus einigen und neunzig Mann. Dieſe hatten ungefaͤhr
zweyhundert und dreyßig Buſchmaͤnner theils getoͤdtet,
theils gefangen genommen. Einer von den Koloniſten war
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[149/0487] Reiſe durchs Bockland und ins Rockenland. hernach aber wurde ihm der ganze Fuß ſteif, und der Ge- ſchwulſt nahm in Geſchwindigkeit ſo zu, daß, ehe ich ei- nen Steinwurf weit vom Hofe war, das Pferd nicht mehr fort konnte, ſondern auf der Stelle zuruͤck bleiben mußte. Man ſagte mir, daß ſich hier eine Art kleiner, kaum eine Viertelelle langer, aber ſehr giftiger Schlan- gen in Menge aufhalten; von dieſen mußte eine es ſeyn, die den Biß gethan hatte. In dem Hauſe unſers folgenden Wirths, Kornelis Kutſee, war der Sohn vor einiger Zeit auch von einer giftigen Schlange in die Hand gebiſſen. Man hatte die Hand ſcariſicirt, und einen Schroͤpfkopf aufgeſetzt, um das Gift herauszuziehen. Hierauf hatte man die Hand in Vitriolwaſſer geſteckt, das davon ganz ſchwarz gewor- den war, hernach eine gewiſſe Zwiebel und zuletzt getrock- netes Schildkroͤtenblut aufgelegt. Von dieſem behauptet man, daß es, wenn es auf der Wunde liegt, wieder aufweicht, fluͤſſig wird und gaͤhrt. Sollte etwa Schlan- gengift mehr Attraction gegen Schildkroͤtenblut als gegen Menſchenblut aͤußern, und daher auch von Schildkroͤten- blute angezogen und eingeſogen werden? Jeder Landbewohner, der aus dem Rockenfelde uͤber Muſtaertshoek nach Cap und zuruͤck reiſet, muß jaͤhrlich etwas Gewiſſes zur Wegebeſſerung erlegen. Die Land- leute in den entferntern Gegenden ſind meiſtens arm, und muͤſſen doch mehr Abgaben, als die andern entrichten. Wir trafen hier wieder ein Commando an, das die Buſchhottentotten bis ins Rockenland verfolgt hatte. Es beſtand aus ſieben und vierzig Chriſten und uͤberhaupt aus einigen und neunzig Mann. Dieſe hatten ungefaͤhr zweyhundert und dreyßig Buſchmaͤnner theils getoͤdtet, theils gefangen genommen. Einer von den Koloniſten war bey dieſer Gelegenheit mit einem Pfeile ins Knie geſchoſſen,

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/487>, abgerufen am 22.11.2024.