Bergen und Hügeln, und man hat nicht, wie bey Rothe- sand und dem Pikeniergrunde, nöthig, an diesem Nor- der-Ende jene Reihe Berge zu passiren.
Von jenem Sumpfe oder vielmehr tiefen und fast gar nicht fließenden Flusse kamen wir hernach zum langen Sumpfe (Lange Valley), einem ähnlichen, aber viel kleinern Wasser, als das vorige. Von hier an hatten wir ein sehr langes und dürres Karroland zu durchreisen, ehe wir wieder zu den Bergen hinauf, und zu einem Or- te kamen, der den Nahmen Herrenherberge (Heeren- Logement) führt. Diese dürre Strecke Landes ist voll Sandhügel und Dünen, und hat nur einige wenige Viehhöfe, wo aber die Bauern nicht selbst wohnen, son- dern nur einige gemiethete Hottentotten halten, um die Herden zu hüthen. Viehzucht kann hier auch nur allein getrieben werden, weil wegen Dürre und Magerkeit des Bodens weder Getreide, noch Gartengewächse, noch Fruchtbäume wachsen können.
Gegen das Ende dieses Karrofeldes kamen wir durch verschiedne kleine, gar nicht tiefe Thäler, die von der Sommerhitze jetzt ganz ausgetrocknet waren. Diese Thäler geben bey dieser Jahrszeit einen gar besondern An- blick. Denn die Lehmerde, welche während der Regen- zeit weich und im Wasser gleichsam ganz herumgerührt wird, setzt sich hernach lagenweise, und formirt ver- schiedne Schichten von ungleicher Feinheit, welche endlich von der Hitze springen und ganz deutlich zu sehen sind. Die unterste Lage ist die gröbste, und enthält eine Menge frem- der Partikeln, die vermöge ihrer Schwere zuerst zu Bo- den gesunken sind. Die oberste Rinde ist nicht nur die reinste, sondern auch die feinste, und dabey so trocken, daß sie, wie eine neue irdene Tobakspfeife, an der Zunge und an den Lippen fest klebt. Proben, so wohl von diesen
Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Bergen und Huͤgeln, und man hat nicht, wie bey Rothe- ſand und dem Pikeniergrunde, noͤthig, an dieſem Nor- der-Ende jene Reihe Berge zu paſſiren.
Von jenem Sumpfe oder vielmehr tiefen und faſt gar nicht fließenden Fluſſe kamen wir hernach zum langen Sumpfe (Lange Valley), einem aͤhnlichen, aber viel kleinern Waſſer, als das vorige. Von hier an hatten wir ein ſehr langes und duͤrres Karroland zu durchreiſen, ehe wir wieder zu den Bergen hinauf, und zu einem Or- te kamen, der den Nahmen Herrenherberge (Heeren- Logement) fuͤhrt. Dieſe duͤrre Strecke Landes iſt voll Sandhuͤgel und Duͤnen, und hat nur einige wenige Viehhoͤfe, wo aber die Bauern nicht ſelbſt wohnen, ſon- dern nur einige gemiethete Hottentotten halten, um die Herden zu huͤthen. Viehzucht kann hier auch nur allein getrieben werden, weil wegen Duͤrre und Magerkeit des Bodens weder Getreide, noch Gartengewaͤchſe, noch Fruchtbaͤume wachſen koͤnnen.
Gegen das Ende dieſes Karrofeldes kamen wir durch verſchiedne kleine, gar nicht tiefe Thaͤler, die von der Sommerhitze jetzt ganz ausgetrocknet waren. Dieſe Thaͤler geben bey dieſer Jahrszeit einen gar beſondern An- blick. Denn die Lehmerde, welche waͤhrend der Regen- zeit weich und im Waſſer gleichſam ganz herumgeruͤhrt wird, ſetzt ſich hernach lagenweiſe, und formirt ver- ſchiedne Schichten von ungleicher Feinheit, welche endlich von der Hitze ſpringen und ganz deutlich zu ſehen ſind. Die unterſte Lage iſt die groͤbſte, und enthaͤlt eine Menge frem- der Partikeln, die vermoͤge ihrer Schwere zuerſt zu Bo- den geſunken ſind. Die oberſte Rinde iſt nicht nur die reinſte, ſondern auch die feinſte, und dabey ſo trocken, daß ſie, wie eine neue irdene Tobakspfeife, an der Zunge und an den Lippen feſt klebt. Proben, ſo wohl von dieſen
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Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Bergen und Huͤgeln, und man hat nicht, wie bey Rothe-
ſand und dem Pikeniergrunde, noͤthig, an dieſem Nor-
der-Ende jene Reihe Berge zu paſſiren.
Von jenem Sumpfe oder vielmehr tiefen und faſt
gar nicht fließenden Fluſſe kamen wir hernach zum langen
Sumpfe (Lange Valley), einem aͤhnlichen, aber viel
kleinern Waſſer, als das vorige. Von hier an hatten
wir ein ſehr langes und duͤrres Karroland zu durchreiſen,
ehe wir wieder zu den Bergen hinauf, und zu einem Or-
te kamen, der den Nahmen Herrenherberge (Heeren-
Logement) fuͤhrt. Dieſe duͤrre Strecke Landes iſt voll
Sandhuͤgel und Duͤnen, und hat nur einige wenige
Viehhoͤfe, wo aber die Bauern nicht ſelbſt wohnen, ſon-
dern nur einige gemiethete Hottentotten halten, um die
Herden zu huͤthen. Viehzucht kann hier auch nur allein
getrieben werden, weil wegen Duͤrre und Magerkeit des
Bodens weder Getreide, noch Gartengewaͤchſe, noch
Fruchtbaͤume wachſen koͤnnen.
Gegen das Ende dieſes Karrofeldes kamen wir
durch verſchiedne kleine, gar nicht tiefe Thaͤler, die von
der Sommerhitze jetzt ganz ausgetrocknet waren. Dieſe
Thaͤler geben bey dieſer Jahrszeit einen gar beſondern An-
blick. Denn die Lehmerde, welche waͤhrend der Regen-
zeit weich und im Waſſer gleichſam ganz herumgeruͤhrt
wird, ſetzt ſich hernach lagenweiſe, und formirt ver-
ſchiedne Schichten von ungleicher Feinheit, welche endlich
von der Hitze ſpringen und ganz deutlich zu ſehen ſind. Die
unterſte Lage iſt die groͤbſte, und enthaͤlt eine Menge frem-
der Partikeln, die vermoͤge ihrer Schwere zuerſt zu Bo-
den geſunken ſind. Die oberſte Rinde iſt nicht nur die
reinſte, ſondern auch die feinſte, und dabey ſo trocken,
daß ſie, wie eine neue irdene Tobakspfeife, an der Zunge
und an den Lippen feſt klebt. Proben, ſo wohl von dieſen
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/464>, abgerufen am 22.11.2024.
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