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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise von Cap nach dem Bocklande.

An Schlangen haben diese sandigen, mit kleinem
Gebüsch bewachsenen Ebenen einen reichen Segen. Kein
Tag verging, da wir nicht ihrer mehrere fingen, die wir
denn in Fässern voll Branntwein verwahrten. Während
wir auf der Erde saßen und aßen, liefen sie uns zum
öftern über die Beine, ohne einen von uns zu beißen.
Einmahl schlang eine Schlange sich mir um das linke
Bein, ließ sich aber, ohne zu beißen, ganz sacht abschüt-
teln. Eine andre kroch mir, als ich auf der Erde lag,
unter dem Leibe hin, und hernach einem von der Gesell-
schaft, der bey mir saß, über das bloße Bein, daß er
es wie Eis kalt fühlte; aber keinem von uns that sie et-
was Leides. Hieraus scheint deutlich zu folgen, daß die
Schlangen nicht gern beißen, wenn sie nicht getreten oder
sonst beleidigt und genöthigt werden, sich zu vertheidi-
gen. Mehrmahls liefen Schlangen quer über den Weg,
und nicht selten den Pferden zwischen den Beinen durch,
ohne ihnen etwas zu Leide zu thun.

Eben so voll sind diese Gegenden von Maulwurfs-
haufen, worin die Sandmaulwürfe ihren Aufenthalt
haben. Das Reiten ist hier daher sehr unbequem und
gefährlich, weil die Pferde tief hineinfallen und oft
stürzen.

Beym Anfange des verlohrnen Sumpfes, dem Ende
des Piketgebirges schräge gegen über, geht eine Bergstre-
cke ab, die bis an das Meeresufer, wo jener Sumpf
zu Ende geht, fortläuft, und die Anhöhen auf der ei-
nen Seite desselben ausmacht. Von den Piketbergen
gehen auch einige Bergrücken ab, welche sich jenseits des
verlohrnen Sumpfes endigen. Die große und lange Rei-
he Berge, welche ganz vom Cap Falso beym Hottentotti-
schen Holland
an, quer durch das ganze Land fortgegan-
gen ist, schließt sich hier in zerstreueten und abgerißnen

Reiſe von Cap nach dem Bocklande.

An Schlangen haben dieſe ſandigen, mit kleinem
Gebuͤſch bewachſenen Ebenen einen reichen Segen. Kein
Tag verging, da wir nicht ihrer mehrere fingen, die wir
denn in Faͤſſern voll Branntwein verwahrten. Waͤhrend
wir auf der Erde ſaßen und aßen, liefen ſie uns zum
oͤftern uͤber die Beine, ohne einen von uns zu beißen.
Einmahl ſchlang eine Schlange ſich mir um das linke
Bein, ließ ſich aber, ohne zu beißen, ganz ſacht abſchuͤt-
teln. Eine andre kroch mir, als ich auf der Erde lag,
unter dem Leibe hin, und hernach einem von der Geſell-
ſchaft, der bey mir ſaß, uͤber das bloße Bein, daß er
es wie Eis kalt fuͤhlte; aber keinem von uns that ſie et-
was Leides. Hieraus ſcheint deutlich zu folgen, daß die
Schlangen nicht gern beißen, wenn ſie nicht getreten oder
ſonſt beleidigt und genoͤthigt werden, ſich zu vertheidi-
gen. Mehrmahls liefen Schlangen quer uͤber den Weg,
und nicht ſelten den Pferden zwiſchen den Beinen durch,
ohne ihnen etwas zu Leide zu thun.

Eben ſo voll ſind dieſe Gegenden von Maulwurfs-
haufen, worin die Sandmaulwuͤrfe ihren Aufenthalt
haben. Das Reiten iſt hier daher ſehr unbequem und
gefaͤhrlich, weil die Pferde tief hineinfallen und oft
ſtuͤrzen.

Beym Anfange des verlohrnen Sumpfes, dem Ende
des Piketgebirges ſchraͤge gegen uͤber, geht eine Bergſtre-
cke ab, die bis an das Meeresufer, wo jener Sumpf
zu Ende geht, fortlaͤuft, und die Anhoͤhen auf der ei-
nen Seite deſſelben ausmacht. Von den Piketbergen
gehen auch einige Bergruͤcken ab, welche ſich jenſeits des
verlohrnen Sumpfes endigen. Die große und lange Rei-
he Berge, welche ganz vom Cap Falſo beym Hottentotti-
ſchen Holland
an, quer durch das ganze Land fortgegan-
gen iſt, ſchließt ſich hier in zerſtreueten und abgerißnen

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[125/0463] Reiſe von Cap nach dem Bocklande. An Schlangen haben dieſe ſandigen, mit kleinem Gebuͤſch bewachſenen Ebenen einen reichen Segen. Kein Tag verging, da wir nicht ihrer mehrere fingen, die wir denn in Faͤſſern voll Branntwein verwahrten. Waͤhrend wir auf der Erde ſaßen und aßen, liefen ſie uns zum oͤftern uͤber die Beine, ohne einen von uns zu beißen. Einmahl ſchlang eine Schlange ſich mir um das linke Bein, ließ ſich aber, ohne zu beißen, ganz ſacht abſchuͤt- teln. Eine andre kroch mir, als ich auf der Erde lag, unter dem Leibe hin, und hernach einem von der Geſell- ſchaft, der bey mir ſaß, uͤber das bloße Bein, daß er es wie Eis kalt fuͤhlte; aber keinem von uns that ſie et- was Leides. Hieraus ſcheint deutlich zu folgen, daß die Schlangen nicht gern beißen, wenn ſie nicht getreten oder ſonſt beleidigt und genoͤthigt werden, ſich zu vertheidi- gen. Mehrmahls liefen Schlangen quer uͤber den Weg, und nicht ſelten den Pferden zwiſchen den Beinen durch, ohne ihnen etwas zu Leide zu thun. Eben ſo voll ſind dieſe Gegenden von Maulwurfs- haufen, worin die Sandmaulwuͤrfe ihren Aufenthalt haben. Das Reiten iſt hier daher ſehr unbequem und gefaͤhrlich, weil die Pferde tief hineinfallen und oft ſtuͤrzen. Beym Anfange des verlohrnen Sumpfes, dem Ende des Piketgebirges ſchraͤge gegen uͤber, geht eine Bergſtre- cke ab, die bis an das Meeresufer, wo jener Sumpf zu Ende geht, fortlaͤuft, und die Anhoͤhen auf der ei- nen Seite deſſelben ausmacht. Von den Piketbergen gehen auch einige Bergruͤcken ab, welche ſich jenſeits des verlohrnen Sumpfes endigen. Die große und lange Rei- he Berge, welche ganz vom Cap Falſo beym Hottentotti- ſchen Holland an, quer durch das ganze Land fortgegan- gen iſt, ſchließt ſich hier in zerſtreueten und abgerißnen

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/463>, abgerufen am 22.11.2024.