Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Zweyte Abtheilung. Aufenthalt zu Cap während der Zeit, als van Riebeek Gouverneur war,seine weitsten Entdeckungen nicht weiter hinaus gingen, als bis an den Berg, welcher von ihm den Nahmen Riebeek-Castel bekommen hat, und eine gute Strecke disseits der langen Bergkette liegt. Meiner Meinung nach ist das gekaufte Land anfangs nicht größer gewesen, als der Strich zwischen dem Tafelberge und dem Salz- flusse (Zout-Rivier), und von hieraus hat man her- nach die Kolonie immer mehr und mehr erweitert, auf eben die Art als dies noch täglich geschieht. Die Cita- delle wurde anfänglich von Holz und Erde gebauet; erst im Jahr 1664 legte man sie von Steinen an, und um- gab sie mit Gräben und Bollwerken. Am Salzflusse wurde zugleich eine kleine Schanze angelegt, die man Kehrdiekuh oder Kuhwende (Keer de Koe) nannte, und welche dazu dienen sollte, das Vieh der Compagnie, welches disseits derselben weidete, zu schützen, und zu- gleich zu hindern, sowohl durch den Fluß in das Land der Hottentotten zu gehen, als auch von denselben ge- raubt zu werden. Zu diesem Ende wurde bey der Schanze auch ein Stall für funfzig Pferde gebauet, um den Hottentotten, die sehr schnell laufen und entkommen konnten, nachsetzen zu können. Dies ist vermuthlich der erste und geringe Anfang der ganzen Kolonie, und des van Riebeek angelegten Hofes Constantia. Und gewiß hatte man bey diesem Anfange wohl nicht die Ab- sicht, sie so weit auszudehnen, als hernach geschehen ist, sondern nur, daß so viel gebauet würde, als die ankom- menden Schiffe zu ihrer Erfrischung etwa bedürfen wür- den. Als man aber das milde Clima, die Fruchtbar- keit des Bodens und die Schwäche der Einwohner ge- nauer kennen lernte, beschloß man, hier eine ansehnliche Kolonie anzulegen. In dieser Absicht überredete man Zweyte Abtheilung. Aufenthalt zu Cap waͤhrend der Zeit, als van Riebeek Gouverneur war,ſeine weitſten Entdeckungen nicht weiter hinaus gingen, als bis an den Berg, welcher von ihm den Nahmen Riebeek-Caſtel bekommen hat, und eine gute Strecke disſeits der langen Bergkette liegt. Meiner Meinung nach iſt das gekaufte Land anfangs nicht groͤßer geweſen, als der Strich zwiſchen dem Tafelberge und dem Salz- fluſſe (Zout-Rivier), und von hieraus hat man her- nach die Kolonie immer mehr und mehr erweitert, auf eben die Art als dies noch taͤglich geſchieht. Die Cita- delle wurde anfaͤnglich von Holz und Erde gebauet; erſt im Jahr 1664 legte man ſie von Steinen an, und um- gab ſie mit Graͤben und Bollwerken. Am Salzfluſſe wurde zugleich eine kleine Schanze angelegt, die man Kehrdiekuh oder Kuhwende (Keer de Koe) nannte, und welche dazu dienen ſollte, das Vieh der Compagnie, welches disſeits derſelben weidete, zu ſchuͤtzen, und zu- gleich zu hindern, ſowohl durch den Fluß in das Land der Hottentotten zu gehen, als auch von denſelben ge- raubt zu werden. Zu dieſem Ende wurde bey der Schanze auch ein Stall fuͤr funfzig Pferde gebauet, um den Hottentotten, die ſehr ſchnell laufen und entkommen konnten, nachſetzen zu koͤnnen. Dies iſt vermuthlich der erſte und geringe Anfang der ganzen Kolonie, und des van Riebeek angelegten Hofes Conſtantia. Und gewiß hatte man bey dieſem Anfange wohl nicht die Ab- ſicht, ſie ſo weit auszudehnen, als hernach geſchehen iſt, ſondern nur, daß ſo viel gebauet wuͤrde, als die ankom- menden Schiffe zu ihrer Erfriſchung etwa beduͤrfen wuͤr- den. Als man aber das milde Clima, die Fruchtbar- keit des Bodens und die Schwaͤche der Einwohner ge- nauer kennen lernte, beſchloß man, hier eine anſehnliche Kolonie anzulegen. In dieſer Abſicht uͤberredete man <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0446" n="108"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweyte Abtheilung. Aufenthalt zu <placeName>Cap</placeName></hi></fw><lb/> waͤhrend der Zeit, als <persName>van Riebeek</persName> Gouverneur war,<lb/> ſeine weitſten Entdeckungen nicht weiter hinaus gingen,<lb/> als bis an den Berg, welcher von ihm den Nahmen<lb/><placeName>Riebeek-Caſtel</placeName> bekommen hat, und eine gute Strecke<lb/> disſeits der langen Bergkette liegt. Meiner Meinung<lb/> nach iſt das gekaufte Land anfangs nicht groͤßer geweſen,<lb/> als der Strich zwiſchen dem <placeName>Tafelberge</placeName> und dem <placeName>Salz-<lb/> fluſſe</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Zout-Rivier</placeName></hi>), und von hieraus hat man her-<lb/> nach die Kolonie immer mehr und mehr erweitert, auf<lb/> eben die Art als dies noch taͤglich geſchieht. Die Cita-<lb/> delle wurde anfaͤnglich von Holz und Erde gebauet; erſt<lb/> im Jahr 1664 legte man ſie von Steinen an, und um-<lb/> gab ſie mit Graͤben und Bollwerken. Am <placeName>Salzfluſſe</placeName><lb/> wurde zugleich eine kleine Schanze angelegt, die man<lb/><placeName>Kehrdiekuh</placeName> oder <placeName>Kuhwende</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Keer de Koe</placeName></hi>) nannte,<lb/> und welche dazu dienen ſollte, das Vieh der Compagnie,<lb/> welches disſeits derſelben weidete, zu ſchuͤtzen, und zu-<lb/> gleich zu hindern, ſowohl durch den Fluß in das Land<lb/> der Hottentotten zu gehen, als auch von denſelben ge-<lb/> raubt zu werden. Zu dieſem Ende wurde bey der<lb/> Schanze auch ein Stall fuͤr funfzig Pferde gebauet, um<lb/> den Hottentotten, die ſehr ſchnell laufen und entkommen<lb/> konnten, nachſetzen zu koͤnnen. Dies iſt vermuthlich<lb/> der erſte und geringe Anfang der ganzen Kolonie, und<lb/> des <persName>van Riebeek</persName> angelegten Hofes <placeName>Conſtantia</placeName>. Und<lb/> gewiß hatte man bey dieſem Anfange wohl nicht die Ab-<lb/> ſicht, ſie ſo weit auszudehnen, als hernach geſchehen iſt,<lb/> ſondern nur, daß ſo viel gebauet wuͤrde, als die ankom-<lb/> menden Schiffe zu ihrer Erfriſchung etwa beduͤrfen wuͤr-<lb/> den. Als man aber das milde Clima, die Fruchtbar-<lb/> keit des Bodens und die Schwaͤche der Einwohner ge-<lb/> nauer kennen lernte, beſchloß man, hier eine anſehnliche<lb/> Kolonie anzulegen. In dieſer Abſicht uͤberredete man<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0446]
Zweyte Abtheilung. Aufenthalt zu Cap
waͤhrend der Zeit, als van Riebeek Gouverneur war,
ſeine weitſten Entdeckungen nicht weiter hinaus gingen,
als bis an den Berg, welcher von ihm den Nahmen
Riebeek-Caſtel bekommen hat, und eine gute Strecke
disſeits der langen Bergkette liegt. Meiner Meinung
nach iſt das gekaufte Land anfangs nicht groͤßer geweſen,
als der Strich zwiſchen dem Tafelberge und dem Salz-
fluſſe (Zout-Rivier), und von hieraus hat man her-
nach die Kolonie immer mehr und mehr erweitert, auf
eben die Art als dies noch taͤglich geſchieht. Die Cita-
delle wurde anfaͤnglich von Holz und Erde gebauet; erſt
im Jahr 1664 legte man ſie von Steinen an, und um-
gab ſie mit Graͤben und Bollwerken. Am Salzfluſſe
wurde zugleich eine kleine Schanze angelegt, die man
Kehrdiekuh oder Kuhwende (Keer de Koe) nannte,
und welche dazu dienen ſollte, das Vieh der Compagnie,
welches disſeits derſelben weidete, zu ſchuͤtzen, und zu-
gleich zu hindern, ſowohl durch den Fluß in das Land
der Hottentotten zu gehen, als auch von denſelben ge-
raubt zu werden. Zu dieſem Ende wurde bey der
Schanze auch ein Stall fuͤr funfzig Pferde gebauet, um
den Hottentotten, die ſehr ſchnell laufen und entkommen
konnten, nachſetzen zu koͤnnen. Dies iſt vermuthlich
der erſte und geringe Anfang der ganzen Kolonie, und
des van Riebeek angelegten Hofes Conſtantia. Und
gewiß hatte man bey dieſem Anfange wohl nicht die Ab-
ſicht, ſie ſo weit auszudehnen, als hernach geſchehen iſt,
ſondern nur, daß ſo viel gebauet wuͤrde, als die ankom-
menden Schiffe zu ihrer Erfriſchung etwa beduͤrfen wuͤr-
den. Als man aber das milde Clima, die Fruchtbar-
keit des Bodens und die Schwaͤche der Einwohner ge-
nauer kennen lernte, beſchloß man, hier eine anſehnliche
Kolonie anzulegen. In dieſer Abſicht uͤberredete man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |