Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.bis zur dritten großen Afrikanischen Reise. verschiedne Leute in Europa, dahin zu gehen, sich daniederzulassen, und beträchtliche Distrikte anzubauen, die ihnen und ihren Nachkommen zum ewigen Eigen- thum gegeben wurden. Bald nachher wurden auch er- wachsene Mädchen aus den Waisenhäusern dahin geschickt, um diese Kolonie noch mehr zu bevölkern. Die Einwoh- ner bekamen anfangs die zum Anbau des Landes nöthigen Geräthschaften auf Credit. Hierauf breiteten sie sich bis Stellenbosch, und hernach bis Drakenstein, wo man die meiste Verstärkung der Kolonie durch die Französischen reformirten Flüchtlinge bekam, und endlich jenseits der Gebirge bis Rothesand aus. Nach einiger Zeit wurde auch das ganze Schwarzland bevölkert, so sandig und mager es auch war. Zuletzt hat die Kolonie in den letz- ten dreyßig Jahren den geschwindesten und beträchtlich- sten Zuwachs bekommen, so daß das Land nicht nur von Rothesand und den Hottentottisch-Holländischen Bergen bis nach Zwellendam, sondern auch in der Muschelbay, dem Houtniquaslande, dem langen Thale, und jenseits am krummen Flusse bis an den Camtousfluß, wie auch das Bockland, das Rockenland, Kamdebo und die Schneeberge eingenommen und bewohnt sind. -- Man nimmt eigentlich drey besondre Kolonien an: Cap, Stel- lenbosch und Drakenstein. Die Capsche Kolonie be- greift also die Stadt, welche ein Kirchspiel ausmacht und eine Kirche hat, Paerl mit dem dazu gehörigen Kirchspiele und einer Kirche, die Tigerberge und so wei- ter, und erstreckt sich bis an den Muschelbankfluß und die falsche Bay. Die Kolonie Stellenbosch ist vom Gouverneur Simon van der Stell 1670 angelegt; sie begreift Stellenbosch selbst, das wie ein Dorf oder Fle- cken ist, ein eignes Rathhaus und eine Kirche hat, und acht Meilen von der Capstadt liegt, und erstreckt sich bis zur dritten großen Afrikaniſchen Reiſe. verſchiedne Leute in Europa, dahin zu gehen, ſich daniederzulaſſen, und betraͤchtliche Diſtrikte anzubauen, die ihnen und ihren Nachkommen zum ewigen Eigen- thum gegeben wurden. Bald nachher wurden auch er- wachſene Maͤdchen aus den Waiſenhaͤuſern dahin geſchickt, um dieſe Kolonie noch mehr zu bevoͤlkern. Die Einwoh- ner bekamen anfangs die zum Anbau des Landes noͤthigen Geraͤthſchaften auf Credit. Hierauf breiteten ſie ſich bis Stellenboſch, und hernach bis Drakenſtein, wo man die meiſte Verſtaͤrkung der Kolonie durch die Franzoͤſiſchen reformirten Fluͤchtlinge bekam, und endlich jenſeits der Gebirge bis Rotheſand aus. Nach einiger Zeit wurde auch das ganze Schwarzland bevoͤlkert, ſo ſandig und mager es auch war. Zuletzt hat die Kolonie in den letz- ten dreyßig Jahren den geſchwindeſten und betraͤchtlich- ſten Zuwachs bekommen, ſo daß das Land nicht nur von Rotheſand und den Hottentottiſch-Hollaͤndiſchen Bergen bis nach Zwellendam, ſondern auch in der Muſchelbay, dem Houtniquaslande, dem langen Thale, und jenſeits am krummen Fluſſe bis an den Camtousfluß, wie auch das Bockland, das Rockenland, Kamdebo und die Schneeberge eingenommen und bewohnt ſind. — Man nimmt eigentlich drey beſondre Kolonien an: Cap, Stel- lenboſch und Drakenſtein. Die Capſche Kolonie be- greift alſo die Stadt, welche ein Kirchſpiel ausmacht und eine Kirche hat, Paerl mit dem dazu gehoͤrigen Kirchſpiele und einer Kirche, die Tigerberge und ſo wei- ter, und erſtreckt ſich bis an den Muſchelbankfluß und die falſche Bay. Die Kolonie Stellenboſch iſt vom Gouverneur Simon van der Stell 1670 angelegt; ſie begreift Stellenboſch ſelbſt, das wie ein Dorf oder Fle- cken iſt, ein eignes Rathhaus und eine Kirche hat, und acht Meilen von der Capſtadt liegt, und erſtreckt ſich <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0447" n="109"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis zur dritten großen Afrikaniſchen Reiſe.</hi></fw><lb/> verſchiedne Leute in <placeName>Europa</placeName>, dahin zu gehen, ſich da<lb/> niederzulaſſen, und betraͤchtliche Diſtrikte anzubauen,<lb/> die ihnen und ihren Nachkommen zum ewigen Eigen-<lb/> thum gegeben wurden. Bald nachher wurden auch er-<lb/> wachſene Maͤdchen aus den Waiſenhaͤuſern dahin geſchickt,<lb/> um dieſe Kolonie noch mehr zu bevoͤlkern. Die Einwoh-<lb/> ner bekamen anfangs die zum Anbau des Landes noͤthigen<lb/> Geraͤthſchaften auf Credit. 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bis zur dritten großen Afrikaniſchen Reiſe.
verſchiedne Leute in Europa, dahin zu gehen, ſich da
niederzulaſſen, und betraͤchtliche Diſtrikte anzubauen,
die ihnen und ihren Nachkommen zum ewigen Eigen-
thum gegeben wurden. Bald nachher wurden auch er-
wachſene Maͤdchen aus den Waiſenhaͤuſern dahin geſchickt,
um dieſe Kolonie noch mehr zu bevoͤlkern. Die Einwoh-
ner bekamen anfangs die zum Anbau des Landes noͤthigen
Geraͤthſchaften auf Credit. Hierauf breiteten ſie ſich bis
Stellenboſch, und hernach bis Drakenſtein, wo man die
meiſte Verſtaͤrkung der Kolonie durch die Franzoͤſiſchen
reformirten Fluͤchtlinge bekam, und endlich jenſeits der
Gebirge bis Rotheſand aus. Nach einiger Zeit wurde
auch das ganze Schwarzland bevoͤlkert, ſo ſandig und
mager es auch war. Zuletzt hat die Kolonie in den letz-
ten dreyßig Jahren den geſchwindeſten und betraͤchtlich-
ſten Zuwachs bekommen, ſo daß das Land nicht nur von
Rotheſand und den Hottentottiſch-Hollaͤndiſchen Bergen
bis nach Zwellendam, ſondern auch in der Muſchelbay,
dem Houtniquaslande, dem langen Thale, und jenſeits
am krummen Fluſſe bis an den Camtousfluß, wie auch
das Bockland, das Rockenland, Kamdebo und die
Schneeberge eingenommen und bewohnt ſind. — Man
nimmt eigentlich drey beſondre Kolonien an: Cap, Stel-
lenboſch und Drakenſtein. Die Capſche Kolonie be-
greift alſo die Stadt, welche ein Kirchſpiel ausmacht
und eine Kirche hat, Paerl mit dem dazu gehoͤrigen
Kirchſpiele und einer Kirche, die Tigerberge und ſo wei-
ter, und erſtreckt ſich bis an den Muſchelbankfluß und
die falſche Bay. Die Kolonie Stellenboſch iſt vom
Gouverneur Simon van der Stell 1670 angelegt; ſie
begreift Stellenboſch ſelbſt, das wie ein Dorf oder Fle-
cken iſt, ein eignes Rathhaus und eine Kirche hat, und
acht Meilen von der Capſtadt liegt, und erſtreckt ſich
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