daß mein Kamerad einen hier lassen mußte, der gar nicht mehr fortkommen konnte. Hier hatten wir eine unbe- schreibliche Hitze auszustehen, dergleichen ich nie, weder vorher noch nachher je empfunden habe. Die Leute machten Thüren und Fenster zu, um Schatten und Kühlung im Hause zu haben. Die Vögel konnten kaum fliegen, und wenn man Athem hohlte, konnte man recht fühlen, wie heiß die Luft war. Die Hitze ging gewiß weit über hundert Grad nach Fahrenheitschem Thermometer.
An den folgenden Tagen setzten wir die Reise nach Rietvalley fort, wo wir einige Tage verweilten, um auszuruhen, und besonders um den Großvaterwald (Grootvaaders-Bosch) noch einmahl zu besuchen, und zu sehen, ob die Bäume nunmehr in Blüthe ständen, weil es nun schon über die Hälfte des Januars, also der Sommer weit näher als die vorigenmahle, da wir diesen Wald besucht hatten. Wir waren aber diesmahl nicht viel glücklicher, denn fast gar keine Bäume blüheten, noch weniger hatten sie Frucht. Auf einigen fanden wir indessen doch Knospen, wiewohl noch nicht aufgebrochen. Jetzt hielten sich hier zwey Holzhauer auf, die für Rech- nung der Compagnie Holz fällten, und nach solchen Stellen schafften, wo es auf Wagen geladen werden konnte. Dies geschah meistens durch Ochsen, die die abgehauenen Bäume an Stricken wegziehen mußten. Da ich keine Hoffnung hatte, diese Stelle je wieder zu besuchen, wandte ich so viel mehr Sorgfalt an, von allen Arten Bäumen Zweige mit Blättern zu sammeln, und mich nach dem Nutzen und Gebrauche jedes Baumes und jeder Holzart genau zu erkundigen. Was man mir davon erzählte, will ich hier meinen Lesern mitthei- len. Das schwarze Eisenholz (Zwarte Yzer-Hout), oder die Rothmannsche Gardenie (Gardenia Rothman-
Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
daß mein Kamerad einen hier laſſen mußte, der gar nicht mehr fortkommen konnte. Hier hatten wir eine unbe- ſchreibliche Hitze auszuſtehen, dergleichen ich nie, weder vorher noch nachher je empfunden habe. Die Leute machten Thuͤren und Fenſter zu, um Schatten und Kuͤhlung im Hauſe zu haben. Die Voͤgel konnten kaum fliegen, und wenn man Athem hohlte, konnte man recht fuͤhlen, wie heiß die Luft war. Die Hitze ging gewiß weit uͤber hundert Grad nach Fahrenheitſchem Thermometer.
An den folgenden Tagen ſetzten wir die Reiſe nach Rietvalley fort, wo wir einige Tage verweilten, um auszuruhen, und beſonders um den Großvaterwald (Grootvaaders-Boſch) noch einmahl zu beſuchen, und zu ſehen, ob die Baͤume nunmehr in Bluͤthe ſtaͤnden, weil es nun ſchon uͤber die Haͤlfte des Januars, alſo der Sommer weit naͤher als die vorigenmahle, da wir dieſen Wald beſucht hatten. Wir waren aber diesmahl nicht viel gluͤcklicher, denn faſt gar keine Baͤume bluͤheten, noch weniger hatten ſie Frucht. Auf einigen fanden wir indeſſen doch Knospen, wiewohl noch nicht aufgebrochen. Jetzt hielten ſich hier zwey Holzhauer auf, die fuͤr Rech- nung der Compagnie Holz faͤllten, und nach ſolchen Stellen ſchafften, wo es auf Wagen geladen werden konnte. Dies geſchah meiſtens durch Ochſen, die die abgehauenen Baͤume an Stricken wegziehen mußten. Da ich keine Hoffnung hatte, dieſe Stelle je wieder zu beſuchen, wandte ich ſo viel mehr Sorgfalt an, von allen Arten Baͤumen Zweige mit Blaͤttern zu ſammeln, und mich nach dem Nutzen und Gebrauche jedes Baumes und jeder Holzart genau zu erkundigen. Was man mir davon erzaͤhlte, will ich hier meinen Leſern mitthei- len. Das ſchwarze Eiſenholz (Zwarte Yzer-Hout), oder die Rothmannſche Gardenie (Gardenia Rothman-
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Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
daß mein Kamerad einen hier laſſen mußte, der gar nicht
mehr fortkommen konnte. Hier hatten wir eine unbe-
ſchreibliche Hitze auszuſtehen, dergleichen ich nie, weder
vorher noch nachher je empfunden habe. Die Leute
machten Thuͤren und Fenſter zu, um Schatten und
Kuͤhlung im Hauſe zu haben. Die Voͤgel konnten kaum
fliegen, und wenn man Athem hohlte, konnte man recht
fuͤhlen, wie heiß die Luft war. Die Hitze ging gewiß weit
uͤber hundert Grad nach Fahrenheitſchem Thermometer.
An den folgenden Tagen ſetzten wir die Reiſe nach
Rietvalley fort, wo wir einige Tage verweilten, um
auszuruhen, und beſonders um den Großvaterwald
(Grootvaaders-Boſch) noch einmahl zu beſuchen, und
zu ſehen, ob die Baͤume nunmehr in Bluͤthe ſtaͤnden,
weil es nun ſchon uͤber die Haͤlfte des Januars, alſo der
Sommer weit naͤher als die vorigenmahle, da wir dieſen
Wald beſucht hatten. Wir waren aber diesmahl nicht
viel gluͤcklicher, denn faſt gar keine Baͤume bluͤheten,
noch weniger hatten ſie Frucht. Auf einigen fanden wir
indeſſen doch Knospen, wiewohl noch nicht aufgebrochen.
Jetzt hielten ſich hier zwey Holzhauer auf, die fuͤr Rech-
nung der Compagnie Holz faͤllten, und nach ſolchen
Stellen ſchafften, wo es auf Wagen geladen werden
konnte. Dies geſchah meiſtens durch Ochſen, die die
abgehauenen Baͤume an Stricken wegziehen mußten.
Da ich keine Hoffnung hatte, dieſe Stelle je wieder zu
beſuchen, wandte ich ſo viel mehr Sorgfalt an, von
allen Arten Baͤumen Zweige mit Blaͤttern zu ſammeln,
und mich nach dem Nutzen und Gebrauche jedes Baumes
und jeder Holzart genau zu erkundigen. Was man
mir davon erzaͤhlte, will ich hier meinen Leſern mitthei-
len. Das ſchwarze Eiſenholz (Zwarte Yzer-Hout),
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/432>, abgerufen am 23.12.2024.
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