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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Erste Abtheilung. Vierter Abschnitt.
nachten konnten. Von da langten wir beym Hartaquas-
thale
an, wo wir unsre Leute und unser Fuhrwerk vor-
fanden.

Beym Hartaquasthale (Hartaquas-Kloof) fängt
eine neue Reihe Berge an, die mit den vorigen zusammen-
hängt, und zwischen welchen dies Thal gleichsam das
Band ist. Die erste Bergstrecke kann man daher beym
großen Pferdekraale (Groote Paerde-Kraal) sehen,
wenn man durch die folgende Reihe Berge in das Thal
hinein kommt.

Die ganze Strecke Landes von diesem Hartaquas-
thale
bis hinunter nach dem Camtousflusse, die jetzt mit
Höfen angefüllt ist, war vor nicht gar langer Zeit noch
wenig bewohnt und bevölkert. Vor drey und zwanzig
Jahren fand man da nicht einen einzigen Hof. Im Jahr
1750 schickte der Gouverneur Tulbagh eine Caravane
nach dieser Küste, um Nachrichten von dem Lande und
seinen Einwohnern einzuziehen. Ueberhaupt war Tul-
bagh
, der in den dankbaren Herzen der Einwohner der
Capstadt und der Kolonie noch lebt, ein Herr, der sich
in einem so ansehnlichen Amte und zum Regenten eines
weitläuftigen Landes erhoben glaubte, nicht bloß um gut
zu leben, seinen Stolz zu befriedigen, und Schätze zu
sammeln, sondern um das Glück und die Wohlfahrt
der Kolonisten, und das Beste des ganzen Landes mit
dem Interesse der Holländischen Compagnie auf eine recht-
mäßige Art zu verbinden. Er war also eifrig darauf be-
dacht, das Land von Zeit zu Zeit genauer und in weiterer
Entfernung untersuchen zu lassen. Hiedurch wurde denn
die gedachte Caravane veranlaßt, die aus hundert und
funfzig Soldaten aus der Citadelle und zwey Kolonisten
bestand, und einen Officier Nahmens Beutelaer zum
Anführer hatte. Auf Kosten der Compagnie schickte

Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
nachten konnten. Von da langten wir beym Hartaquas-
thale
an, wo wir unſre Leute und unſer Fuhrwerk vor-
fanden.

Beym Hartaquasthale (Hartaquas-Kloof) faͤngt
eine neue Reihe Berge an, die mit den vorigen zuſammen-
haͤngt, und zwiſchen welchen dies Thal gleichſam das
Band iſt. Die erſte Bergſtrecke kann man daher beym
großen Pferdekraale (Groote Paerde-Kraal) ſehen,
wenn man durch die folgende Reihe Berge in das Thal
hinein kommt.

Die ganze Strecke Landes von dieſem Hartaquas-
thale
bis hinunter nach dem Camtousfluſſe, die jetzt mit
Hoͤfen angefuͤllt iſt, war vor nicht gar langer Zeit noch
wenig bewohnt und bevoͤlkert. Vor drey und zwanzig
Jahren fand man da nicht einen einzigen Hof. Im Jahr
1750 ſchickte der Gouverneur Tulbagh eine Caravane
nach dieſer Kuͤſte, um Nachrichten von dem Lande und
ſeinen Einwohnern einzuziehen. Ueberhaupt war Tul-
bagh
, der in den dankbaren Herzen der Einwohner der
Capſtadt und der Kolonie noch lebt, ein Herr, der ſich
in einem ſo anſehnlichen Amte und zum Regenten eines
weitlaͤuftigen Landes erhoben glaubte, nicht bloß um gut
zu leben, ſeinen Stolz zu befriedigen, und Schaͤtze zu
ſammeln, ſondern um das Gluͤck und die Wohlfahrt
der Koloniſten, und das Beſte des ganzen Landes mit
dem Intereſſe der Hollaͤndiſchen Compagnie auf eine recht-
maͤßige Art zu verbinden. Er war alſo eifrig darauf be-
dacht, das Land von Zeit zu Zeit genauer und in weiterer
Entfernung unterſuchen zu laſſen. Hiedurch wurde denn
die gedachte Caravane veranlaßt, die aus hundert und
funfzig Soldaten aus der Citadelle und zwey Koloniſten
beſtand, und einen Officier Nahmens Beutelaer zum
Anfuͤhrer hatte. Auf Koſten der Compagnie ſchickte

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[92/0430] Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. nachten konnten. Von da langten wir beym Hartaquas- thale an, wo wir unſre Leute und unſer Fuhrwerk vor- fanden. Beym Hartaquasthale (Hartaquas-Kloof) faͤngt eine neue Reihe Berge an, die mit den vorigen zuſammen- haͤngt, und zwiſchen welchen dies Thal gleichſam das Band iſt. Die erſte Bergſtrecke kann man daher beym großen Pferdekraale (Groote Paerde-Kraal) ſehen, wenn man durch die folgende Reihe Berge in das Thal hinein kommt. Die ganze Strecke Landes von dieſem Hartaquas- thale bis hinunter nach dem Camtousfluſſe, die jetzt mit Hoͤfen angefuͤllt iſt, war vor nicht gar langer Zeit noch wenig bewohnt und bevoͤlkert. Vor drey und zwanzig Jahren fand man da nicht einen einzigen Hof. Im Jahr 1750 ſchickte der Gouverneur Tulbagh eine Caravane nach dieſer Kuͤſte, um Nachrichten von dem Lande und ſeinen Einwohnern einzuziehen. Ueberhaupt war Tul- bagh, der in den dankbaren Herzen der Einwohner der Capſtadt und der Kolonie noch lebt, ein Herr, der ſich in einem ſo anſehnlichen Amte und zum Regenten eines weitlaͤuftigen Landes erhoben glaubte, nicht bloß um gut zu leben, ſeinen Stolz zu befriedigen, und Schaͤtze zu ſammeln, ſondern um das Gluͤck und die Wohlfahrt der Koloniſten, und das Beſte des ganzen Landes mit dem Intereſſe der Hollaͤndiſchen Compagnie auf eine recht- maͤßige Art zu verbinden. Er war alſo eifrig darauf be- dacht, das Land von Zeit zu Zeit genauer und in weiterer Entfernung unterſuchen zu laſſen. Hiedurch wurde denn die gedachte Caravane veranlaßt, die aus hundert und funfzig Soldaten aus der Citadelle und zwey Koloniſten beſtand, und einen Officier Nahmens Beutelaer zum Anfuͤhrer hatte. Auf Koſten der Compagnie ſchickte

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/430>, abgerufen am 23.12.2024.