halten sich das ganze Jahr über grün. Vielleicht ziehen aber diese frischen und stets grünen Wipfel und Blätter aus der Luft, welche des Nachts kühl ist, etwas Feuch- tigkeit zu ihrer Nahrung ein. Das Erdreich sieht ganz verbrannt aus, ist rothgelb, und besteht aus Lehm mit Eisenocker und Kochsalz vermischt.
Den 1. Januar 1774 kamen wir nach einem Jan van Stade gehörigen Hofe, darauf Gerd van Royens und van Fors Hof vorbey, zu dem Hofe, den jener van Royen selbst bewohnt.
Hier ließen wir unsre Fuhrleute und Hottentotten mit unserm Fuhrwerke durch das Hartaquasthal weiter gehen, mit dem Befehle, auf dem Posten der Compa- gnie beym Rohrthale (Riet-Valley) unsre Ankunft ab- zuwarten. Ich selbst und mein Reisegefährte beschlossen, die Reise durch das zur Rechten liegende trockne Karro zu Pferde zu machen, und hernach durch das platte Thal (Platte Kloof) herauszukommen. Diese Unternehmung lief aber eben nicht glücklich für uns ab. Denn da auf diesen Ebenen, die selten betreten werden, gar keine Spur eines Weges vorhanden ist, ritten wir bald irre, und verirreten uns je länger je mehr, so daß wir endlich we- der vorwärts noch rückwärts kamen. Wir ritten so ge- schwind als unsre Pferde es irgend aushalten konnten, und die Sonne fing schon an sich zu neigen, ehe wir das ge- ringste Zeichen eines Orts, wo ein Hof seyn konnte, ge- wahr wurden. Als die Sonne endlich untergegangen war, und wir alle Hoffnung aufgegeben hatten, begaben wir uns ein wenig zurück nach einem Orte, wo wir ein Thal fanden, in welchem ein kleiner an beyden Ufern mit Bäumen bewachsener Bach war, der noch einiges Was- ser hatte. Hier fanden wir rathsam, die Nacht zuzu- bringen. Wir sattelten unsre Pferde ab, banden ihnen
Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
halten ſich das ganze Jahr uͤber gruͤn. Vielleicht ziehen aber dieſe friſchen und ſtets gruͤnen Wipfel und Blaͤtter aus der Luft, welche des Nachts kuͤhl iſt, etwas Feuch- tigkeit zu ihrer Nahrung ein. Das Erdreich ſieht ganz verbrannt aus, iſt rothgelb, und beſteht aus Lehm mit Eiſenocker und Kochſalz vermiſcht.
Den 1. Januar 1774 kamen wir nach einem Jan van Stade gehoͤrigen Hofe, darauf Gerd van Royens und van Fors Hof vorbey, zu dem Hofe, den jener van Royen ſelbſt bewohnt.
Hier ließen wir unſre Fuhrleute und Hottentotten mit unſerm Fuhrwerke durch das Hartaquasthal weiter gehen, mit dem Befehle, auf dem Poſten der Compa- gnie beym Rohrthale (Riet-Valley) unſre Ankunft ab- zuwarten. Ich ſelbſt und mein Reiſegefaͤhrte beſchloſſen, die Reiſe durch das zur Rechten liegende trockne Karro zu Pferde zu machen, und hernach durch das platte Thal (Platte Kloof) herauszukommen. Dieſe Unternehmung lief aber eben nicht gluͤcklich fuͤr uns ab. Denn da auf dieſen Ebenen, die ſelten betreten werden, gar keine Spur eines Weges vorhanden iſt, ritten wir bald irre, und verirreten uns je laͤnger je mehr, ſo daß wir endlich we- der vorwaͤrts noch ruͤckwaͤrts kamen. Wir ritten ſo ge- ſchwind als unſre Pferde es irgend aushalten konnten, und die Sonne fing ſchon an ſich zu neigen, ehe wir das ge- ringſte Zeichen eines Orts, wo ein Hof ſeyn konnte, ge- wahr wurden. Als die Sonne endlich untergegangen war, und wir alle Hoffnung aufgegeben hatten, begaben wir uns ein wenig zuruͤck nach einem Orte, wo wir ein Thal fanden, in welchem ein kleiner an beyden Ufern mit Baͤumen bewachſener Bach war, der noch einiges Waſ- ſer hatte. Hier fanden wir rathſam, die Nacht zuzu- bringen. Wir ſattelten unſre Pferde ab, banden ihnen
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Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
halten ſich das ganze Jahr uͤber gruͤn. Vielleicht ziehen
aber dieſe friſchen und ſtets gruͤnen Wipfel und Blaͤtter
aus der Luft, welche des Nachts kuͤhl iſt, etwas Feuch-
tigkeit zu ihrer Nahrung ein. Das Erdreich ſieht ganz
verbrannt aus, iſt rothgelb, und beſteht aus Lehm mit
Eiſenocker und Kochſalz vermiſcht.
Den 1. Januar 1774 kamen wir nach einem Jan
van Stade gehoͤrigen Hofe, darauf Gerd van Royens
und van Fors Hof vorbey, zu dem Hofe, den jener van
Royen ſelbſt bewohnt.
Hier ließen wir unſre Fuhrleute und Hottentotten
mit unſerm Fuhrwerke durch das Hartaquasthal weiter
gehen, mit dem Befehle, auf dem Poſten der Compa-
gnie beym Rohrthale (Riet-Valley) unſre Ankunft ab-
zuwarten. Ich ſelbſt und mein Reiſegefaͤhrte beſchloſſen,
die Reiſe durch das zur Rechten liegende trockne Karro zu
Pferde zu machen, und hernach durch das platte Thal
(Platte Kloof) herauszukommen. Dieſe Unternehmung
lief aber eben nicht gluͤcklich fuͤr uns ab. Denn da auf
dieſen Ebenen, die ſelten betreten werden, gar keine Spur
eines Weges vorhanden iſt, ritten wir bald irre, und
verirreten uns je laͤnger je mehr, ſo daß wir endlich we-
der vorwaͤrts noch ruͤckwaͤrts kamen. Wir ritten ſo ge-
ſchwind als unſre Pferde es irgend aushalten konnten, und
die Sonne fing ſchon an ſich zu neigen, ehe wir das ge-
ringſte Zeichen eines Orts, wo ein Hof ſeyn konnte, ge-
wahr wurden. Als die Sonne endlich untergegangen
war, und wir alle Hoffnung aufgegeben hatten, begaben
wir uns ein wenig zuruͤck nach einem Orte, wo wir ein
Thal fanden, in welchem ein kleiner an beyden Ufern mit
Baͤumen bewachſener Bach war, der noch einiges Waſ-
ſer hatte. Hier fanden wir rathſam, die Nacht zuzu-
bringen. Wir ſattelten unſre Pferde ab, banden ihnen
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/428>, abgerufen am 24.12.2024.
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