sahen wir eine Menge Schmetterlinge fliegen, ohne daß wir sie erreichen konnten; diese Insekten sind sonst in die- sen Ländern sehr selten.
Unterweges bemerkte ich zur Seite des Weges ei- nen von Reisern und Büschen zusammengeworfnen Hü- gel, auf welchen jeder unsrer Hottentotten im Vorbey- gehen einige Zweige warf. Als ich fragte, warum sie das thäten, antworteten sie mir, da sey ein Hottentotte begraben.
Nach unsrer Ankunft brachten wir einige Tage vor dem Weihnachtsfeste bey unserm vorigen Wirthe, Jakob Kock zu. Hier hatten wir genug zu thun, die dickblättri- gen, saftreichen Gewächse zu trocknen, und in Ordnung zu bringen, die wir bisher im Innern des Landes gesam- melt hatten. Mittlerweile konnten unsre Zugthiere sich etwas wieder erhohlen und zu Kräften kommen. Vom Feste merkten mir inzwischen nichts; denn die Reformirten feyern Weihnachten nicht, sondern jeder verrichtet in diesen Tagen seine gewöhnliche Arbeit. Der Neujahrs- tag wird so weit als ein Festtag angesehen, daß die Nach- baren alsdann einander besuchen.
Bey Kocks Hofe ist ein kleiner Weinberg angelegt, deren man auch noch bey einigen andern Höfen am krum- men Flusse antrifft. Die Trauben werden aber nicht sonderlich reif. Der Wein, den man hier preßt, ist daher sehr säuerlich, ja manchmahl so sauer, daß man ihn nicht trinken kann, sondern nur Branntwein davon brennt, worauf sich verschiedne Landbewohner mit Vor- theil legen.
Von hier setzten wir die Reise nach dem krummen Flusse und dem langen Thale (Lange Kloof) fort, wo Thomas Freres Hofe schräge gegen über ein Fahrweg über den Berg nach Sizikamma geht.
Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
ſahen wir eine Menge Schmetterlinge fliegen, ohne daß wir ſie erreichen konnten; dieſe Inſekten ſind ſonſt in die- ſen Laͤndern ſehr ſelten.
Unterweges bemerkte ich zur Seite des Weges ei- nen von Reiſern und Buͤſchen zuſammengeworfnen Huͤ- gel, auf welchen jeder unſrer Hottentotten im Vorbey- gehen einige Zweige warf. Als ich fragte, warum ſie das thaͤten, antworteten ſie mir, da ſey ein Hottentotte begraben.
Nach unſrer Ankunft brachten wir einige Tage vor dem Weihnachtsfeſte bey unſerm vorigen Wirthe, Jakob Kock zu. Hier hatten wir genug zu thun, die dickblaͤttri- gen, ſaftreichen Gewaͤchſe zu trocknen, und in Ordnung zu bringen, die wir bisher im Innern des Landes geſam- melt hatten. Mittlerweile konnten unſre Zugthiere ſich etwas wieder erhohlen und zu Kraͤften kommen. Vom Feſte merkten mir inzwiſchen nichts; denn die Reformirten feyern Weihnachten nicht, ſondern jeder verrichtet in dieſen Tagen ſeine gewoͤhnliche Arbeit. Der Neujahrs- tag wird ſo weit als ein Feſttag angeſehen, daß die Nach- baren alsdann einander beſuchen.
Bey Kocks Hofe iſt ein kleiner Weinberg angelegt, deren man auch noch bey einigen andern Hoͤfen am krum- men Fluſſe antrifft. Die Trauben werden aber nicht ſonderlich reif. Der Wein, den man hier preßt, iſt daher ſehr ſaͤuerlich, ja manchmahl ſo ſauer, daß man ihn nicht trinken kann, ſondern nur Branntwein davon brennt, worauf ſich verſchiedne Landbewohner mit Vor- theil legen.
Von hier ſetzten wir die Reiſe nach dem krummen Fluſſe und dem langen Thale (Lange Kloof) fort, wo Thomas Freres Hofe ſchraͤge gegen uͤber ein Fahrweg uͤber den Berg nach Sizikamma geht.
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Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
ſahen wir eine Menge Schmetterlinge fliegen, ohne daß
wir ſie erreichen konnten; dieſe Inſekten ſind ſonſt in die-
ſen Laͤndern ſehr ſelten.
Unterweges bemerkte ich zur Seite des Weges ei-
nen von Reiſern und Buͤſchen zuſammengeworfnen Huͤ-
gel, auf welchen jeder unſrer Hottentotten im Vorbey-
gehen einige Zweige warf. Als ich fragte, warum ſie
das thaͤten, antworteten ſie mir, da ſey ein Hottentotte
begraben.
Nach unſrer Ankunft brachten wir einige Tage vor
dem Weihnachtsfeſte bey unſerm vorigen Wirthe, Jakob
Kock zu. Hier hatten wir genug zu thun, die dickblaͤttri-
gen, ſaftreichen Gewaͤchſe zu trocknen, und in Ordnung
zu bringen, die wir bisher im Innern des Landes geſam-
melt hatten. Mittlerweile konnten unſre Zugthiere ſich
etwas wieder erhohlen und zu Kraͤften kommen. Vom Feſte
merkten mir inzwiſchen nichts; denn die Reformirten
feyern Weihnachten nicht, ſondern jeder verrichtet in
dieſen Tagen ſeine gewoͤhnliche Arbeit. Der Neujahrs-
tag wird ſo weit als ein Feſttag angeſehen, daß die Nach-
baren alsdann einander beſuchen.
Bey Kocks Hofe iſt ein kleiner Weinberg angelegt,
deren man auch noch bey einigen andern Hoͤfen am krum-
men Fluſſe antrifft. Die Trauben werden aber nicht
ſonderlich reif. Der Wein, den man hier preßt, iſt
daher ſehr ſaͤuerlich, ja manchmahl ſo ſauer, daß man
ihn nicht trinken kann, ſondern nur Branntwein davon
brennt, worauf ſich verſchiedne Landbewohner mit Vor-
theil legen.
Von hier ſetzten wir die Reiſe nach dem krummen
Fluſſe und dem langen Thale (Lange Kloof) fort, wo
Thomas Freres Hofe ſchraͤge gegen uͤber ein Fahrweg uͤber
den Berg nach Sizikamma geht.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/422>, abgerufen am 27.12.2024.
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