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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Rückreise v. Sonntagsflusse nach der Capstadt.
Kaffern und der Tambucken reiseten, um Elefantenzähne
an sich zu tauschen.

Den Nahmen Schneeberge (Snee-Bergen) führt
ein Land, das hoch, und mit andern daneben liegenden
Gebirgen gleichsam auf einem Berge liegt; es hat ihn
eben von der da herrschenden Kälte und dem häufigen
Schnee, der da fällt, bekommen. Manchmahl bleibt
der Schnee auf diesem Gebirge von einem Jahre zum an-
dern liegen, ohne zu schmelzen. Alsdann sind die dasi-
gen Kolonisten genöthigt, sich weg und in das sogenannte
Unterland zu begeben. Ostwärts von den Schneebergen
und weiter nach Norden, oberhalb des Kaffernlandes
liegt das Land der Tembucken, und an diese gränzt ein
Volk, das klein von Wuchs, und weißer als die Hotten-
totten ist, krauses Haar hat, und von den Kolonisten
die kleinen Chineser genannt wird. Die Kaffern, deren
Land eigentlich beym großen Fischflusse (Groote Vissch-
Rivier
) anfängt, bauen eine Art Erbsen, eine Art
Bohnen und eine Art Pferdegras (Holcus), sind auch
sehr reich an Viehherden.

Als die Hitze des Tages sich zu vermindern anfing,
und wir die hier in Kukekamma befindlichen Gewächse
einigermaßen untersucht hatten, traten wir die Rückreise
wieder an. Wir nahmen aber nicht denselben Weg,
welchen wir gekommen waren, sondern die obere Straße
zu dem Vanstadesflusse, und von da zum Seekuhflusse,
wo wir den 20. December glücklich wieder ankamen.

Um den Vanstadesfluß stehen die schönsten Wal-
dungen, die ich im ganzen Lande gesehen hatte. Indessen
waren noch wenig Bäume in Blüthe. Vorzüglich häu-
fig wachsen hier die Assagaybäume (Curtisia faginea),
aus dessen Holz die Hottentotten und Kaffern die Schaf-
te ihrer Wurfspieße machen. Um die Gipfel der Bäume

F 2

Ruͤckreiſe v. Sonntagsfluſſe nach der Capſtadt.
Kaffern und der Tambucken reiſeten, um Elefantenzaͤhne
an ſich zu tauſchen.

Den Nahmen Schneeberge (Snee-Bergen) fuͤhrt
ein Land, das hoch, und mit andern daneben liegenden
Gebirgen gleichſam auf einem Berge liegt; es hat ihn
eben von der da herrſchenden Kaͤlte und dem haͤufigen
Schnee, der da faͤllt, bekommen. Manchmahl bleibt
der Schnee auf dieſem Gebirge von einem Jahre zum an-
dern liegen, ohne zu ſchmelzen. Alsdann ſind die daſi-
gen Koloniſten genoͤthigt, ſich weg und in das ſogenannte
Unterland zu begeben. Oſtwaͤrts von den Schneebergen
und weiter nach Norden, oberhalb des Kaffernlandes
liegt das Land der Tembucken, und an dieſe graͤnzt ein
Volk, das klein von Wuchs, und weißer als die Hotten-
totten iſt, krauſes Haar hat, und von den Koloniſten
die kleinen Chineſer genannt wird. Die Kaffern, deren
Land eigentlich beym großen Fiſchfluſſe (Groote Viſſch-
Rivier
) anfaͤngt, bauen eine Art Erbſen, eine Art
Bohnen und eine Art Pferdegras (Holcus), ſind auch
ſehr reich an Viehherden.

Als die Hitze des Tages ſich zu vermindern anfing,
und wir die hier in Kukekamma befindlichen Gewaͤchſe
einigermaßen unterſucht hatten, traten wir die Ruͤckreiſe
wieder an. Wir nahmen aber nicht denſelben Weg,
welchen wir gekommen waren, ſondern die obere Straße
zu dem Vanſtadesfluſſe, und von da zum Seekuhfluſſe,
wo wir den 20. December gluͤcklich wieder ankamen.

Um den Vanſtadesfluß ſtehen die ſchoͤnſten Wal-
dungen, die ich im ganzen Lande geſehen hatte. Indeſſen
waren noch wenig Baͤume in Bluͤthe. Vorzuͤglich haͤu-
fig wachſen hier die Aſſagaybaͤume (Curtiſia faginea),
aus deſſen Holz die Hottentotten und Kaffern die Schaf-
te ihrer Wurfſpieße machen. Um die Gipfel der Baͤume

F 2
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[83/0421] Ruͤckreiſe v. Sonntagsfluſſe nach der Capſtadt. Kaffern und der Tambucken reiſeten, um Elefantenzaͤhne an ſich zu tauſchen. Den Nahmen Schneeberge (Snee-Bergen) fuͤhrt ein Land, das hoch, und mit andern daneben liegenden Gebirgen gleichſam auf einem Berge liegt; es hat ihn eben von der da herrſchenden Kaͤlte und dem haͤufigen Schnee, der da faͤllt, bekommen. Manchmahl bleibt der Schnee auf dieſem Gebirge von einem Jahre zum an- dern liegen, ohne zu ſchmelzen. Alsdann ſind die daſi- gen Koloniſten genoͤthigt, ſich weg und in das ſogenannte Unterland zu begeben. Oſtwaͤrts von den Schneebergen und weiter nach Norden, oberhalb des Kaffernlandes liegt das Land der Tembucken, und an dieſe graͤnzt ein Volk, das klein von Wuchs, und weißer als die Hotten- totten iſt, krauſes Haar hat, und von den Koloniſten die kleinen Chineſer genannt wird. Die Kaffern, deren Land eigentlich beym großen Fiſchfluſſe (Groote Viſſch- Rivier) anfaͤngt, bauen eine Art Erbſen, eine Art Bohnen und eine Art Pferdegras (Holcus), ſind auch ſehr reich an Viehherden. Als die Hitze des Tages ſich zu vermindern anfing, und wir die hier in Kukekamma befindlichen Gewaͤchſe einigermaßen unterſucht hatten, traten wir die Ruͤckreiſe wieder an. Wir nahmen aber nicht denſelben Weg, welchen wir gekommen waren, ſondern die obere Straße zu dem Vanſtadesfluſſe, und von da zum Seekuhfluſſe, wo wir den 20. December gluͤcklich wieder ankamen. Um den Vanſtadesfluß ſtehen die ſchoͤnſten Wal- dungen, die ich im ganzen Lande geſehen hatte. Indeſſen waren noch wenig Baͤume in Bluͤthe. Vorzuͤglich haͤu- fig wachſen hier die Aſſagaybaͤume (Curtiſia faginea), aus deſſen Holz die Hottentotten und Kaffern die Schaf- te ihrer Wurfſpieße machen. Um die Gipfel der Baͤume F 2

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/421>, abgerufen am 28.12.2024.