Unter andern Thieren sah ich hier eine Art Schlan- gen, die man Baumschlangen (Boom-Slang nennt, und von der man erzählt, daß sie auf den Bäumen die Vögel verschlingen. -- In den Gärten richten die Kern- beißer (Loxia Astrild, hier Rood-Beckjes genannt) viel Schaden an, denn sie fressen Blumen und Samen ab.
Kräuter haben diese Berge nur in geringer Verschie- denheit und Menge. Unter diesen ist auch der soge- nannte Fliegenbusch, oder das gezähnte Tropfkraut (Rori- dula dentata), dessen Blätter mit feinen Haaren und einer zähen und schleimigen Feuchtigkeit bedeckt sind, woran kleine Insekten allezeit fest kleben. Man setzt diese Büsche in die Häuser, um Fliegen damit zu fangen.
Unser folgender Aufenthalt war bey Isaak Visage. Darauf ritten wir Niklas Jansens Hof vorbey, und kehrten bey Karl van der Merwel ein.
Auch hier liegt ein sogenannter Tafelberg, und zwar isolirt mitten im Lande. Nord-westwärts ist er oben ganz platt, und an der Seite steil; nach Süd-Ost aber ist er abhängig und sehr hoch, und hat viele Hügel. Die Einwohner dieses gebirgigen Landes wohnen zwar in einer ungemein hohen Gegend; sie sagen aber doch allezeit, wie- wohl ganz unrichtig, (denn das Land wird dahin immer niedriger) daß sie nach dem Cap hinauf reisen wollen.
Der Weitzen hatte hier noch keine Aehren, da ich ihn doch jenseit des Berges schon völlig in Aehren gesehen hatte. Die Erbsen wurden erst gesäet. Man säet und erntet hier überhaupt ein Paar Monathe später, als in der Nähe des Cap und in dem jenseitigen niedriger liegen- den Lande. -- Daß hier zu Lande das rechte Rad am Pfluge größer als das linke ist, habe ich schon bemerkt. Jenes hat acht Speichen, ist mit einer eisernen Platte ver- sehen, und so eingerichtet, daß es nicht abgenommen
Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Unter andern Thieren ſah ich hier eine Art Schlan- gen, die man Baumſchlangen (Boom-Slang nennt, und von der man erzaͤhlt, daß ſie auf den Baͤumen die Voͤgel verſchlingen. — In den Gaͤrten richten die Kern- beißer (Loxia Aſtrild, hier Rood-Beckjes genannt) viel Schaden an, denn ſie freſſen Blumen und Samen ab.
Kraͤuter haben dieſe Berge nur in geringer Verſchie- denheit und Menge. Unter dieſen iſt auch der ſoge- nannte Fliegenbuſch, oder das gezaͤhnte Tropfkraut (Rori- dula dentata), deſſen Blaͤtter mit feinen Haaren und einer zaͤhen und ſchleimigen Feuchtigkeit bedeckt ſind, woran kleine Inſekten allezeit feſt kleben. Man ſetzt dieſe Buͤſche in die Haͤuſer, um Fliegen damit zu fangen.
Unſer folgender Aufenthalt war bey Iſaak Viſage. Darauf ritten wir Niklas Janſens Hof vorbey, und kehrten bey Karl van der Merwel ein.
Auch hier liegt ein ſogenannter Tafelberg, und zwar iſolirt mitten im Lande. Nord-weſtwaͤrts iſt er oben ganz platt, und an der Seite ſteil; nach Suͤd-Oſt aber iſt er abhaͤngig und ſehr hoch, und hat viele Huͤgel. Die Einwohner dieſes gebirgigen Landes wohnen zwar in einer ungemein hohen Gegend; ſie ſagen aber doch allezeit, wie- wohl ganz unrichtig, (denn das Land wird dahin immer niedriger) daß ſie nach dem Cap hinauf reiſen wollen.
Der Weitzen hatte hier noch keine Aehren, da ich ihn doch jenſeit des Berges ſchon voͤllig in Aehren geſehen hatte. Die Erbſen wurden erſt geſaͤet. Man ſaͤet und erntet hier uͤberhaupt ein Paar Monathe ſpaͤter, als in der Naͤhe des Cap und in dem jenſeitigen niedriger liegen- den Lande. — Daß hier zu Lande das rechte Rad am Pfluge groͤßer als das linke iſt, habe ich ſchon bemerkt. Jenes hat acht Speichen, iſt mit einer eiſernen Platte ver- ſehen, und ſo eingerichtet, daß es nicht abgenommen
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Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Unter andern Thieren ſah ich hier eine Art Schlan-
gen, die man Baumſchlangen (Boom-Slang nennt,
und von der man erzaͤhlt, daß ſie auf den Baͤumen die
Voͤgel verſchlingen. — In den Gaͤrten richten die Kern-
beißer (Loxia Aſtrild, hier Rood-Beckjes genannt) viel
Schaden an, denn ſie freſſen Blumen und Samen ab.
Kraͤuter haben dieſe Berge nur in geringer Verſchie-
denheit und Menge. Unter dieſen iſt auch der ſoge-
nannte Fliegenbuſch, oder das gezaͤhnte Tropfkraut (Rori-
dula dentata), deſſen Blaͤtter mit feinen Haaren und
einer zaͤhen und ſchleimigen Feuchtigkeit bedeckt ſind,
woran kleine Inſekten allezeit feſt kleben. Man ſetzt dieſe
Buͤſche in die Haͤuſer, um Fliegen damit zu fangen.
Unſer folgender Aufenthalt war bey Iſaak Viſage.
Darauf ritten wir Niklas Janſens Hof vorbey, und
kehrten bey Karl van der Merwel ein.
Auch hier liegt ein ſogenannter Tafelberg, und zwar
iſolirt mitten im Lande. Nord-weſtwaͤrts iſt er oben
ganz platt, und an der Seite ſteil; nach Suͤd-Oſt aber
iſt er abhaͤngig und ſehr hoch, und hat viele Huͤgel. Die
Einwohner dieſes gebirgigen Landes wohnen zwar in einer
ungemein hohen Gegend; ſie ſagen aber doch allezeit, wie-
wohl ganz unrichtig, (denn das Land wird dahin immer
niedriger) daß ſie nach dem Cap hinauf reiſen wollen.
Der Weitzen hatte hier noch keine Aehren, da ich
ihn doch jenſeit des Berges ſchon voͤllig in Aehren geſehen
hatte. Die Erbſen wurden erſt geſaͤet. Man ſaͤet und
erntet hier uͤberhaupt ein Paar Monathe ſpaͤter, als in
der Naͤhe des Cap und in dem jenſeitigen niedriger liegen-
den Lande. — Daß hier zu Lande das rechte Rad am
Pfluge groͤßer als das linke iſt, habe ich ſchon bemerkt.
Jenes hat acht Speichen, iſt mit einer eiſernen Platte ver-
ſehen, und ſo eingerichtet, daß es nicht abgenommen
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/362>, abgerufen am 22.11.2024.
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