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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Vierte Abtheilung. Vierter Abschnitt.

Hunde halten die Landleute auf ihren Höfen in gro-
ßer Anzahl. Sie leisten ihnen auch mancherley wesent-
lichen Nutzen. Sie werden von den Sklaven, welche
die Herden hüten, als Hirtenhunde gebraucht, halten
die wilden Thiere von den Höfen ab, schützen manchmahl
ihren Herrn vor der Gewaltthätigkeit der Sklaven, und
thun auf der Jagd sowohl als auf Reisen wichtige Dienste.
Die Einwohner in der Stadt pflanzen nicht leicht einen
Baum vor ihre Häuser, ohne einen todten Hund dabey
zu begraben; sie glauben, und zwar ganz richtig, das
Gedeihen und Wachsthum des Baumes dadurch zu be-
fördern; sie könnten aber auch andre todte Thiere dazu
nehmen.

Beym Seekuhthale (Zeeko Valley) hat die Com-
pagnie einen Hof, wo Dachstrickgras (Restio tectorum)
in Menge gewonnen wird. Man schneidet es zu einer
gewissen Zeit mit einer Sichel ab, und bereitet es zum
Dachdecken. So wie die Leute eine Hand voll abgeschnit-
ten haben, halten sie es am oberen Ende fest, und schleu-
dern das kurze Gras, welches sie nicht mit gefasset haben,
und das zum Decken nicht taugt, weg. Darauf wird
es in Schwaden gelegt, damit es trocken werde, und
wenn es trocken genug ist, in Bündel zusammen gebun-
den. Und mit diesem Strickgrase deckt man sowohl auf
dem Lande als in der Stadt überall die Gebäude, und
manchmahl macht man auch Hütten davon. Ein sol-
ches Dach kann zwanzig bis dreyßig Jahre liegen, und
würde noch länger aushalten, wenn nicht der Süd-Ost-
Wind viel Staub und dergleichen hinauf wehete, das sich
darin festsetzt, und hernach, wenn es regnet, die Nässe
in sich zieht, und dadurch Fäulniß verursacht.

So großen Ueberfluß die Leute auf dem Lande an
Eßwaaren haben, so groß ist bey ihnen oft der Mangel

Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.

Hunde halten die Landleute auf ihren Hoͤfen in gro-
ßer Anzahl. Sie leiſten ihnen auch mancherley weſent-
lichen Nutzen. Sie werden von den Sklaven, welche
die Herden huͤten, als Hirtenhunde gebraucht, halten
die wilden Thiere von den Hoͤfen ab, ſchuͤtzen manchmahl
ihren Herrn vor der Gewaltthaͤtigkeit der Sklaven, und
thun auf der Jagd ſowohl als auf Reiſen wichtige Dienſte.
Die Einwohner in der Stadt pflanzen nicht leicht einen
Baum vor ihre Haͤuſer, ohne einen todten Hund dabey
zu begraben; ſie glauben, und zwar ganz richtig, das
Gedeihen und Wachsthum des Baumes dadurch zu be-
foͤrdern; ſie koͤnnten aber auch andre todte Thiere dazu
nehmen.

Beym Seekuhthale (Zeeko Valley) hat die Com-
pagnie einen Hof, wo Dachſtrickgras (Reſtio tectorum)
in Menge gewonnen wird. Man ſchneidet es zu einer
gewiſſen Zeit mit einer Sichel ab, und bereitet es zum
Dachdecken. So wie die Leute eine Hand voll abgeſchnit-
ten haben, halten ſie es am oberen Ende feſt, und ſchleu-
dern das kurze Gras, welches ſie nicht mit gefaſſet haben,
und das zum Decken nicht taugt, weg. Darauf wird
es in Schwaden gelegt, damit es trocken werde, und
wenn es trocken genug iſt, in Buͤndel zuſammen gebun-
den. Und mit dieſem Strickgraſe deckt man ſowohl auf
dem Lande als in der Stadt uͤberall die Gebaͤude, und
manchmahl macht man auch Huͤtten davon. Ein ſol-
ches Dach kann zwanzig bis dreyßig Jahre liegen, und
wuͤrde noch laͤnger aushalten, wenn nicht der Suͤd-Oſt-
Wind viel Staub und dergleichen hinauf wehete, das ſich
darin feſtſetzt, und hernach, wenn es regnet, die Naͤſſe
in ſich zieht, und dadurch Faͤulniß verurſacht.

So großen Ueberfluß die Leute auf dem Lande an
Eßwaaren haben, ſo groß iſt bey ihnen oft der Mangel

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[248/0276] Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. Hunde halten die Landleute auf ihren Hoͤfen in gro- ßer Anzahl. Sie leiſten ihnen auch mancherley weſent- lichen Nutzen. Sie werden von den Sklaven, welche die Herden huͤten, als Hirtenhunde gebraucht, halten die wilden Thiere von den Hoͤfen ab, ſchuͤtzen manchmahl ihren Herrn vor der Gewaltthaͤtigkeit der Sklaven, und thun auf der Jagd ſowohl als auf Reiſen wichtige Dienſte. Die Einwohner in der Stadt pflanzen nicht leicht einen Baum vor ihre Haͤuſer, ohne einen todten Hund dabey zu begraben; ſie glauben, und zwar ganz richtig, das Gedeihen und Wachsthum des Baumes dadurch zu be- foͤrdern; ſie koͤnnten aber auch andre todte Thiere dazu nehmen. Beym Seekuhthale (Zeeko Valley) hat die Com- pagnie einen Hof, wo Dachſtrickgras (Reſtio tectorum) in Menge gewonnen wird. Man ſchneidet es zu einer gewiſſen Zeit mit einer Sichel ab, und bereitet es zum Dachdecken. So wie die Leute eine Hand voll abgeſchnit- ten haben, halten ſie es am oberen Ende feſt, und ſchleu- dern das kurze Gras, welches ſie nicht mit gefaſſet haben, und das zum Decken nicht taugt, weg. Darauf wird es in Schwaden gelegt, damit es trocken werde, und wenn es trocken genug iſt, in Buͤndel zuſammen gebun- den. Und mit dieſem Strickgraſe deckt man ſowohl auf dem Lande als in der Stadt uͤberall die Gebaͤude, und manchmahl macht man auch Huͤtten davon. Ein ſol- ches Dach kann zwanzig bis dreyßig Jahre liegen, und wuͤrde noch laͤnger aushalten, wenn nicht der Suͤd-Oſt- Wind viel Staub und dergleichen hinauf wehete, das ſich darin feſtſetzt, und hernach, wenn es regnet, die Naͤſſe in ſich zieht, und dadurch Faͤulniß verurſacht. So großen Ueberfluß die Leute auf dem Lande an Eßwaaren haben, ſo groß iſt bey ihnen oft der Mangel

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/276>, abgerufen am 28.11.2024.