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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Dritte Abtheilung. Sechster Abschnitt.

Am Camtousflusse wohnen Hottentotten und Kaf-
fern um einander, gleichsam als auf der Grenze ihrer
beyderseitigen Länder. Einige Meilen tiefer ins Land
hinein nimmt das eigentlich sogenannte Kafferland den
Anfang.

Im Flusse selbst finden sich noch viele Nilpferde
oder Seepferde (Hippopotamus), die man hier zu Lande
Seekühe nennt. Fast hat man sich darüber zu verwun-
dern, da sie seit langer Zeit in so großer Anzahl wegge-
schossen sind und sich dadurch unglaublich vermindert ha-
ben. Der processus mamillaris dieses Thiers soll ein gu-
tes Mittel gegen den Stein seyn. Verschiedne Seekühe
wurden zwar von uns verwundet, aber keine todtgeschos-
sen. Wir hielten uns auch einmahl eine ganze Nacht
bis an den Morgen in der Nähe dieses Flusses an einem
Orte, wo diese Thiere ans Land zu kommen pflegen, auf;
aber wir sahen keines kommen.

Bey den in dieser Gegend wohnenden Bauern sah
ich verschiedne chinesische Schweine. -- Die Gold-
hähnchen (Chrysomela) thun den Gartengewächsen vie-
len Schaden; manche fressen sie ganz kahl. -- Die
Rindviehheerden machen des Landmanns Eigenthum aus.
Sie sind aber verschiednen, zum Theil ganz eignen,
Krankheiten unterworfen. Dahin gehört die sogenannte
Zungenkrankheit (Tung-Ziekte). Diese besteht darin,
daß die Zunge voll Blasen wird, welche einen dünnen
Eiter geben; und sie macht, daß das Vieh nicht fressen
kann, sondern abnimmt, und endlich ganz mager wird,
ja wohl gar daran stirbt. Der Landmann pflegt diese
Blasen mit Salz abzureiben. -- Eine andre solcher
Krankheiten des Hornviehes ist die Klauenkrankheit
(Klaauw-Ziekte). Wenn das Vieh damit befallen
wird, werden die Klauen an den Füßen los, und die

Dritte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.

Am Camtousfluſſe wohnen Hottentotten und Kaf-
fern um einander, gleichſam als auf der Grenze ihrer
beyderſeitigen Laͤnder. Einige Meilen tiefer ins Land
hinein nimmt das eigentlich ſogenannte Kafferland den
Anfang.

Im Fluſſe ſelbſt finden ſich noch viele Nilpferde
oder Seepferde (Hippopotamus), die man hier zu Lande
Seekuͤhe nennt. Faſt hat man ſich daruͤber zu verwun-
dern, da ſie ſeit langer Zeit in ſo großer Anzahl wegge-
ſchoſſen ſind und ſich dadurch unglaublich vermindert ha-
ben. Der proceſſus mamillaris dieſes Thiers ſoll ein gu-
tes Mittel gegen den Stein ſeyn. Verſchiedne Seekuͤhe
wurden zwar von uns verwundet, aber keine todtgeſchoſ-
ſen. Wir hielten uns auch einmahl eine ganze Nacht
bis an den Morgen in der Naͤhe dieſes Fluſſes an einem
Orte, wo dieſe Thiere ans Land zu kommen pflegen, auf;
aber wir ſahen keines kommen.

Bey den in dieſer Gegend wohnenden Bauern ſah
ich verſchiedne chineſiſche Schweine. — Die Gold-
haͤhnchen (Chryſomela) thun den Gartengewaͤchſen vie-
len Schaden; manche freſſen ſie ganz kahl. — Die
Rindviehheerden machen des Landmanns Eigenthum aus.
Sie ſind aber verſchiednen, zum Theil ganz eignen,
Krankheiten unterworfen. Dahin gehoͤrt die ſogenannte
Zungenkrankheit (Tung-Ziekte). Dieſe beſteht darin,
daß die Zunge voll Blaſen wird, welche einen duͤnnen
Eiter geben; und ſie macht, daß das Vieh nicht freſſen
kann, ſondern abnimmt, und endlich ganz mager wird,
ja wohl gar daran ſtirbt. Der Landmann pflegt dieſe
Blaſen mit Salz abzureiben. — Eine andre ſolcher
Krankheiten des Hornviehes iſt die Klauenkrankheit
(Klaauw-Ziekte). Wenn das Vieh damit befallen
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[186/0214] Dritte Abtheilung. Sechster Abſchnitt. Am Camtousfluſſe wohnen Hottentotten und Kaf- fern um einander, gleichſam als auf der Grenze ihrer beyderſeitigen Laͤnder. Einige Meilen tiefer ins Land hinein nimmt das eigentlich ſogenannte Kafferland den Anfang. Im Fluſſe ſelbſt finden ſich noch viele Nilpferde oder Seepferde (Hippopotamus), die man hier zu Lande Seekuͤhe nennt. Faſt hat man ſich daruͤber zu verwun- dern, da ſie ſeit langer Zeit in ſo großer Anzahl wegge- ſchoſſen ſind und ſich dadurch unglaublich vermindert ha- ben. Der proceſſus mamillaris dieſes Thiers ſoll ein gu- tes Mittel gegen den Stein ſeyn. Verſchiedne Seekuͤhe wurden zwar von uns verwundet, aber keine todtgeſchoſ- ſen. Wir hielten uns auch einmahl eine ganze Nacht bis an den Morgen in der Naͤhe dieſes Fluſſes an einem Orte, wo dieſe Thiere ans Land zu kommen pflegen, auf; aber wir ſahen keines kommen. Bey den in dieſer Gegend wohnenden Bauern ſah ich verſchiedne chineſiſche Schweine. — Die Gold- haͤhnchen (Chryſomela) thun den Gartengewaͤchſen vie- len Schaden; manche freſſen ſie ganz kahl. — Die Rindviehheerden machen des Landmanns Eigenthum aus. Sie ſind aber verſchiednen, zum Theil ganz eignen, Krankheiten unterworfen. Dahin gehoͤrt die ſogenannte Zungenkrankheit (Tung-Ziekte). Dieſe beſteht darin, daß die Zunge voll Blaſen wird, welche einen duͤnnen Eiter geben; und ſie macht, daß das Vieh nicht freſſen kann, ſondern abnimmt, und endlich ganz mager wird, ja wohl gar daran ſtirbt. Der Landmann pflegt dieſe Blaſen mit Salz abzureiben. — Eine andre ſolcher Krankheiten des Hornviehes iſt die Klauenkrankheit (Klaauw-Ziekte). Wenn das Vieh damit befallen wird, werden die Klauen an den Fuͤßen los, und die

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/214>, abgerufen am 24.11.2024.