hält. Die Wurzel wird auch in Scheiben zerschnitten und aufgelegt, und zieht alsdann so stark, daß, wenn sie nur eine Nacht aufliegt, die Wunde einen ganzen Mo- nath offen bleibt. Das Kraut selbst wächst meistentheils am Abhange der Berge, und wird auch gegen Rheuma- tismen und Gliederschmerzen gebraucht.
Diejenigen Hottentotten, welche wir bisher auf unsrer Reise angetroffen hatten, waren in den Häusern der Europäer, oder doch in der Nachbarschaft der Höfe der Kolonisten erzogen, also nicht völlig in ihrem natürlichen oder Hottentottischen Zustande. Die, welche wir jetzt, besonders aber die, welche wir hernach besuchten, wohn- ten größtentheils in weiterer Entfernung von den Euro- päern und von ihnen getrennt, hatten zum Theil eigne Dörfer und eigne Wirthschaft, und zeigten sich mehr und mehr in demjenigen Zustande, worin sie von Natur waren, und wir sie näher kennen zu lernen suchten. Vor hundert Jahren war es viel leichter, die eigenthüm- liche Lebensart und Sitten dieses Volks zu erforschen und sich gehörige Kenntniß davon zu verschaffen, da sie dem Cap näher wohnten, zahlreicher waren, und in ihrer Frey- heit lebten. Jetzt ist der Weg zu der Gegend ihres Auf- enthalts sehr weit, ihre bürgerlichen Gesellschaften klein, ihre Sitten und Lebensart sehr verändert, und die ganze Na- tion in einem gezwungenen und eingeschränkten Zustande. Diejenigen, welche sich bey den Kolonisten in Dienst vermiethet haben, können zum Theil ziemlich gut Hollän- disch sprechen. Als die Bauern zu allererst sich in diesen Bezirken niederließen, fanden sie die Hottentotten sehr bange vor Pulver und Schießgewehr, und hörten sie sagen, sie könnten nicht begreifen, wie es mit den Pfeilen der Europäer (Pfeile nannten sie die Kugeln), welche sie nach dem Schusse in der Fahrt nicht sehen, und mit ihren
Reiſe von Zwellendam nach dem Ataquathale.
haͤlt. Die Wurzel wird auch in Scheiben zerſchnitten und aufgelegt, und zieht alsdann ſo ſtark, daß, wenn ſie nur eine Nacht aufliegt, die Wunde einen ganzen Mo- nath offen bleibt. Das Kraut ſelbſt waͤchſt meiſtentheils am Abhange der Berge, und wird auch gegen Rheuma- tiſmen und Gliederſchmerzen gebraucht.
Diejenigen Hottentotten, welche wir bisher auf unſrer Reiſe angetroffen hatten, waren in den Haͤuſern der Europaͤer, oder doch in der Nachbarſchaft der Hoͤfe der Koloniſten erzogen, alſo nicht voͤllig in ihrem natuͤrlichen oder Hottentottiſchen Zuſtande. Die, welche wir jetzt, beſonders aber die, welche wir hernach beſuchten, wohn- ten groͤßtentheils in weiterer Entfernung von den Euro- paͤern und von ihnen getrennt, hatten zum Theil eigne Doͤrfer und eigne Wirthſchaft, und zeigten ſich mehr und mehr in demjenigen Zuſtande, worin ſie von Natur waren, und wir ſie naͤher kennen zu lernen ſuchten. Vor hundert Jahren war es viel leichter, die eigenthuͤm- liche Lebensart und Sitten dieſes Volks zu erforſchen und ſich gehoͤrige Kenntniß davon zu verſchaffen, da ſie dem Cap naͤher wohnten, zahlreicher waren, und in ihrer Frey- heit lebten. Jetzt iſt der Weg zu der Gegend ihres Auf- enthalts ſehr weit, ihre buͤrgerlichen Geſellſchaften klein, ihre Sitten und Lebensart ſehr veraͤndert, und die ganze Na- tion in einem gezwungenen und eingeſchraͤnkten Zuſtande. Diejenigen, welche ſich bey den Koloniſten in Dienſt vermiethet haben, koͤnnen zum Theil ziemlich gut Hollaͤn- diſch ſprechen. Als die Bauern zu allererſt ſich in dieſen Bezirken niederließen, fanden ſie die Hottentotten ſehr bange vor Pulver und Schießgewehr, und hoͤrten ſie ſagen, ſie koͤnnten nicht begreifen, wie es mit den Pfeilen der Europaͤer (Pfeile nannten ſie die Kugeln), welche ſie nach dem Schuſſe in der Fahrt nicht ſehen, und mit ihren
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Reiſe von Zwellendam nach dem Ataquathale.
haͤlt. Die Wurzel wird auch in Scheiben zerſchnitten
und aufgelegt, und zieht alsdann ſo ſtark, daß, wenn ſie
nur eine Nacht aufliegt, die Wunde einen ganzen Mo-
nath offen bleibt. Das Kraut ſelbſt waͤchſt meiſtentheils
am Abhange der Berge, und wird auch gegen Rheuma-
tiſmen und Gliederſchmerzen gebraucht.
Diejenigen Hottentotten, welche wir bisher auf
unſrer Reiſe angetroffen hatten, waren in den Haͤuſern der
Europaͤer, oder doch in der Nachbarſchaft der Hoͤfe der
Koloniſten erzogen, alſo nicht voͤllig in ihrem natuͤrlichen
oder Hottentottiſchen Zuſtande. Die, welche wir jetzt,
beſonders aber die, welche wir hernach beſuchten, wohn-
ten groͤßtentheils in weiterer Entfernung von den Euro-
paͤern und von ihnen getrennt, hatten zum Theil eigne
Doͤrfer und eigne Wirthſchaft, und zeigten ſich mehr
und mehr in demjenigen Zuſtande, worin ſie von Natur
waren, und wir ſie naͤher kennen zu lernen ſuchten.
Vor hundert Jahren war es viel leichter, die eigenthuͤm-
liche Lebensart und Sitten dieſes Volks zu erforſchen und
ſich gehoͤrige Kenntniß davon zu verſchaffen, da ſie dem
Cap naͤher wohnten, zahlreicher waren, und in ihrer Frey-
heit lebten. Jetzt iſt der Weg zu der Gegend ihres Auf-
enthalts ſehr weit, ihre buͤrgerlichen Geſellſchaften klein,
ihre Sitten und Lebensart ſehr veraͤndert, und die ganze Na-
tion in einem gezwungenen und eingeſchraͤnkten Zuſtande.
Diejenigen, welche ſich bey den Koloniſten in Dienſt
vermiethet haben, koͤnnen zum Theil ziemlich gut Hollaͤn-
diſch ſprechen. Als die Bauern zu allererſt ſich in dieſen
Bezirken niederließen, fanden ſie die Hottentotten ſehr
bange vor Pulver und Schießgewehr, und hoͤrten ſie ſagen,
ſie koͤnnten nicht begreifen, wie es mit den Pfeilen der
Europaͤer (Pfeile nannten ſie die Kugeln), welche ſie
nach dem Schuſſe in der Fahrt nicht ſehen, und mit ihren
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/187>, abgerufen am 22.11.2024.
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