Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritte Abtheilung. Fünfter Abschnitt.
Schrauben, die man nicht wie einen Nagel einstecken
könnte, beschaffen sey.

Man sprach hier viel von einem Hottentotten, der
vor einigen Jahren gestorben war. Dieser Kerl war von
einem wilden Büffelochsen gestoßen, und hatte dadurch
den ganzen untern Kinnbacken verlohren. Demungeach-
tet lebte er noch zwölf bis dreyzehn Jahre nach diesem un-
glücklichen Vorfalle. Reden konnte er nicht. Das Es-
sen zermalmte er zwischen zwey Steinen, die bey den Hot-
tentotten die Stelle des Mörsers zu vertreten pflegen,
und stopfte es hernach mit den Fingern in den Schlund.
Tobak konnte er auch rauchen, wenn er die Hand vorhielt.
Endlich erschoß er noch denselben Büffel, der ihn so be-
schädigt hatte.

Seit unsrer Abreise von Rothesand bis hieher, hat-
ten wir unsern Weg beständig Süd-Oestlich genommen.
Das Land, wodurch wir reiseten, war zu beyden Seiten
von Bergen umgeben, von denen die zur Rechten liegen-
de Reihe nunmehr zu Ende war, ohne ganz nach der
Küste des Meeres hinzureichen. Die andre Gebirgskette
aber, welche wir zur linken Hand hatten, erstreckte sich
noch weiter, und wir sahen uns daher genöthigt, hinüber
zu reisen, wenn wir tiefer ins Land hinein wollten Ei-
ne solche Passage über dies Gebirge geht durch das Atta-
quasthal (Attaquas-Kloof), welches so lang ist, daß die
Durchfahrt beynahe einen ganzen Tag währt.

Fünfter Abschnitt.
Reise vom Ataquathale durchs
Houtniqualand
.

Den 29. October beschlossen wir, mit Herrn Immel-
mann
unsern Wagen durch das Attaquasthal gehen zu

lassen,

Dritte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
Schrauben, die man nicht wie einen Nagel einſtecken
koͤnnte, beſchaffen ſey.

Man ſprach hier viel von einem Hottentotten, der
vor einigen Jahren geſtorben war. Dieſer Kerl war von
einem wilden Buͤffelochſen geſtoßen, und hatte dadurch
den ganzen untern Kinnbacken verlohren. Demungeach-
tet lebte er noch zwoͤlf bis dreyzehn Jahre nach dieſem un-
gluͤcklichen Vorfalle. Reden konnte er nicht. Das Eſ-
ſen zermalmte er zwiſchen zwey Steinen, die bey den Hot-
tentotten die Stelle des Moͤrſers zu vertreten pflegen,
und ſtopfte es hernach mit den Fingern in den Schlund.
Tobak konnte er auch rauchen, wenn er die Hand vorhielt.
Endlich erſchoß er noch denſelben Buͤffel, der ihn ſo be-
ſchaͤdigt hatte.

Seit unſrer Abreiſe von Rotheſand bis hieher, hat-
ten wir unſern Weg beſtaͤndig Suͤd-Oeſtlich genommen.
Das Land, wodurch wir reiſeten, war zu beyden Seiten
von Bergen umgeben, von denen die zur Rechten liegen-
de Reihe nunmehr zu Ende war, ohne ganz nach der
Kuͤſte des Meeres hinzureichen. Die andre Gebirgskette
aber, welche wir zur linken Hand hatten, erſtreckte ſich
noch weiter, und wir ſahen uns daher genoͤthigt, hinuͤber
zu reiſen, wenn wir tiefer ins Land hinein wollten Ei-
ne ſolche Paſſage uͤber dies Gebirge geht durch das Atta-
quasthal (Attaquas-Kloof), welches ſo lang iſt, daß die
Durchfahrt beynahe einen ganzen Tag waͤhrt.

Fuͤnfter Abſchnitt.
Reiſe vom Ataquathale durchs
Houtniqualand
.

Den 29. October beſchloſſen wir, mit Herrn Immel-
mann
unſern Wagen durch das Attaquasthal gehen zu

laſſen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0188" n="160"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritte Abtheilung. Fu&#x0364;nfter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
Schrauben, die man nicht wie einen Nagel ein&#x017F;tecken<lb/>
ko&#x0364;nnte, be&#x017F;chaffen &#x017F;ey.</p><lb/>
          <p>Man &#x017F;prach hier viel von einem Hottentotten, der<lb/>
vor einigen Jahren ge&#x017F;torben war. Die&#x017F;er Kerl war von<lb/>
einem wilden Bu&#x0364;ffeloch&#x017F;en ge&#x017F;toßen, und hatte dadurch<lb/>
den ganzen untern Kinnbacken verlohren. Demungeach-<lb/>
tet lebte er noch zwo&#x0364;lf bis dreyzehn Jahre nach die&#x017F;em un-<lb/>
glu&#x0364;cklichen Vorfalle. Reden konnte er nicht. Das E&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en zermalmte er zwi&#x017F;chen zwey Steinen, die bey den Hot-<lb/>
tentotten die Stelle des Mo&#x0364;r&#x017F;ers zu vertreten pflegen,<lb/>
und &#x017F;topfte es hernach mit den Fingern in den Schlund.<lb/>
Tobak konnte er auch rauchen, wenn er die Hand vorhielt.<lb/>
Endlich er&#x017F;choß er noch den&#x017F;elben Bu&#x0364;ffel, der ihn &#x017F;o be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;digt hatte.</p><lb/>
          <p>Seit un&#x017F;rer Abrei&#x017F;e von <placeName>Rothe&#x017F;and</placeName> bis hieher, hat-<lb/>
ten wir un&#x017F;ern Weg be&#x017F;ta&#x0364;ndig Su&#x0364;d-Oe&#x017F;tlich genommen.<lb/>
Das Land, wodurch wir rei&#x017F;eten, war zu beyden Seiten<lb/>
von Bergen umgeben, von denen die zur Rechten liegen-<lb/>
de Reihe nunmehr zu Ende war, ohne ganz nach der<lb/>
Ku&#x0364;&#x017F;te des Meeres hinzureichen. Die andre Gebirgskette<lb/>
aber, welche wir zur linken Hand hatten, er&#x017F;treckte &#x017F;ich<lb/>
noch weiter, und wir &#x017F;ahen uns daher geno&#x0364;thigt, hinu&#x0364;ber<lb/>
zu rei&#x017F;en, wenn wir tiefer ins Land hinein wollten Ei-<lb/>
ne &#x017F;olche Pa&#x017F;&#x017F;age u&#x0364;ber dies Gebirge geht durch das Atta-<lb/>
quasthal (<hi rendition="#aq">Attaquas-Kloof</hi>), welches &#x017F;o lang i&#x017F;t, daß die<lb/>
Durchfahrt beynahe einen ganzen Tag wa&#x0364;hrt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Fu&#x0364;nfter Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Rei&#x017F;e vom <placeName>Ataquathale</placeName> durchs<lb/><placeName>Houtniqualand</placeName></hi>.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>en 29. October be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wir, mit Herrn <persName>Immel-<lb/>
mann</persName> un&#x017F;ern Wagen durch das Attaquasthal gehen zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">la&#x017F;&#x017F;en,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0188] Dritte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt. Schrauben, die man nicht wie einen Nagel einſtecken koͤnnte, beſchaffen ſey. Man ſprach hier viel von einem Hottentotten, der vor einigen Jahren geſtorben war. Dieſer Kerl war von einem wilden Buͤffelochſen geſtoßen, und hatte dadurch den ganzen untern Kinnbacken verlohren. Demungeach- tet lebte er noch zwoͤlf bis dreyzehn Jahre nach dieſem un- gluͤcklichen Vorfalle. Reden konnte er nicht. Das Eſ- ſen zermalmte er zwiſchen zwey Steinen, die bey den Hot- tentotten die Stelle des Moͤrſers zu vertreten pflegen, und ſtopfte es hernach mit den Fingern in den Schlund. Tobak konnte er auch rauchen, wenn er die Hand vorhielt. Endlich erſchoß er noch denſelben Buͤffel, der ihn ſo be- ſchaͤdigt hatte. Seit unſrer Abreiſe von Rotheſand bis hieher, hat- ten wir unſern Weg beſtaͤndig Suͤd-Oeſtlich genommen. Das Land, wodurch wir reiſeten, war zu beyden Seiten von Bergen umgeben, von denen die zur Rechten liegen- de Reihe nunmehr zu Ende war, ohne ganz nach der Kuͤſte des Meeres hinzureichen. Die andre Gebirgskette aber, welche wir zur linken Hand hatten, erſtreckte ſich noch weiter, und wir ſahen uns daher genoͤthigt, hinuͤber zu reiſen, wenn wir tiefer ins Land hinein wollten Ei- ne ſolche Paſſage uͤber dies Gebirge geht durch das Atta- quasthal (Attaquas-Kloof), welches ſo lang iſt, daß die Durchfahrt beynahe einen ganzen Tag waͤhrt. Fuͤnfter Abſchnitt. Reiſe vom Ataquathale durchs Houtniqualand. Den 29. October beſchloſſen wir, mit Herrn Immel- mann unſern Wagen durch das Attaquasthal gehen zu laſſen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/188
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/188>, abgerufen am 22.11.2024.