Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Einige kleine Reisen vom Cap ins Land. derlassen und ansiedeln will, ist daher, schwarze oder Gar-tenerde aufzusuchen und nachzuspüren, ob sich in der Nachbarschaft etwas Wasser findet. Das von den Ber- gen zu den unten liegenden Höfen herabfließende Wasser wird oft durch Kunst dahin, wo man es gebrauchen will, geleitet, zum Exempel nach Wasserkünsten, nach Gär- ten, um sie bey eintretender Dürre zu bewässern, oder nach angelegten Fischteichen. Dasjenige Wasser, wel- ches auf dem Felde unterhalb der Berge sich in Bäche sammelt, die hin und wieder so tief werden, daß man Fäh- ren oder Böte, um überzukommen, gebrauchen muß, wissen die Landleute durch Dämme aufzufassen, und in ihre an solchen Bächen liegende Weinberge oder vielmehr Weingärten zu leiten, welche alsdann bey langsamen Ab- flusse des Wassers zugleich gedünget und fruchtbarer ge- macht werden. In der Gegend von Paarl blühet der Weinbau sehr, Einige kleine Reiſen vom Cap ins Land. derlaſſen und anſiedeln will, iſt daher, ſchwarze oder Gar-tenerde aufzuſuchen und nachzuſpuͤren, ob ſich in der Nachbarſchaft etwas Waſſer findet. Das von den Ber- gen zu den unten liegenden Hoͤfen herabfließende Waſſer wird oft durch Kunſt dahin, wo man es gebrauchen will, geleitet, zum Exempel nach Waſſerkuͤnſten, nach Gaͤr- ten, um ſie bey eintretender Duͤrre zu bewaͤſſern, oder nach angelegten Fiſchteichen. Dasjenige Waſſer, wel- ches auf dem Felde unterhalb der Berge ſich in Baͤche ſammelt, die hin und wieder ſo tief werden, daß man Faͤh- ren oder Boͤte, um uͤberzukommen, gebrauchen muß, wiſſen die Landleute durch Daͤmme aufzufaſſen, und in ihre an ſolchen Baͤchen liegende Weinberge oder vielmehr Weingaͤrten zu leiten, welche alsdann bey langſamen Ab- fluſſe des Waſſers zugleich geduͤnget und fruchtbarer ge- macht werden. In der Gegend von Paarl bluͤhet der Weinbau ſehr, <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0149" n="121"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einige kleine Reiſen vom <placeName>Cap</placeName> ins Land.</hi></fw><lb/> derlaſſen und anſiedeln will, iſt daher, ſchwarze oder Gar-<lb/> tenerde aufzuſuchen und nachzuſpuͤren, ob ſich in der<lb/> Nachbarſchaft etwas Waſſer findet. Das von den Ber-<lb/> gen zu den unten liegenden Hoͤfen herabfließende Waſſer<lb/> wird oft durch Kunſt dahin, wo man es gebrauchen will,<lb/> geleitet, zum Exempel nach Waſſerkuͤnſten, nach Gaͤr-<lb/> ten, um ſie bey eintretender Duͤrre zu bewaͤſſern, oder<lb/> nach angelegten Fiſchteichen. Dasjenige Waſſer, wel-<lb/> ches auf dem Felde unterhalb der Berge ſich in Baͤche<lb/> ſammelt, die hin und wieder ſo tief werden, daß man Faͤh-<lb/> ren oder Boͤte, um uͤberzukommen, gebrauchen muß,<lb/> wiſſen die Landleute durch Daͤmme aufzufaſſen, und in<lb/> ihre an ſolchen Baͤchen liegende Weinberge oder vielmehr<lb/> Weingaͤrten zu leiten, welche alsdann bey langſamen Ab-<lb/> fluſſe des Waſſers zugleich geduͤnget und fruchtbarer ge-<lb/> macht werden.</p><lb/> <p>In der Gegend von <placeName>Paarl</placeName> bluͤhet der Weinbau ſehr,<lb/> und man ſieht hier Weinſtoͤcke, die funfzig Jahr alt ſind.<lb/> Eine Weinrebe traͤgt, der mir davon gemachten Erzaͤh-<lb/> lung zufolge, ſchon im erſten Jahre, nachdem ſie ge-<lb/> pflanzt iſt, Frucht, und im dritten Jahre liefert ſie be-<lb/> reits eine voͤllige Ernte. Die Weinſtoͤcke haͤlt man hier<lb/> durchgaͤngig niedrig, um ſie zu zwingen, daß ſie recht<lb/> große Trauben tragen. Die Weinberge werden alle<lb/> Jahr umgegraben, jedoch ſo, daß die Weinſtoͤcke nicht<lb/> beſchaͤdigt werden. Beym Duͤngen graͤbt man die Erde<lb/> um den Weinſtock auf und raͤumt ſie weg, ſo daß eine<lb/> Grube entſteht, worin der Miſt gelegt wird. Wenn<lb/> ein Weinſtock ausgeht, ſo beugt man eine Ranke von<lb/> dem naͤchſt dabey ſtehenden herunter in das Loch, die<lb/> alsdann ſehr bald Wurzel faſſet, und hernach vom<lb/> Mutterſtocke abgeſchnitten und zum eignen Weinſtocke<lb/> wird.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [121/0149]
Einige kleine Reiſen vom Cap ins Land.
derlaſſen und anſiedeln will, iſt daher, ſchwarze oder Gar-
tenerde aufzuſuchen und nachzuſpuͤren, ob ſich in der
Nachbarſchaft etwas Waſſer findet. Das von den Ber-
gen zu den unten liegenden Hoͤfen herabfließende Waſſer
wird oft durch Kunſt dahin, wo man es gebrauchen will,
geleitet, zum Exempel nach Waſſerkuͤnſten, nach Gaͤr-
ten, um ſie bey eintretender Duͤrre zu bewaͤſſern, oder
nach angelegten Fiſchteichen. Dasjenige Waſſer, wel-
ches auf dem Felde unterhalb der Berge ſich in Baͤche
ſammelt, die hin und wieder ſo tief werden, daß man Faͤh-
ren oder Boͤte, um uͤberzukommen, gebrauchen muß,
wiſſen die Landleute durch Daͤmme aufzufaſſen, und in
ihre an ſolchen Baͤchen liegende Weinberge oder vielmehr
Weingaͤrten zu leiten, welche alsdann bey langſamen Ab-
fluſſe des Waſſers zugleich geduͤnget und fruchtbarer ge-
macht werden.
In der Gegend von Paarl bluͤhet der Weinbau ſehr,
und man ſieht hier Weinſtoͤcke, die funfzig Jahr alt ſind.
Eine Weinrebe traͤgt, der mir davon gemachten Erzaͤh-
lung zufolge, ſchon im erſten Jahre, nachdem ſie ge-
pflanzt iſt, Frucht, und im dritten Jahre liefert ſie be-
reits eine voͤllige Ernte. Die Weinſtoͤcke haͤlt man hier
durchgaͤngig niedrig, um ſie zu zwingen, daß ſie recht
große Trauben tragen. Die Weinberge werden alle
Jahr umgegraben, jedoch ſo, daß die Weinſtoͤcke nicht
beſchaͤdigt werden. Beym Duͤngen graͤbt man die Erde
um den Weinſtock auf und raͤumt ſie weg, ſo daß eine
Grube entſteht, worin der Miſt gelegt wird. Wenn
ein Weinſtock ausgeht, ſo beugt man eine Ranke von
dem naͤchſt dabey ſtehenden herunter in das Loch, die
alsdann ſehr bald Wurzel faſſet, und hernach vom
Mutterſtocke abgeſchnitten und zum eignen Weinſtocke
wird.
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